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Sachsen spannen 5G-Netze gegen überdüngte Äcker

5G-Netze, viele kleine Bodensensoren und ein zentrales Plansystem sollen künftig Bauern in Sachsen dabei beraten, wo sie ihre Äcker stärker oder schwächer düngen und bewässern müssen. Grafik: TUD/ast

5G-Netze, viele kleine Bodensensoren und ein zentrales Plansystem sollen künftig Bauern in Sachsen dabei beraten, wo sie ihre Äcker stärker oder schwächer düngen und bewässern müssen. Grafik: TUD/ast

Bundes-Klöckner gibt 7,6 Millionen Euro für Projekt „Landnetz“

Dresden/Nossen, 17. Oktober 2019. Überdüngt ein Bauer seinen Boden, verplempert er nicht nur Geld, sondern mindert meist auch seine Ernte und schädigt das ökologische Gleichgewicht. Forscher der TU Dresden wollen nun gemeinsam mit sächsischen Landwirten durch den neuen 5G-Mobilfunk eine ökologischere Landwirtschaft fördern – und gleichzeitig die Acker-Erträge verbessern. Und dies ist nur ein Mosaikstein im nun gestarteten Projekt „Landnetz“, das Hochtechnologie, Ökologie und Landwirtschaft miteinander verheiraten soll. Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) hat den Sachsen dafür jetzt 7,6 Millionen Euro zugesagt. Das geht aus einer Mitteilung der TU Dresden hervor.

TU Dresden organisiert 5G-Agrarnetz zwischen Nossen und Torgau

Finanziert durch diese Fördergelder, wollen die Wissenschaftler und Praktiker unter anderem ein etwa 2000 Quadratkilometer großes 5G-Experimentierfeld zwischen Nossen und Torgau aufspannen. Zugleich spicken sie die Äcker mit Sensoren für Bodendichte, Feuchtigkeit und Nährstoffgehalt. Die melden dann die gesammelten Daten automatisch per 5G-Mobilfunk an den Bauernhof-Zentralrechner. Dort analysiert dann ein „Farm Management Informationssystem“ (FMIS), wo der Bauern nachdüngen, mehr Wasser zugeben oder den Boden in Ruhe lassen sollte.

In der Landtechnik sieht Professor Thomas Herlitzius vom Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik der TU Dresden neue Trends: Statt Mähdrescher, Traktoren und andere Feldmaschinen immer breiter, schneller und schwerer zu machen, geht der Trend in der Agrarwirtschaft zu Hightech: zu Digitalisierung, autonomen Fahrzeugen und ernteschwärmen. Foto: Heiko Weckbrodt

In der Landtechnik sieht Professor Thomas Herlitzius vom Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik der TU Dresden neue Trends: Statt Mähdrescher, Traktoren und andere Feldmaschinen immer breiter, schneller und schwerer zu machen, geht der Trend in der Agrarwirtschaft zu Hightech: zu Digitalisierung, autonomen Fahrzeugen und Ernteschwärmen. Foto: Heiko Weckbrodt

Widerspruch zwischen Ökonomie und Ökologie überwinden

„Die Digitalisierung der Landwirtschaft erlaubt uns zukünftig völlig neue Perspektiven, um für den scheinbar unvermeidlichen Widerspruch zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit akzeptable Lösungen zu finden“, hofft Prof. Thomas Herlitzius vom Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik an der TU Dresden. „Dadurch leisten wir einen signifikanten Beitrag zum Umweltschutz, Tierwohl und ermöglichen auch eine Ertragsoptimierung.“

Monopolwissen über fruchtbares Land wäre Gold wert

Außerdem wollen die Forscher neue Geschäftsmodelle und Vernetzungs-Effekte durch die 5G-Technologie auf dem Lande ausloten. Auch die Hoheit über all die gesammelten Bodendaten wird ein Schwerpunkt des Projekts „Landnetz“ sein. Denn derzeit sind es vor allem die großen Agrarmaschinen-Hersteller wie John Deer, Fendt und New Holland, die solche Informationen horten können – über ihre Traktoren, Mähdrescher und anderen sensorgespickten Landmobile. Zudem werden diese Daten auch in aller Regel in Rechenzentren in Übersee abgelegt und nicht auf Computern in Deutschland. All das schürt die Sorge deutscher Landwirte, dass einige wenige Konzerne bald monopolartiges Wissen über die fruchtbaren Böden der Welt haben werden.

Bauer soll Eigentümer seiner Daten bleiben

Daher wollen die „Landnetz“-Partner ihre Datennetze anders organisieren als die Amerikaner, deutsche Rechnerwolken (Clouds) aufbauen, die lokal gesammelte Agrarinformationen verarbeiten und speichern – und dafür sorgen, dass die „Daten in der Hoheit des Landwirts bleiben“, so die Koordinatoren. Zum Projekt gehören das Dresdner „5G-Lab Germany“ , das Fraunhofer-Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) Dresden, das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), die Institute für Naturstofftechnik und Nachrichtentechnik, der Lehrstuhl für Agrarsystemtechnik von Prof. Thomas Herlitzius und der Vodafone-Stiftungslehrstuhl für Mobile Nachrichtensysteme von Prof. Gerhard Fettweis an der TU Dresden, das sächsische Landwirtschaftsministerium sowie ihre Praxispartner. Mit dem neuen „Landnetz“, dem Innovationszentrum „simul+“ und weiteren Pilotprojekten wollen die Sachsen zum Vorreiter für moderne Landwirtschafts-Technologien werden.

Autor: hw

Quellen: TUD, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt