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DDR-Traum vom Fliegen wirkt in Sachsen bis heute nach

Die Ähnlichkeit mit einem Bomber ist nicht zufällig: Die Konstrukteure der 152 entwickelten vorher bei Junkers und nach dem Krieg in der SU Militärflugzeuge - daher auch der ungewöhnliche Schulterdecker-Ansatz. Foto: Lorenz

Die Ähnlichkeit mit einem Bomber ist nicht zufällig: Die Konstrukteure der 152 entwickelten vorher bei Junkers und nach dem Krieg in der SU Militärflugzeuge – daher auch der ungewöhnliche Schulterdecker-Ansatz. Foto: Lorenz

60 Jahre nach dem Erstflug des Düsenfliegers „152“ wächst in und um Dresden wieder eine Luft- und Raumfahrtwirtschaft

Dresden, 4. Dezember 2018. Die in Dresden ausgelebten Träume der ostdeutschen Kommunisten von einem eigenen Flugzeugbau mögen 1961 ein katastrophales Ende gefunden haben – für die sächsische Industrie wirkt das ehrgeizige Programm bis heute positiv nach. Zu dieser Einschätzung sind Wirtschaftspolitiker sowie Vertreter der sächsischen Luft- und Raumfahrtwirtschaft bei einer Jubiläumsfeier rund um diese diese 60 Jahre alten Tradition gekommen.

Anstoßen im letzten 152-Rumpf im Flughafen Dresden: Direktor des Dresdner Verkehrsmuseums Joachim Breuninger, Götz Ahmelmann (Chef der Mitteldeutschen Flughäfen), EFW-Geschäftsführer Dr. Andreas Sperl; unten: IMA-Geschäftsführer Prof. Dr. Thomas Fleischer, LRT-Vorstand Wolfgang Göhler, Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig, 152-Pilot Gerhard Güttel Foto: Ronald Bonss (ronaldbonss.com/ )

Anstoßen im letzten 152-Rumpf im Flughafen Dresden: Direktor des Dresdner Verkehrsmuseums Joachim Breuninger, Götz Ahmelmann (Chef der Mitteldeutschen Flughäfen), EFW-Geschäftsführer Dr. Andreas Sperl; unten: IMA-Geschäftsführer Prof. Dr. Thomas Fleischer, LRT-Vorstand Wolfgang Göhler, Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig, 152-Pilot Gerhard Güttel
Foto: Ronald Bonss (ronaldbonss.com)

Cluster beschäftigt 7000 Menschen

„Sachsen gehört zu den wichtigsten Luft- und Raumfahrtclustern Deutschlands“, schätzte der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) ein. Demnach sind derzeit rund 160 Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Luft- und Raumfahrt im Freistaat tätig, die knapp 7000 Mitarbeiter beschäftigen und einen Jahresumsatz von zirka 1,4 Milliarden Euro erzielen. Zu den Schwergewichten gehören die Elbe Flugzeugwerke GmbH, IMA Dresden und Ruag Space Germany in Coswig. „Unsere Unternehmen gehören zu den Innovationstreibern in Bereichen wie Aus- und Umrüstung von Flugzeugen, Komponentenfertigung für Flugzeuge und Raumfahrtobjekte sowie bei Tests von Flugzeug- und Raumfahrtstruktur“, betonte Dulig.

Die Version 152 des DDR-Düsenfliegers. Foto: EFW

Die Version 152 des DDR-Düsenfliegers. Foto: EFW

Das Dresdner „152“-Programm“ begann in der Sowjetunion

Hintergrund: Nach dem II. Weltkrieg hatten die russischen Kommunisten zahlreiche deutsche Flugzeugingenieure in die Sowjetunion gebracht, damit sie dort Militärflugzeuge konstruierten. Als die sowjetischen Ingenieure die Deutschen nicht mehr brauchten, begannen diese ab 1953 – noch in der Sowjetunion – damit, ein ziviles deutsches Düsenstrahlflugzeug zu entwerfen, abgeleitet von einem Bomber-Design. Nach der Rückkehr entwickelte die Gruppe um Chefkonstrukteur Brunolf Baade in Dresden diese „150“ zur „152“ weiter, während die DDR-Wirtschaftslenker erhebliche Summen investierten, um im Raum Dresden eine eigene Flugzeugindustrie aus dem Boden zu stampfen. Dies erwies sich jedoch als komplizierter als gedacht, an der „152“-Konstruktion offenbarten sich grundsätzlich Mängel. Dennoch startete am 4. Dezember 1958 die „152“ zu ihrem Erstflug – an dieses Datum erinnerte auch die aktuelle Jubiläumsfeier 2018.

Der ehrgeizige Chefkonstrukteur Brunolf Baade (r.) neben seiner 152. Abb.: Lorenz

Der ehrgeizige Chefkonstrukteur Brunolf Baade (r.) neben seiner 152. Abb.: Lorenz

Mikroelektronik wuchs auf den Trümmern der Flugzeugindustrie

Damals jedoch verzögerte sich ganze Programm immer mehr, 1959 stürzte zudem ein „152“-Prototyp ab. 1961 beerdigte die SED-Führung um Walter Ulbricht den Traum vom Fliegen. Statt dessen wurde in Dresden bald darauf die noch junge Mikroelektronik stärker gefördert, in die viele Fachleute aus dem 152-Programm wechselten. In der DDR-Flugzeugindustrie wurzeln auch die heutige IMA, die Elbeflugzeugwerke und andere heutige Unternehmen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt