Medizin & Biotech, News, zAufi

Zugenähter Magen lässt Pfunde purzeln

Oberarzt Dr. Maik Bartikowsky leitet die Gastroenterologie und Endoskopie im Städtischen Klinikum Dresden.

Oberarzt Dr. Maik Bartikowsky leitet die Gastroenterologie und Endoskopie im Städtischen Klinikum Dresden.

Dresdner Ärzte verkleinern Magen bei der Sonden-Spiegelung

Dresden, 15. Oktober 2018. Für viele Dicke ist es der letzte und recht radikale Schritt, um endlich Pfunde loszuwerden: Sie lassen sich operativ den Magen zu stutzen, dass nur noch ein kleiner Schlauch übrig bleibt. Die Folge: In aller Regel sind diese Patienten fortan schon nach kleinen Mahlzeiten satt und bekommen keine Fressattacken mehr. Ärzte am Städtischen Klinikum Dresden haben sich nun ein neues, schonenderes Verfahren angeeignet: Um einen sogenannten „endoskopischen Schlauchmagen“ zu legen, nähen sie mit einer Sonde große Teile des Magens ab. Der Eingriff unter Vollnarkose tut hinterher nicht so weh und birgt weniger Risiken als ein klassischer Bauchschnitt.

OP-Besteck. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

OP-Besteck. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Nach Eingriff essen Patienten weniger – und verlieren bis zu 1/5 ihres Gewichts

„Wir verkleinern das Volumen des Magens während einer Magenspiegelung“, erklärte Dr. Maik Bartikowsky, der Leiter der Abteilung für Gastroenterologie und Endoskopie am Klinik-Standort Neustadt/Trachau. „Ein Teil des Magens wird von innen mit Hilfe eines speziell präparierten Endoskops, also mit einem flexiblen Schlauchinstrument, welches sonst auch für normale Magenspiegelungen eingesetzt wird, abgenäht, so dass das Magenvolumen bis zu 80 Prozent reduziert werden kann.“ Anders als bei einer operativen Magenverkleinerung werde kein Teil des Organs entfernt. Durchschnittlich verlieren die Patienten nach diesem Eingriff etwa 15 bis 20 Prozent von ihrem Gesamtgewicht, schätzen die Ärzte ein.

Zu viele Dicke: Adipositas-Fälle nach Altersgruppen und Geschlecht. Quelle: Robert-Koch-Institut

Zu viele Dicke: Adipositas-Fälle nach Altersgruppen und Geschlecht. Quelle: Robert-Koch-Institut

Jeder 4. Deutsche ist deutlich zu dick

Das Verfahren, das in Deutschland erst in wenigen Krankenhäusern eingesetzt wird, könnte in Zukunft größere Bedeutung erlangen. Denn Adipositas alias Fettsucht ist in der Bundesrepublik längst ein Massenphänomen: Etwa jeder zweite Deutsche hat Übergewicht. Jeder Vierte hat sich so viele Pfunde angefressen, dass er beziehungsweise sie als Adipositas-Patient gilt. Das geht aus Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor. Mit dem Übergewicht wächst auch das Risiko, an Diabetes, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Krebs, Schlaganfall oder Gelenkverschleiß zu erkranken – ganz zu schweigen von den psychologischen Folgen für das Selbstwertgefühl. Abgesehen davon entstehen durch die wachsende Zahl dicker Deutscher auch „beträchtliche Kosten für das Gesundheits- und Sozialsystem“, wie einer Einschätzung des RKI zu entnehmen ist – wobei die Mediziner lieber euphemistisch von Adipositas-Patienten als von „Dicken“ reden.

Autor: hw, Quelle: Städtisches Klinikum Dresden

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt