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„Hotspot der Digitalisierung“: TU Dresden plant neues Lehmann-Zentrum II

Das Exzellenzcluster Ceti an der TU Dresden widmet sich dem intuitiven Miteinander von Mensch und Maschine. Foto: CeTI_Technisches-Design TU-Dresden.

Foto: CeTI, Technisches-Design der TU Dresden

50 Millionen Euro teurer Software- und Hightech-Komplex soll 2024 fertig sein

Dresden, 7. Oktober 2019. Nach dem Supercomputer-Komplex bekommt die TU Dresden ein zweites Lehmann-Zentrum für Digitalisierungsprojekte. „Lehmann II“ soll am Südende des Uni-Campus’, in zweiter Baureihe an der Nöthnitzer Straße entstehen. Das geht aus einer Ausschreibung des „Staatsbetriebs Sächsisches Immobilien- und Baumanagement“ (SIB) sowie einer Auskunft des sächsischen Finanzministeriums hervor. „Wir haben jetzt grünes Licht für die Planungen“, bestätigte auch Forschungs-Prorektor Prof. Gerhard Rödel auf Anfrage.

Prof. Wolfgang Nagel leitet an der TU Dresden das Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH). Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Prof. Wolfgang Nagel leitet an der TU Dresden das Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH). Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Geballte Kompetenz von rund 600 Spezialisten

In dem rund 50 bis 60 Millionen Euro teuren Komplex will die TU-Leitung rund 600 Programmierer, Supercomputer-Experten, Mobilfunk-Ingenieure, Software-Architekten und viele weitere Spezialisten konzentrieren, teilte Prof. Wolfgang Nagel mit, der an der Uni das Zentrum für Informationsdienste und Hochleistungsrechnen (ZIH) leitet. „Wir wollen in dem neuen Lehmann-Zentrum die Digitalisierung der Universität voranbringen und Impulse für die Dresdner Industrie aussenden“, betonte er. „Das wird ein Hotspot für Digitalisierung und Künstliche Intelligenz“, hofft auch Prof. Rödel. „Was bisher auf dem Campus verstreut war, wird dort zu geballter Kompetenz zusammengefasst.“

Prof. Gerhard Rödel ist Prorektor der TU Dresden. Foto: Robert Lohse für die TUD

Prof. Gerhard Rödel ist Prorektor der TU Dresden. Foto: Robert Lohse für die TUD

Auch 5G Lab ziehen ein

Im Lehmann-Zentrum II soll beispielsweise das Mobilfunk-Forschungslabor „5G Lab Germany“ Platz finden. Einziehen sollen aber auch Entwickler, die sich auf Software für Hochleistungsrechner, für energieeffiziente Systeme, Visualisierungen, Betriebsorganisation bis hin zu Smartphone-Apps spezialisiert haben. „Wir wollen damit die Anwendung neuer Software-Konzepte aus der Forschung in der Praxis stärken“, erklärte Prof. Nagel. Auch ein Inkubator für ausgegründete Software-Firmen ist geplant.

Das Lehmann-Zentrum wirkt ein wenig wie eine Festung im Hang hinauf zur Dresdenr Südhöhe. Das ist Absicht: Unbefugten ist der Zutritt streng verboten. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick auf das Lehmann-Zentrum I im Hang hinauf zur Dresdner Südhöhe. Dort sind die Supercomputer der TU Dresden konzentriert. Auch der neue DLR-Superrechner Dresden und Rechentechnik des Zentrums für Systembiologie werden dort konzentriert. Foto: Heiko Weckbrodt

Stadt und Freistaat tauschen Grundstücke

Wenn alles so klappt, wie sich die universitären Planer das vorstellen, könnten die ersten Wissenschaftler 2023 oder 2024 in den Neubau mit seinen 9500 Quadratmetern Nutzfläche einziehen. Das Finanzministerium geht jedenfalls davon aus, dass das Gebäude 2024 fertig sein wird und 51 Millionen Euro kosten wird. Doch vor dem Baustart sind noch einige Hürden zu nehmen. Derzeit bereitet der Freistaat einen Entwurfs-Wettbewerb vor, wie das neue Zentrum aussehen soll. „Die Landeshauptstadt Dresden ist in die Vorbereitung einbezogen“, hieß es dazu aus dem Geschäftsbereich von Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Bündnisgrüne). „Das erforderliche Grundstück an der Nöthnitzer Straße ist unter anderen Gegenstand eines Grundstückstauschs zwischen Freistaat und Stadt Dresden.“ Auch das Finanzministerium betonte: „Die Verhandlungen zum Erwerb des Grundstücks durch den Freistaat mit der Landeshauptstadt laufen noch.“

Uni-Erweiterung gen Süden stadtplanerisch umstritten

Hintergrund: Schon lange wollte die Uni ihr Lehmannzentrum erweitern oder ein zweites Zentrum bauen. Doch die weitere Expansion der Uni gen Süden ist aus stadtplanerischen Gründen umstritten. Als Kompromissformel zeichnet sich immer mehr ab, dass der Freistaat nur noch die bereits begonnene zweite Gebäudereihe an der Südseite der Nöthnitzer Straße für die Uni komplettiert – unter anderem durch „Lehmann II“.

Der Tischrechner D4a von N. J. Lehmann aus Dresden war der erste Transistor-Rechner der DDR - hier ein Exemplar in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Der Tischrechner D4a von N. J. Lehmann aus Dresden war der erste Transistor-Rechner der DDR – hier ein Exemplar in den Technischen Sammlungen Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Dresdner Computerpionier N. J. Lehmann ist Namensgeber

Ähnlich wie das Lehmannzentrum I, das seit 2015 die größten und stärksten Supercomputer der Stadt beherbergt, wird der neue Komplex den Namen des Dresdner Rechentechnik-Pioniers Nikolaus Joachim Lehmann (1921-1998) tragen. Der Mathematiker und Kybernetiker war Professor an der Technischen Hochschule (heute: TU) Dresden. Lehmann entwickelte unter anderem den ersten Transistor-Tischrechner der DDR: der D4a gilt als Vorläufer der späteren PCs.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Recherche, Prorektor, ZIH, LHD, SIB, SMF

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt