Insolvenzverwalter kündigt 120 verbliebenen Mitarbeiten
Kamenz, 11. Mai 2018. Aus der Traum von der kompletten Batterieproduktion von A bis Z in Sachsen: In der pleite gegangenen Litarion GmbH in Kamenz geht nun endgültig das Licht aus. Die letzten 120 Mitarbeiter bekommen in den nächsten Tagen ihre Kündigungen. Das hat Insolvenzverwalter Rüdiger Wienberg heute angekündigt. „Für die Beschäftigten, die bis zuletzt gehofft hatten, ist das natürlich eine herbe Enttäuschung“, betonte Wienberg. „Allerdings lässt das Insolvenzrecht hier keinen Handlungsspielraum.“
Traum von eigener Auto-Batterieproduktion von A bis Z „Made in Germany“ gescheitert
Damit ist der Versuch, in Deutschland eine komplette Wertschöpfungskette in Konkurrenz zu den dominierenden Anbietern aus Asien aufzubauen, fürs erste gescheitert. Dahinter hatte die Idee gestanden, vor allem die deutsche Autoindustrie unabhängiger von Samsung, Panasonic und LG zu machen.
Die Vorgeschichte:
Litarion war ursprünglich Teil des – 2006 mit großen Hoffnungen gegründeten – Gemeinschaftsunternehmen „Li-Tec“ von Daimler und Evonik gewesen. Als Evionik bei Li-Tec ausstieg, entstand 2007 die Litarion GmbH. Diese stellte zunächst als Tochter des Evonik-Energiekonzerns in Kamenz nördlich von Dresden Elektroden und Separatoren für Batterie her. Diese Schlüssel-Komponenten wurden gleich nebenan von Li-Tec zu Batteriezellen und im nächsten Schritt zu kompletten Autobatterien – und anderem für Daimlers “Smart”-Kleinwagen – verarbeitet.
Nur Batterie-Endfabrik wurde ausgebaut
2015 schloss Daimler die Batteriezellen-Fertigung bei Li-Tec: Die Zellen galten zwar als qualitativ hochwertig. Wirtschaftlich konnten die Kamenzer aber gegen die Konkurrenten in Fernost nicht bestehen. Übrig blieb nur der Batteriehersteller Deutsche ACCUmotive, dessen Kamenzer Werk seitdem auch mehrfach von Daimler ausgebaut wurde. 2015 übernahm zudem das kanadische Batterie-Unternehmen Electrovaya Inc. die Litarion GmbH. Das Unternehmen begann daraufhin, in Sachsen auch eigene Lithium-Ionen-Batteriezellen zu entwickeln und herzustellen. Aber auch dies rettete die Kamenzer Unternehmung nicht: Im Januar 2018 ging Litarion pleite.
Mietverhandlungen gescheitert
Seitdem versuchte der Insolvenzverwalter, eine Einigung zwischen zwei möglichen Investoren und dem Vermieter Daimler, dem das Gelände immer noch gehört, zu arrangieren. Diese Verhandlungen über einen Anschlussmietvertrag seien nun aber gescheitert, teilte Rüdiger Wienberg mit. Damit müsse der Batteriekomponentenhersteller Litarion den Betrieb einstellen.
Autor: Heiko Weckbrodt
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