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Kontest in Dresden: Wer baut besten Bioreaktor für 99 Euro?

Bioverfahrenstechnik-Studenten vom Team der Hochschule Anhalt mit ihrem Reaktor „SFP5 – Solution for Pollution 5" beim "99-€-Bioreaktor"-Wettbewreb 2017 an der TU Dresden. Foto: Kirsten Mann, Netzwerk Bioverfahrenstechnik, TUD

Bioverfahrenstechnik-Studenten vom Team der Hochschule Anhalt mit ihrem Reaktor „SFP5 – Solution for Pollution 5″ beim „99-€-Bioreaktor“-Wettbewreb 2017 an der TU Dresden. Foto: Kirsten Mann, Netzwerk Bioverfahrenstechnik, TUD

Bioverfahrentechnik-Studenten aus ganz Deutschland versuchen sich Anfang Juli an der TU Dresden als MacGuyver des 21. Jahrhunderts

Dresden, 6. Juni 2018. Eine Herausforderung, eines MacGuyvers aus der gleichnamigen 80er-Jahre-Fernsehserie würdig, haben Forscher der Technischen Universität Dresden (TUD) an die Bioverfahrenstechnik-Studenten der Republik ausgesandt: Mit einem bescheidenem Budget von nur 99 Euro sollen sie einen Bioreaktor bauen und der muss sich dann bei einem Kontest in Dresden bewähren. „Wir richten den Wettbewerb nun schon seit fünf Jahre aus“, berichtet Mitveranstalter Dr.-Ing. Felix Lenk von der TUD-Professur für Bioverfahrenstechnik. „Und wir hatten schon sehr originelle Konstruktionen dabei: aus alten PC-Gehäusen, aus Cola-Flaschen, mit einer Wippe oder mit einem umgedrehten Eimer, der wie ein Weihnachtsbaum mit Schläuchen geschmückt war.“

Dr. Felix Lenk. Foto: Kirsten Mann, TUD

Dr. Felix Lenk. Foto: Kirsten Mann, TUD

Hab da mal mit der Bohrmaschine und Schläuchen einen Extruder gebaut…

Angefangen habe alles mit einer Pausenplauderei auf der Mensa-Wiese, erinnert sich Lenk. „Da hat einer erzählt, wie er mit einer Bohrmaschine und ein paar Schläuchen einen Extruder gebaut hat. Das hat uns nicht mehr losgelassen.“ Seitdem richten die Dresdner den studentischen Wettbewerb „Der 99-€-Bioreaktor“ aus. Und jedes Jahr beteiligen sich mehr Unis. Nahmen 2014 erst fünf Teams teil, erwartet die TUD in diesem Jahr insgesamt zehn Teams mit bis zu 60 angehenden Bioverfahrenstechnikern aus dem ganzen Land.

Wohlfühl-Spa für Bakterien der Extreme

Als Aufgabe steht diesmal, einen Reaktor zu bauen, in sich das Bakterium „Anoxybacillus flavithermus“ wohl fühlt und gelbe Farbstoffe produziert. Dieser Mikroorganismus gehört zu den sogenannten „Extremophilen“. Die hausen zum Beispiel am tiefen Meeresgrund, in heißen Quellen oder in Salzseen und mögen starke Hitze, hohen Druck oder extreme Säure. Beim „Anoxybacillus flavithermus“ im diesjährigen Wettbewerbsjahr muss daher ein Reaktor gebaut werden, der stabil bei 60 Grad Celsius arbeitet und dessen Teilen insgesamt weniger als 100 Euro kosten. „Das wird herausfordernd“, ist Lenk überzeugt.

Nach 24 Stunden will die Jury Gelb sehen

Die Teilnehmer reisen Anfang Juli nach Dresden, bauen am 5. Juli aus Einzelteilen ihre MacGuyver-mäßigen Reaktoren auf und starten die Fermentation, wie man diesen biotechnologischen Prozess nennt. 24 Stunden später bestimmt dann eine Jury, wer ddamit den meisten gelben Farbstoff produziert hat – und auch für die originellste Konstruktion gibt es einen Preis.

Das schweißt zusammen

„All dies hat einerseits einen wissenschaftlichen Effekt, weil Studenten auf dieses spezielle Biotech-Thema aufmerksam werden“, schätzt Ingenieur Lenk ein. So schule das 99-Euro-Limit die angehenden Bioverfahrenstechniker für ein Ziel, das später im Beruf besonders wichtig ist: die rechte Balance zu finden zwischen Kosten und dem technisch Möglichen. „Anderseits schweißt der Wettbewerb die Kommilitonen zu echten Teams zusammen.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt