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5G-Pilotnetz für vernetztes Fahren in Dresden geplant

Ein 5G-Roboter misst sich mit menschlichen Gegnern im Kugel-Balancierspiel. Foto: Heiko Weckbrodt

Ein 5G-Roboter misst sich mit menschlichen Gegnern im Kugel-Balancierspiel. Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsen wollen auf Teststrecke Auto-zu-Auto- und Auto-Infrastruktur-Vernetzung im Straßenverkehr erproben

Dresden, 18. September 2017. In Dresden werden eine Pilotstrecke für autonomes, vernetztes Fahren und ein Testnetz für den Mobilfunk der fünften Generation (5G) installiert. Das hat der Dresdner Mobilfunk-Guru Prof. Gerhard Fettweis heute beim 5G-IEEE-Gipfel auf Oiger-Anfrage angekündigt. „Wir wollen diese Technologie in einem Pilotprojekt auf die Straße bringen – wahrscheinlich nicht gleich in den öffentlichen Verkehr, aber mit fahrenden Objekten.“ Nähere Details mochte Fettweis nicht mitteilen. Noch seien nicht alle Vereinbarungen mit den geplanten Partnern unter Dach und Fach.

5G-IEEE-Gipfel am 19. September 2017 im Kongresszentrum Dresden: Jan Falkenberg vom Lehrstuhl für Softwaretechnologie zeigt ein Roboterspiel, durch das sich Verzögerungszeiten in alten und neuen Mobilfunknetzen demonstrieren lassen. Foto: Heiko Weckbrodt

Jan Falkenberg vom Lehrstuhl für Softwaretechnologie der TU Dresden zeigt ein Roboterspiel, durch das sich Verzögerungszeiten in alten und neuen Mobilfunknetzen demonstrieren lassen. Foto: Heiko Weckbrodt

Industrie unterstützt Dresdner Forschungen mit Millionen

Schon jetzt hat das „5G-Lab Germany“ der TU Dresden eine führende Rolle bei der Entwicklung des 5G-Funks übernommen. Aus gutem Grund unterstützen Industriepartner wie Vodafone, Telekom. Bosch und Ericsson dieses Forschungszentrum jährlich mit Millionensummen. „5G wird die Zukunft sehr definieren“, ist Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter überzeugt. Vodafone wolle dabei ein Taktgeber sein – und arbeite deshalb eng mit dem Dresdner Labor zusammen.

Videoimpressionen vom IEEE-5G-Gipfel
in Dresden (Video: hw):
 

Taktiles Internet macht „fühlende“ Steuerung möglich

Fettweis und seine 5G-Lab-Kollegen waren es beispielsweise, die erst das Konzept vom „Taktilen Internet“ gebaren, dem jetzt 5G-Entwickler weltweit hinterherjagen. Denn 5G wird sich nicht nur in puncto Tempo von heutigen LTE-Netzen unterscheiden. Künftige 5G-Geräte sollen millisekundenschnell reagieren können, also ohne für Menschen merkliche Verzögerungen („Latenzen“). Damit eröffnen sich ganz neue Anwendungen für funkvernetzte Maschinen etwa in den hochautomatisierten Fabriken der „Industrie 4.0“ und beim autonomen Fahren. Nur dann wären nämlich die Roboter oder Autos imstande, auf drohende Unfälle oder Kollisionen mit Menschen rechtzeitig zu reagieren.

Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter und der Technikchef Dr. Eric Kuisch sowie Prof. Gerhard Fettweis von der TU Dresden (von links nach rechts) beim 5G-IEEE-Gipfel am 19. September 2017 im Kongresszentrum Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Vodafone-Deutschlandchef Hannes Ametsreiter und der Technikchef Dr. Eric Kuisch sowie Prof. Gerhard Fettweis von der TU Dresden (von links nach rechts) beim 5G-IEEE-Gipfel am 19. September 2017 im Kongresszentrum Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Vodafone verkauft 6 mal mehr SIM-Karten für Maschinen als für Menschen

Erhebliche Innovationen erhoffen sich die Forscher wie Wirtschaftsvertreter von dem neuen Mobilfunk vor allem im Industriesektor. Schon jetzt vertickt Vodafone sechsmal soviele Mobilfunk-SIM-Karten für Maschinen als für Smartphone, verriet Deutschlandchef Ametsreiter. Dies sei ein sicheres Anzeichen dafür, dass Mobilfunk für Industriebetriebe immer interessanter werde.

5G-IEEE-Gipfel am 19. September 2017 im Kongresszentrum Dresden: Philipp Rietzsch von der TU Dresden zeigt am Deomnstrator, wie sich in Fabriken sichere Netzwerke aufbauen lassen. Foto: Heiko Weckbrodt

Philipp Rietzsch von der Teleconnect Dresden zeigt am Deomnstrator, wie sich in Fabriken sichere Netzwerke aufbauen lassen. Foto: Heiko Weckbrodt

Sächsische Forscher sehen Spiel, Sport, Robotik und autonomes Fahren als wichtige Applikationen für nächste Mobilfunk-Generation

Doch seine ersten Durchbrüche werde 5G womöglich zunächst in anderen Segmenten schaffen, glauben Vodafone-Technikchef Eric Kuisch und TU-Professor Gerhard Fettweis. „Das kann erst mal ganz spielerisch sein“, sagte Eric Kuisch. Und Fettweis denkt beispielsweise an vernetzte Fitnessstudios, in denen Dutzende Landratten in Echtzeit-Simulationen lernen, in wilder Brandung zu surfen, ohne auch nur nass zu werden. Oder an Skikurse mit 5G-vernetzten Datenbrillen auf der Nase im trockenen warmen Simulator-Stübchen.

5G-IEEE-Gipfel am 19. September 2017 im Kongresszentrum Dresden: Prof. Gerhard Fettweis von der TU Dresden spielt mit einem Stehauf-Roboter, der sich selbst ausbalanciert. Foto: Heiko Weckbrodt

Prof. Gerhard Fettweis von der TU Dresden spielt mit einem Stehauf-Roboter, der sich selbst ausbalanciert.
Foto: Heiko Weckbrodt

Mobilfunk soll Laster und Wohnmobile „durchsichtig“ machen

Aber noch bevor es an die echten „Killer-Applikationen“ wie vernetztes, hochautomatisches Fahren und Robotik geht, könnte 5G bereits für mehr Durchblick auf deutschen Straßen sorgen. Beispiel: Derzeit fahren Vodafone-Manager mit einem Demonstrations-Wohnmobil auf Sachsens Straßen, das mit einiger Pilottechnik ausgestattet ist. Dazu gehört auch die Möglichkeit, an nachfolgende (und entsprechend ausgerüstete) Fahrzeuge per Mobilfunk Echtzeit-Videos von der Frontkamera zu senden. Was heißt: Das Wohnmobil würde für den folgenden Autofahrer gewissermaßen durchsichtig. Will er überholen, kann er rechtzeitig sehen, ob vor der sperrigen Kiste vor ihm Gegenverkehr oder andere Probleme lauern. „So kann 5G schon bald für ein Plus an Sicherheit im Straßenverkehr sorgen, auch wenn es mit dem vernetzten Fahren noch etwas länger dauert“, sagte Fettweis.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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