Am pechverfolgen Standort in Dobritz kooperieren Textil- und Leichtbauforscher der TU Dresden
Dresden, 6. Oktober 2018. In einer ehemaligen Spitzenmanufaktur und späteren Mikroelektronik-Fabrik in Dresden-Dobritz bekommen die Leichtbau- und Textiltechnik-Ingenieure der TU Dresden nun einen Reinraum, in dem sie Karbonfasern züchten und verarbeiten können. Sie wollen den Reinraum offiziell Anfang November 2018 in Betrieb nehmen.
„Weltweit einzigartige Anlage“
„Die weltweit einzigartige Anlage bildet die Grundlage für die Forschung sächsischer Wissenschaftler an maßgeschneiderten Kohlenstofffasern, die durch ihre vielfältigen Einsatzmöglichkeiten ein hohes Innovationspotential aufweisen“, schätzte das Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der TU Dresden als Projektpartner ein. „Um die besten Ergebnisse zu erzielen, ist die Anlage in einem Reinraum in Dresden Dobritz aufgestellt worden, der Prozesse unter Laborbedingungen unabhängig von Partikeln in der natürlichen Umgebungsluft und unter konstanten Parametern erlaubt.“
Video über das RCCF (TUD):
Herzstück für Dresdner Karbonforschungszentrum RCCF
Die Karbonfaser-Anlage gehört zum Karbonforschungszentrum „Research Center Carbon Fibers Saxony“ (RCCF), das Wissenschaftler des „Instituts für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik“ (ITM) und des ILK der TU Dresden gemeinsam im April 2016 gegründet hatten. Im RCCF wollen sie ausloten, wie Kohlenstofffasern effektiver im Automobilbau, in der Luft- und Raumfahrtechnik, im Bauwesen und in der Medizin- und Sportgerätetechnik eingesetzt – und vor allem auch wiederverwertet werden können.
Von der Textilbude über Waferfabrik und Kraftwerk-Startup zum Forschungs-Reinraum
Der Standort an der Breitscheidstraße in Dresden-Dobritz hat eine lange industrielle Traditionslinie, die allerdings nicht immer glücklich verlief. Zu DDR-Zeiten befand sich dort Dresdner Spitzenmanufaktur. In deren Färberei-Gebäude baute 2012 die Magdeburger Firma Azzurro einen Reinraum ein, um dort spezielle Gallium-Nitrid-Chipscheiben (Wafer) für Leistungselektronik zu erzeugen. 2014 war das Unternehmen pleite. Wenig später übernahm Sascha Kühn mit seiner Mini-Brennstoffzellen-Firma „eZelleron“ den Komplex, konnte die versprochenen Mini-„Kraftwerke“ aber nicht liefern und ging 2016 ebenfalls pleite. Nun sind wieder die Textilexperten am Zuge.
Autor: Heiko Weckbrodt
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