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Nach Explosion: Wiederaufbau in Chemiefabrik Pirna-Neundorf

Betriebsleiter Uwe Dittrrich (rechts) und Rüdiger Ackermann (links) erklären Ministerpräsident Michael Kretschmer, was Schill & Seilacher in Standort Pirna herstellt und wie weit sie mit dem Wiederaufbau von Betriebsteil P1 vorangekommen sind. Foto: Heiko Weckbrodt

Betriebsleiter Uwe Dittrrich (rechts) und Rüdiger Ackermann (links) erklären Ministerpräsident Michael Kretschmer, was Schill & Seilacher in Standort Pirna herstellt und wie weit sie mit dem Wiederaufbau von Betriebsteil P1 vorangekommen sind. Foto: Heiko Weckbrodt

„Schill & Seilacher“ feiert Richtfest für neue P1-Anlage

Pirna, 31. August 2018. Der nach einer Explosion wiederaufgebaute Chemiefabrikteil von „Schill & Seilacher“ in Pirna-Neundorf ist nun rohbaufertig. Sieben Millionen Euro investiert das aus Schwaben stammende Spezialchemikalien-Unternehmen in den Wiederaufbau der zerstörten Anlage,. Insgesamt, so sagte Geschäftsführer Rüdiger Ackermann beim Richtfest werde die Gruppe einen „zweistelligen Millionenbetrag“ in den nächsten fünf Jahren in den Wiederaufbau und die Erweiterung des Standortes Pirna stecken werde. „Wir stellen dabei die Sicherheit an die erste Stelle“, betonte er.

Wiederaufbau war umstritten – neues Sicherheitskonzept entwickelt

Mit diesem Hinweis will der „Schill & Seilacher“-Chef vor allem die Neundorfer ringsum beruhigen: Anfang 2014 war der Betriebsteil P1 durch einen Chemieunfall explodiert, dabei verlor ein Arbeiter sein Leben. „Dieses Unglück hat tiefe Spuren in der Anwohnerschaft hinterlassen“, erinnerte Pirnas Oberbürgermeister Klaus-Peter Hanke (parteilos). Seitdem gab es lange Auseinandersetzungen, ob die Fabrik wieder aufgebaut werden kann und darf. „Das war ein langer und schwieriger Weg“, betonte der OB. Das Unternehmen habe daher einen Experten aus Freiberg beauftragt, ein innovatives Sicherheitskonzept zu entwickeln, dass einen neuen Industriestandard setzen könnte, berichtete Ackermann. Dieses Konzept soll Unfälle generell verhindern, auf jeden Fall aber ausschließen, dass eine Eruption nach draußen dringt. Die neue P1-Anlage bekommt beispielsweise automatisch öffnende Explosionsklappen, Trümmer-Auffangnetze und eine Schutzhülle aus Stahlbeton. Außerdem soll ein besonderes Betriebskonzept für die Chemiereaktoren sicherstellen, „dass keine gefährliche Reaktionen entstehen können“, ergänzte Betriebsleiter Uwe Dittrich.

„Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit“

Die Manager konnten mit diesem Konzept zumindest die Genehmigungsbehörden überzeugen, aber auch Politiker wie den sächsische Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU), der beim Richtfest einen alten DDR-Slogan rezitierte: „Chemie gibt Brot, Wohlstand und Schönheit.“ Denn „Schill & Seilacher“ ist ein wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler für Pirna und die Region: 120 Industrie-Arbeitsplätze hängen an der Chemiefabrik und weitere 13 Lehrstellen. Die Azubis werde man voraussichtlich alle übernehmen, kündigte Ackermann an – „damit steigt die Belegschaft hier in den nächsten Jahren noch mal um ein Zehntel“.

Über „Schill & Seilacher“

Das Mutterunternehmen „Schill & Seilacher“ entstand 1877 in Heilbronn und stellte zunächst Chemikalien für die Lederindustrie her. Später zog das Stammhaus nach Böblingen um. Die Firma entwickelte immer mehr Spezialchemikalien – für technische Textilien, die Papierbehandlung, die Leder- und die Kosmetikindustrie. Insgesamt beschäftigt die Gruppe inzwischen 800 Mitarbeiter. Die Pirnaer Tochter gründete „Schill & Seilacher“ gleich nach der Wende im Jahr 1990. Der sächsische Standort ist unter anderem auf Färbemittel, Chemiefaser-Additive, Schaum-Stabilisatoren, Lederimprägnier-Mittel, Flammschutz-Chemikalien und Papierbeschichtungen spezialisiert.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt