Monate: September 2018

Ein 5-Achs-Roboter bearbeitet im Steinmetzbetrieb Schubert einen Marmorblock. Foto: André Wirsig für die Handwerkskammer Dresden

„Um die Digitalisierung kommt das Handwerk nicht herum“

Die Dresdner Steinmetz-Unternehmung von Sven Schubert hat sich in der Denkmalpflege deutschlandweit einen guten Ruf erarbeitet – auch durch die Verbindung von Handwerk und Hightech Dresden, 1. Oktober 2018. Im Norden von Dresden, nicht weit von den großen Chipfabriken, türmen sich am Rande der Radeburger Straße schwere Brocken. Wer über den Hof und durch die Werkstätten von Sven Schubert schlendert, sieht steingewordene Träume: Hier der Sandstein-Adler, der davon träumt, sich in die Lüfte zu erheben. Da ein Kopf mit Dreispitz, der in die Sonne blinzelt und sich vorzustellen versucht, wie es wäre, einen Körper zu besitzen. Und dann dieser Krieger: halb antiker Spartiat, halb futuristisch gerüsteter Soldat der Jetztzeit. Zur Maschine geworden sei er, sagt Steinmetz Schubert über den behelmten Kopf. Bar menschlicher Individualität hat er die Gesichtszüge in den Stein gehauen. „Das ist aus der Zeit, als ich einzig und allein Künstler sein wollte“, erzählt Schubert und lässt die Lachfalten um die Augen spielen. „Zum Glück hatte meine damalige Lebengefährtin einen Job, von dem wir beide irgendwie leben konnten.“

Regnerationswürmer unterm Mikroskop. Foto: Heiko Weckbrodt

TU Dresden bekommt 3 neue Exzellenz-Zentren

Hälfte der Anträge genehmigt Dresden, 27. September 2018. Die Bundesexzellenz-Jury hat die Hälfte der Exzellenz-Förderanträge der Technischen Universität Dresden (TUD) genehmigt: Besondere Förderzuschüsse erhalten demnach die Dresdner Forschungsprojekte „Physik des Lebens“ (POL), Komplexität und Topologie in Quantenmaterialien (ct.qmat) und das „Zentrum für Taktiles Internet“ (CeTi). Dies hat die TUD heute mitgeteilt. Zu erwarten sind bis zu zehn Millionen Euro pro Jahr und Cluster. Die genaue Fördersumme gibt die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ (DFG) als Fördermittel-Verwalter noch mit.

Cobotics: Mensch und Maschine sollen künftig enger zusammenarbeiten, auch ohne Schutzzäune. Foto: Kuka

Tanz mit dem Roboter

TU-Forscher planen einen „Body Computing Hub“ in Dresden Dresden, 26. September 2018 In Dresden soll ein „Body Computing Hub“ entstehen. Für dieses Gemeinschaftsprojekt wollen sich im Zuge der Exzellenzstrategie der TU Dresden das Zukunftselektronikzentrum „cfaed“, das 5G-Lab, der am „Human Brain Projekt“ (HBP) beteiligte Lehrstuhl für Hochparallele VLSI-Systeme und Neuromikroelektronik von Prof. Christian Mayr und weitere Partner zusammentun. Sie möchten gemeinsam einen elektronischen Anzug entwickeln, den sich Menschen überziehen und dann damit in Echtzeit beispielsweise Roboter oder Exoskelette fernsteuern. Die lassen sich dadurch für Industrietätigkeiten oder Fern-Physiotherapien anlernen. „Das kann man sich wie Tai Chi mit Robotern vorstellen“, sagt der Neuroelektroniker Mayr.

Anja Bast setzt in der Vormantage ein Reduktionsrad ein. Foto: Heiko Weckbrodt

Nomos Glashütte: Mechaniker im Digitalzeitalter

Die zurückhaltenden mechanischen Uhren aus dem Müglitztal in Sachsen sind weltweit begehrt – während sich ringsum alles digitalisiert Glashütte, 28. September 2018. Die Geschichte von Glashütte ähnelt der alten Legende vom Phoenix, der aus seiner eigenen Asche wieder aufgestiegen ist: Zu DDR-Zeiten drängten die kommunistischen Wirtschaftslenker die traditionsreiche Uhrenindustrie in dem kleinen Erzgebirgs-Städtchen in Richtung planerfüllender Massenproduktion. Das brachte dem Staat Devisen ein, nagte aber nach und nach am besonderen Ruf der Glashütter Zeitmesser. Nach der Wende jedoch entsannen sich die Uhrmacher im Müglitztal erneut ihrer alten Stärken. Heute sind Uhren aus Glashütte wieder weltweit gefragt: als Statussymbol, als Schmuckstück am Handgelenk, vor allem aber als individuelles Bekenntnis zu mechanischer Manufakturkunst in einer zunehmend durchdigitalisierten Welt. Rund 1800 Mitarbeiter beschäftigen diese Uhrenmanufakturen inzwischen in Glashütte. Pioniere dieser Renaissance waren zweifellos „Lange und Söhne“, aber auch Unternehmen wie „Nomos Glashütte“, die ganz eigene gestalterische Akzente inmitten des barocken Steampunks dieser Feinmechanikerstadt gesetzt haben.

Anne Clark im Konzert. Ausschnitt aus: Anne Clark – I’ll Walk Out Into Tomorrow“, Neue Visionen Filmverleih

Bluray über Anne Clark: Wo die Punk-Poetin der 80er heute steht

Biografische Doku fürs Heimkino erschienen In den 1980er Jahren galt die englische Künstlerin Anne Clark als poetische Ikone des Synthie-Pops, nahe am Kreuzungspunkt zu New Wave und Punk. Dann verschwand sie mehr oder minder plötzlich, um als Rezitatorin übersetzter Rilke-Poesie auf die Bühnen zurückzukehren. Wie das alles kam, versucht Regisseur Claus Withopf „Anne Clark – I’ll Walk Out Into Tomorrow“ zu ergründen. Der biografische Dokfilm ist nun fürs Heimkino auf Bluray und DVD erschienen.

Im modernen Großstadt-Verkehr gewinnt das lange Zeit nur theoretisch diskutierte „Internet der Dinge“ bereits praktische Bedeutung: Weltweit arbeiten führende Automobil-Hersteller, -Zulieferer und -forscher daran, die zahlreichen funkfähigen Geräte, die heute schon auf den Straßen unterwegs sind, zu vernetzen, um den Verkehr sicherer und bequemer zu machen: Die Funkblasen von Smartphones zum Beispiel können wie ein Annäherungsalarm zwischen Fahrzeugen und Fußgänger wirken, aber auch Navi-Geräte und Radarsensoren im Autos oder GPS-Halsbänder für Hunde können – miteinander vernetzt – Unfalle vermeiden helfen. Foto: NXP

Autonutzer und Pornographen unter der Datenlupe

Saxonia Systems Dresden zeichnet hervorragende Nachwuchs-Informatikerinnen mit „Saxonia Woman Awards“ aus Dresden, 24. September 2018. Für Taxifahrer ist sein Mercedes ein Arbeitstier, das schön lange durchhalten soll. Etwas anders sieht das schon der PS-Protzer – der will, dass der Bolide schön röhrt. Der Sparfuchs wiederum möchte, dass sein Automobil so wenig Sprit wie möglich schluckt. Sollte Daimler daher seine Autos für Taxi-Genossenschaften gleich ganz anders konstruieren als für den Privatkunden? Können Bauteile je nach Nutzer-Typ verändert werden? Finden sich in Verkehrsdaten immer wiederkehrende Nutzer-Muster? Diesen und ähnlichen Fragen ist die Wirtschaftsinformatikerin Daniela Schmitt von der FU Berlin in ihrer Master-Abschlussarbeit nachgegangen. Nun hat sie dafür den 1. Preis im Wettbewerb „Saxonia Woman Award“ gewonnen.

Gastturbinen-Aggregat von Siemens. Foto: Siemens

Siemens streicht in Görlitz 170 Jobs – aber erhält den Standort

Vereinbarung von Konzern und Betriebsrat nun offiziell Görlitz, 24. September 2018. Im Siemens-Turbinenwerk Görlitz werden etwa 170 der rund 700 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz verlieren. Der Konzern verzichtet aber darauf, die Fabrik ganz aufzugeben, wie ursprünglich ins Auge gefasst. Vielmehr soll der Standort Görlitz zur „weltweiten Zentrale für das Industriedampfturbinengeschäft ausgebaut“. Das sieht eine gemeinsame Vereinbarung zwischen der Konzernführung und Gesamtbetriebsrat vor, über die Siemens heute informiert hat. Entsprechende Eckpunkte hatten Arbeitnehmer-Vertreter und Konzern bereits im Mai nach Belegschaftsprotesten vereinbart.

Wird immer wieder gerufen, wenn's knifflig auf dem OP-Tisch wird: Unfallchirurg Dr. Christian Kleber vom Uniklinikum Dresden ist auf Polytraumata spezialisiert. Foto: Anja Schneider

Menschen reparieren statt amputieren

Dr. Kleber von der Uniklinik Dresden erzählt, welche Fortschritte die Unfallchirurgie gemacht hat – und was in der Notaufnahme selbst hartgesottenen Profis nahe geht Dresden, 21. September 2018. Die Unfallchirurgie hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht, sagt Dr. Christian Kleber vom Uniklinikum: Wo die Ärzte früher amputieren mussten, können sie heute in vielen Fällen die Arme und Beine der Patienten retten – durch technologische Fortschritte, aber auch durch interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Medizinern. Der tiefe Fall Seit über 20 Jahren verputzt Peter Kladig* nun schon Fassaden. Da macht ihm kein Jungspund so schnell etwas vor. Aber an diesem Tag ist ihm schon schummrig zumute, als er das Gerüst an der Hausfront hochsteigt. War es das Frühstücks-Ei, das etwas seltsam geschmeckt hatte? Oder der alte Kühlschrank daheim, der ihn mit seiner Brummerei nachts nicht mehr richtig schlafen lässt? Hinterher spielten diese Fragen eh keine Rolle mehr: Kurz nur taumelt Kladig, als er oben auf dem Gerüst angelangt ist, fast die Dachrinne erreicht hat, und er fällt – tief, tief, tief… Das erste, was er …

Eckhard Beyer. Foto: Fraunhofer IWS Dresden / Martin Förster

TU Dresden verabschiedet Laserexperten Beyer mit Ehrenkolloquium

Darmstädter Physiker profilierte Forschungsstandort Dresden 20 Jahre lang mit Dresden, 23. September 2018. Mit einem Ehrenkolloquium verabschieden die TU Dresden und das Fraunhofer-Laserinstitut IWS Dresden den Physiker und Laserexperten Prof. Eckhard Beyer morgen – zumindest offiziell – in den Ruhestand. Der 66-Jährige Forscher und Institutsdirektor wird allerdings in der Praxis nicht schlagartig aus allen Funktionen ausscheiden, sondern der Dresdner Wissenschaftsgemeinde weiterhin noch eine Weile beratend zur Seite stehen.

GF-Mitarbeiter passieren Reinraum-Brücke. Foto: Globalfoundries Dresden

Globalfoundries transferiert Chip-Technologien von Singapur nach Dresden

Projekt soll für mehr Auslastung in der auf Kurzarbeit gesetzten Fabrik sorgen Dresden, 20. September 2018. Der US-Halbleiterkonzern Globalfoundries (GF) lässt die Belegschaft in seiner Dresdner Chipfabrik seit Mitte August kürzer arbeiten. Das bestätigte der Dresdner GF-Sprecher Jens Drews. Das Unternehmen hatte diesen Schritt zuvor bereits angekündigt, um auf die schwache Auslastung der Fabrik zu reagieren.

Prof. Martin Sedlmayr,leitet die Professur für Medizinische Informatik am Institut für Medizinische Informatik und Biometrie in Dresden. Foto. UKD

Suche nach neuen Therapien in Datenfluten

Medizinisches Datenintegrationszentrum entsteht in Dresden Dresden, 20. September 2018. Um neue, individuellere Behandlungen zu entwickeln, wollen die Uniklinik Dresden und die Medizinische Fakultät der TU Dresden ihre Forschungs- und Patientendaten in einem neuen „Datenintegrationszentrum“ zusammenführen. Dort sollen Computerprogramme und menschliche Experten diese Datenfluten („Big Data“) analysieren.

Denkbare Szenarien, wie 5G-Technologien zum Beispiel durch "Erweiterte Realitäten" die Welt verändern können. Hier: Rettungsärzte bekommen eine Visualisierung des Brustkorbes ihres Patienten während der Fahrt zum Krankenhaus. Visualisierung: Deutsche Telekom

5G-Konferenz in Dresden blickt in die vernetzte Zukunft

Dresden gehört zu den Taktgebern für den neuen Mobilfunkstandard Dresden, 20. September 2018. Wenn Asien, die USA und später Europa ab 2019/20 schrittweise den neuen Mobilfunk-Standard der fünften Generation (5G) einführen, erwarten viele Experten davon eine mittlere Revolution für den Automobilsektor, das Internet der Dinge, die Industrie 4.0, Künstliche Intelligenz (KI) und andere Schlüsselbranchen und -technologien. Denn autonom navigierende Autos, mobile Roboter und viele Dinge werden sich in naher Zukunft drahtlos vernetzen. Einige davon werden das sicher per WLAN, Bluetooth oder Zigbee tun, viele aber wahrscheinlich durch den 5G-Funk, der sehr reaktionsschnell, energieeffizient oder auch als schneller Datenschaufler eingesetzt werden kann. Sachsen gilt als einer der Schrittmacher dieser Entwicklung. Daher ist Dresden auch in der kommenden Woche Gastgeber für eine der wichtigsten internationalen 5G-Konferenzenzen.

Im IHD werden Boards mit 3D-Textilfasern verstärkt. Foto: IHD

Zuse-Institute zeigen ihre Leistungskraft

„Leuchttürme und Hidden Champions“: Über 60 Privatinstitute an 30 Standorten präsentieren sich Dresden, 20. September 2018. Über 60 Institute der Zuse-Gemeinschaft zeigen heute in regionalen Leistungschauen an 30 Standorten in Deutschland Regionaltagen, wie leistungsstark die Privatinstitute jenseits der Unis und etablierten großen Forschungsgemeinschaften sind. „Die Forschungslandschaft in Deutschland hat Leuchttürme und Hidden Champions“, betonte Annette Treffkorn, die Geschäftsführerin dieser Vereinigung. „In beiden Welten ist die Zuse-Gemeinschaft zu Hause.“