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TU Dresden eröffnet Zentrum für Zukunftselektronik

Cfaed-Doktorand Mattis Hasler zeigt einen der Tomahawk-Prozessoren, die das Elektronikzentrum bereits entworfen hat, um schneller Mobilfunktechnik zu erproben. Der Prozessor beschleunigt insbesondere Datenbank-Operationen, wie sie beispielsweise beim Edge-Cloud-Computing gebraucht werden, also bei der dezentralen Verarbeitung großer Datenmengen durch kleine Supercomputer am Straßenrand. Foto: Heiko Weckbrodt

Cfaed-Doktorand Mattis Hasler zeigt einen der Tomahawk-Prozessoren, die das Elektronikzentrum  entworfen hat, um schneller Mobilfunktechnik zu erproben. Der Prozessor beschleunigt insbesondere Datenbank-Operationen, wie sie beispielsweise beim Edge-Cloud-Computing gebraucht werden, also bei der dezentralen Verarbeitung großer Datenmengen durch kleine Supercomputer am Straßenrand. Foto: Heiko Weckbrodt

„Wir arbeiten hier an dem, was Sie bisher nur aus Science-Fiction-Filmen kennen“

Dresden, 17. August 2018. Der Dresdner Mobilexperte Prof. Gerhard Fettweis und seine Kollegen vom Exzellenz-Zentrum für Zukunftselektronik „cfaed“ haben gestern auf dem Uni-Campus ihren lange versprochenen Instituts-Neubau offiziell in Betrieb genommen. Der 36,5 Millionen Euro teure Neubau ist allerdings kein futuristisches Solitär-Gebäude geworden, sondern schmiegt sich an den denkmalgeschützten Barkhausenbau aus den 1950er Jahren an. Diese architektonische Note ist nicht allein dem Platzmangel auf dem Campus geschuldet, sondern sendet auch eine Einladung aus: „Wir haben hier unter anderem eines der weltweit besten Mikroskop-Zentren bekommen“, sagte Professor Fettweis. Diese Geräte seien aber nicht nur für die Elektronikwissenschaftler da, sondern für alle Forscher in Dresden.

Der Barkhausenbau mit dem Einbau (Mitte) für das cfaed. Foto: Heiko Weckbrodt

Der Barkhausenbau mit dem Einbau (Mitte) für das cfaed. Foto: Heiko Weckbrodt

Neubau kostete 36,5 Millionen Euro

Bezahlt haben das neue Zentrum der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (Efre) mit 35 Millionen Euro, weitere anderthalb Millionen Euro steuerte der Freistaat Sachsen bei, wie Finanzminister Matthias Haß (CDU) erklärte.

Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD), Finanzminister Matthias Haß (CDU), Cfaed-Chef Prod. gerhard fettweis und TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen (von links nach rechts) halten das Modell eines Kohlenstoff-Moleküls in den Händen, das den digitalen Schlüssel zum neuen Elektronikzentrum cfaed (Hintergrund) enthält. Foto: Heiko Weckbrodt

Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD), Finanzminister Matthias Haß (CDU), Cfaed-Chef Prod. G Fettweis und TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen (von links nach rechts) halten das Modell eines Kohlenstoff-Moleküls in den Händen, das den digitalen Schlüssel zum Mikroskop-Labor des Elektronikzentrums cfaed (Hintergrund) enthält. Foto: Heiko Weckbrodt

Die cfaed-Wissenschaftler wollen im Neubau beispielsweise an Spintronik forschen, also der superschnellen Datenverarbeitung mittels Elementarteilchen, außerdem an komplexen organischen Schaltkreisen, an Terahertz-Antennen und vielen anderen Grundlagen für die Nanoelektronik von übermorgen. Was die Ingenieure dabei vor dem inneren Auge haben, fasste Organikelektronik-Gruppenleiter Prof. Stefan Mannsfeld sehr schön zusammen: „Wir arbeiten hier an all dem, was Sie bisher nur aus Science-Fiction-Filmen kennen.“ Dazu gehören autonom navigierende Haushaltsroboter und Rollstühle, die sich mit Hausradar in Räumen orientieren, ebenso dazu wie selbstkritische Computer oder Werbe-Bildschirme auf Tetrapacks, die nur wenige Cent pro Stück kosten.

Tomahawk 4 Chip.vom cfaed der TU Dresden Chip Nahaufnahme ohne Gehäuse Der Chip wurde 2014 vom Lehrstuhl für Mobile Nachrichten Systeme in Kollaboration mit dem Lehrstuhl für hochparallele VLSI-Systeme und Neuromikroelektronik entwickelt und bei Global foundries in Dresden produziert. Foto: cfaed der TUD

Nahaufnahme des „Tomahawk 4“-Chips, den 2014 der Lehrstuhl für Mobile Nachrichten Systeme in Kollaboration mit dem Lehrstuhl für hochparallele VLSI-Systeme und Neuromikroelektronik entwickelt hatte. Produziert wurde er bei Globalfoundries in Dresden. Foto: cfaed der TUD

Wissenschaftsministerin hofft auf „Sprunginnovationen“ für Sachsen

Der Neubau, in dem sich die Erfinder nun austoben können, ist Teil der Bemühungen der TU Dresden, sich als eine der exzellentesten Unis in Deutschland und weltweit zu profilieren. In einer ersten Exzellenzförder-Runde bekamen die Dresdner bereits Geld, um verschiedene Forschungspfade zur Computertechnik von übermorgen auszuloten. Am daraus entstandenen cfaed beteiligen sich inzwischen über 300 Wissenschaftler aus über 30 Nationen, wie TU-Rektor Prof. Hans Müller-Steinhagen betonte. Aber diese Arbeitsgruppen waren bisher über den ganzen Uni-Campus verstreut. Sie können ihre Projekte nun in einem Neubau fokussieren – „ein Glanzlicht auf unserem Campus“, wie Rektor Müller-Steinhagen sagte. Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) hofft durch diese Fokussierung und die enge Verbindung von Grundlagenforschung und Anwendung an einem Ort gar „Sprung-Innovationen“ für den sächsischen Hochtechnologie-Sektor.

Alexander Lee präpariert ein Experiment in der Cfaed-Abteilung für oragnische Bauelemente. Foto: Heiko Weckbrodt

Alexander Lee präpariert ein Experiment in der Cfaed-Abteilung für organische Bauelemente. Foto: Heiko Weckbrodt

Zwei weitere Teilzentren für Design und Devices geplant

Zudem hoffen die Dresdner, dass ihnen die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) Ende September weitere Exzellenz-Millionen genehmigt, damit sie das cfaed auf eine neue Stufe heben können. „Wir wollen unter anderem neben dem Mikroskop-Labore zwei weitere Zentren für Design und Geräteentwicklung einrichten“, kündigte Prof. Fettweis für den Fall an, dass sein neues Exzellenzprojekt mit dem Arbeitstitel „cfaed 2“ den Förderzuschlag erhält.

Foto: Heiko Weckbrodt

Blick auf den verlöteten Tomahawk 4, den das cfaed der TU Dresden entworfen hat und der durch Globalfoundries produziert wurde. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick auf einen Tomahawk 4, den u. a. das cfaed der TU Dresden entworfen hat und der durch Globalfoundries produziert wurde. Foto: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt