IAB-Forscher erwarten ähnlichen Umbau durch Digitalisierung
Nürnberg, 16. Juli 2019. Allen Unkenrufen zum Trotz hat die Automatisierung in Deutschland seit den 1970er Jahren unterm Strich zu mehr Arbeitsplätzen geführt. Das hat eine Studie des Arbeitsagentur-nahen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus Nürnberg ergeben.
Eher Umschichtung als Abbau
„Technischer Fortschritt hat in Deutschland bislang nicht zu weniger Arbeit geführt, sondern zu einer Umschichtung von Arbeitsplätzen und Arbeitskräften“, betonen die IAB-Forscher Hermann Gartner und Heiko Stüber.
Demnach sind zwar pro Jahr 9,5 Prozent der Jobs abgebaut worden. Die jährliche Job-Aufbaurate lag aber bei 9,7 Prozent. Das heißt: Durch die Automatisierung sind zwar Arbeitsplätze vernichtet worden. Aber dadurch sind auch neue Geschäftsmodelle, Produktklassen und eben auch Jobs entstanden – und zwar mehr als vernichtet worden sind.
Mehr Jobs für Hochqualifizierte
Allerdings sind die zusätzlichen Arbeitsplätze für allem für gut und hoch Qualifizierte entstanden. Für Geringquelifizierte dagegen sind mehr Jobs verloren gegangen als neue geschaffen wurden.
Prognose: Durch Digitalisierung fallen 1,5 Millionen Stellen weg – und etwa ebensoviel neue entstehen
Eine ähnliche Entwicklung erwarten die Die Forscher erwarten auch durch die Digitalisierung und die „Industrie 4.0“: Durch die Digitalisierung werden rund 1,5 Millionen Stellen wegfallen, jedoch in ähnlichem Umfang auch neue entstehen, prognostizieren sind.
Parallel dazu werde es wieder eine Verschiebung in der Arbeitskräfte-Nachfrage geben. Diesmal ist aber nicht sicher, dass generell die gut und hoch Qualifizierten profitieren. Denn diesmal könnten Künstliche Intelligenzen auch mehr menschlich-intellektuelle Aufgaben als früher übernehmen.
„Diese Ängste sind nicht neu“
Solche Umbrüche seien aber normal, betonten die Studienautoren: „In der öffentlichen Debatte wird häufig befürchtet, dass durch die zunehmende Digitalisierung viele Arbeitsplätze wegfallen und menschliche Arbeit teilweise überflüssig werden würde“, argumentieren sie. „Scheinbar bestätigt wird dies immer wieder durch Berichte über einzelne Betriebe, die eine große Zahl von Arbeitsplätzen abbauen. Diese Ängste sind jedoch nicht neu… Beispiele sind die industrielle Revolution im 19. Jahrhundert, die uns von der Agrar- zur Industriegesellschaft führte, die Etablierung von Robotern und Computern in der Arbeitswelt und aktuell die Einführung neuer vernetzter digitaler Technologien.“
Und weiter betonen sie: „Dass neu entstehende Arbeitsplätze oft ein anderes Anforderungsniveau aufweisen als die weggefallenen Arbeitsplätze, ist mit ein Grund, dass es immer ein bestimmtes Maß an Mismatch-Arbeitslosigkeit gibt.“
„Mismatch-Arbeitslosigkeit“ bedeutet, dass manchmal mehr Jobs angeboten werden als Arbeitssuchende unterwegs sind, die Stellen aber nicht besetzt werden können, weil die meisten Bewerber nicht das richtige Qualifikationsprofil haben.
Autor: hw
Quelle: IAB
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