Commodore wollte neues Zugpferd nach dem C64 entwickeln – setzte aber letztlich auf den „Amiga“
Winnenden, 31. Oktober 2017. Eine echte Rarität der Computer-Geschichte versteigert jetzt der Nerdkrimi-Verleger Enno Coners im Online-Auktionshaus „eBay“: einen C65. Den hatte Commodore ursprünglich als Nachfolger seines sehr erfolgreichen Heimcomputers C 64 konzipiert, die Entwicklung dann aber zugunsten des „Amiga“ eingestellt. „Ich wollte den C65 Mitte der 90er unbedingt haben“, erinnert sich Coners. „Damals zum Arbeiten, weil er zwei Soundchips hat. Habe damals gerne Musik auf dem C64 gemacht.“
Die Vorgeschichte
Noch vor dem – nur mäßig erfolgreichen – C128 hatte Commodore an einem Nachfolger seines Verkaufsschlagers C 64 gearbeitet. Auf dem C65 sollten alle Spiele und Programme des C64 laufen, andererseits sollte er bessere Grafik, mehr Speicher und besseren Sound liefern. Dabei setzte das Unternehmen nicht auf einen Motorola-Chip, sondern einen 8-Bit-Mikroprozessor 6502 von MOS Technology.
Eigenentwicklung zugunsten des Amiga eingestampft
Vom C 65 entstanden aber nur ein paar Prototypen, er gelangte aber nicht mehr zur Serienreife. Im Heimcomputer-Krieg mit Atari setzte Commodore lieber auf eine schnelle Lösung und kaufte das „Amiga“-Konzept ehemaliger Atari-Mitarbeiter ein.
Nach Commodore-Pleite wurden Prototypen verkauft
Nach der Commodore- Pleite 1994 wurden auch die C65-Prototypen veräußert. „Einige Geräte sind über ,Markt und Technik’ in der 64er Zeitschrift Anfang der 90er verkauft worden“, berichtet Coners. Über einen Händler in Schweden sei er fündig geworden. „Wie dieser Händler an das Gerät kam weiß ich nicht.“
Schatz jahrelang gehütet
Inzwischen leitet Coners den Verlag CSW, der sich auf Nerd-Artikel, Bücher über die Heimcomputer-Ära und dergleichen Themen spezialisiert hat. Zu den erfolgreichsten CSW-Büchern gehört die Nerdkrimi-Reihe „Extraleben“. Für C65-Experimente bleibt da keine Zeit mehr: „Ich habe diesen Schatz – damals war es mir nicht bewusst – nun 25 Jahre gehütet“, erzählt der Verleger. „Er liegt nur verschlossen in einem Koffer rum. Darum habe ich beschlossen, ihn zu veräußern und mit dem Erlös mir was Schönes zu gönnen.“ Ach ja: Am Dienstagmittag lag das letzte Gebot bei „eBay“ bei reichlich 12.000 Euro.
Autor: Heiko Weckbrodt
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