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TU-Chemiker gründen eine Brauerei in Dresden.

Sophia Witte und Francisco Arroyo (Mitte) sind die Geschäftsführer der neuen "TU Dresden Brauerei". Die Chemie-Professoren Jan J. Weigand (links) und Thomas Henle (rechts) sind die Mentoren der Gründung. Foto: Heiko Weckbrodt

Sophia Witte und Francisco Arroyo (Mitte) sind die Geschäftsführer der neuen „TU Dresden Brauerei“. Die Chemie-Professoren Jan J. Weigand (links) und Thomas Henle (rechts) sind die Mentoren der Gründung. Foto: Heiko Weckbrodt

Phosphor-Pils & Co: Sächsisch-bajuwarische Connection will mit wissenschaftlich gebrautem Bier die Deutschen beglücken

Dresden, 18.  Juni 2019. Weil den Chemikern der Technischen Universität Dresden ihr im Uni-Labor gebrautes Bier selbst so gut geschmeckt hat, wollen sie im Herbst 2019 eine eigene öffentliche Brauerei in der Dresdner Innenstadt eröffnen. „Die Firma ist schon gegründet, sie heißt ,TU Dresden Brauerei’“, informierte TUD-Rektor Hans Müller-Steinhagen auf DNN-Anfrage. „Im September oder Oktober wird der öffentliche Ausschank voraussichtlich mit vier eigenen Sorten beginnen. Die Kollegen wollen auch eine kleine Boutique-Brauerei in den Innenstadt einrichten.“

Chemie-Prof handelte Brauerei-Anlagen bei Berufung heraus

„Ich bin aus Franken hier an die Uni gekommen, ich war schon immer bierbegeistert“, erzählt Chemikerin Sophia Witte, die die neue Uni-Brauerei gemeinsam mit Francisco Arroyo leiten wird, wie es zu der Gründung kam. „Ich habe hier promoviert und war von Anfang an dabei, als die Praktikums-Brauerei eingerichtet wurde.“ Diese Probe-Brauerei an der Ecke von Bergstraße und Mommsenstraße hatte sich seinerzeit der bajuwarische Professor Jan J. Weigand beim Rektor herausgehandelt, bevor er die Berufung an die Dresdner Fakultät für Chemie und Lebensmittelchemie annahm. „Die etwa 25.000 Euro, die wir dafür investiert haben, waren gut angelegtes Geld, wie sich bald gezeigt hat“, erzählt Hans Müller-Steinhagen. „Während normalerweise die Praktika eher eine Pflichtübung sind, sind die Studenten Studierenden ganz wild auf ein Praktikum in der Uni-Brauerei.“ Kein Wunder: Hier können sie die Ergebnisse ihrer chemischen Experimente gleich sehen – und verkosten.

Pils aus der Forschungs-Bierbrauerei der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Pils aus der Forschungs-Bierbrauerei der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Bereits 30 Sorten entwickelt

Inzwischen haben die Dresdner Chemiker rund 30 verschiedene Biersorten entwickelt, darunter auch so exotische wie ein Phosphor-Pils. Dabei gab es professionelle Schützenhilfe: Professor Weigand kam, wie sich nach der Berufung herausstellte, aus einer Brauer-Familie und brachte zahlreiche Rezepte von seinem Vater mit nach Dresden. „Die Biere schenken wir zum Beispiel bei Immatrikulationsfeiern und anderen universitären Festen aus“, berichtet der Rektor. „Das kommt immer sehr gut an.“

Prof. Hans Müller-Steinhagen ist Rektor der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Transfergesellschaft der TU eingestiegen

Auch die Gründungsexperten der Tudag, in der uni-eigenen Transfergesellschaft, nippten am universitären Gerstensaft. „Wir waren begeistert“, erzählt Francisco Arroyo, der in der Tudag für Ausgründungen zuständig ist. „Und von da war es kein weiter Weg mehr bis zur Idee, ein Brauerei-Unternehmen zu gründen.“ Im Mai gründeten er und Sophia Witte die „TU Dresden Brauerei“, unterstützt von Professor Weigand, der auf anorganische Chemie spezialisiert ist, und dem Lebensmittelchemiker Prof. Thomas Henle. Anteilseigner sind die Tudag und die beiden Gründer. Inzwischen haben sie acht Kommilitonen als erste Mitarbeiter angestellt. Nun arbeiten sie mit Hochdruck daran, im Herbst mit ihrer feuchtfröhlichen Unternehmung starten zu können. Die kleineren Bestellungen wollen sie eigenen Kesseln in Dresden brauen, für größere Margen verpflichten sie eine sächsische Auftragsbrauerei. Anfangs möchten sie ihren Gesternsaft erst mal im kleinen, aber feinen Rahmen einer Boutique-Brauerei im Zentrum Dresdens ausschenken. Später wollen sie ihre Biere auch deutschlandweit vermarkten, womöglich auch andere, nichtalkoholische Erfrischungsgetränke entwickeln.

„Geben unseren Bieren die Zeit, die sie brauchen“

„Unsere Biere sind einzigartig“, sehen die künftige Brauwirtin Sophia Witte und ihr Kompagnon Francisco Arroyo ihre Marktlücke. „Die Rezepte entstehen in enger Verbindung mit der Wissenschaft. Wir geben zum Beispiel auch teure Aroma-Hopfen zu. Und wir lassen – anders als viele Industrie-Brauereien – unseren Bieren auch die Zeit zum Reifen, die sie brauchen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: TUD, Vor-Ort-Recherchen, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt