Wochenendtipp: Museum ZCOM in Hoyerswerda würdigt den deutschen Computer-Pionier Konrad Zuse
Hoyerswerda, 3. Februar 2017. Hoyerswerda in der Lausitz hat eine echte Attraktion bekommen: „ZCOM –Zuse-Computer-Museum“ heißt der neue Publikumsmagnet, und es lohnt sich, ihn zu besuchen!
Vater war Oberpostmeister
„Ich war zu faul zum Rechnen“, lautet das ebenso fatale wie wahre Wunder schaffende Eingeständnis des am 22. Juni 1910 in Deutsch-Wilmersdorf geborenen Konrad Zuse. Weil er als 14-Jähriger durch Umzug seiner Eltern, der Vater war hier Oberpostmeister geworden, nach Hoyerswerda kam, nennt ihn die Stadt stolz „unser Kind“.
Wird der Computer zu mächtig, dann zieht den Stecker!
Zuse besuchte ab der 9. Klasse das Real-Gymnasium und legte hier 1928 das Abitur ab. Dem folgte das Bauingenieurstudium mit dem bereits zitierten, uns allen reichen digitalen Segen bringenden Bekenntnis. Auch für das heutige Schlamassel mit der omnipräsenten Computerwelt hatte Zuse etwas später einen flotten Spruch parat: „Wenn die Computer zu mächtig werden, dann zieht den Stecker aus der Steckdose“. Zuse war ein Genie, das wird uns beim Ausstellungsbesuch schnell klar. Ihm fehlten andererseits auch nicht schätzenswerte menschliche Züge. Er war Bauingenieur, Erfinder und Künstler. Die Ausstellung legt offen dar, wie engagiert Zuse mit seiner Rechentechnik der Rüstungsindustrie des Dritten Reiches wertvolle Dienste erwiesen hat. Mitglied der NSDAP war er nicht.
Der Z3 und das Plankalkül
Zuse gründete nach Einschätzung der Ausstellungs-Kuratoren die erste Computerfirma der Welt: das „Zuse Ingenieurbüro und Apparatebau Berlin“. Er baute den ersten funktionsfähigen Computer, den Z3. Und er entwickelte die erste höhere Programmiersprache, „Plankalkül“.
„Erste Vorstellung von einem automatisierten, technischen Zeitalter“
„In Hoyerswerda gab es endlich eine bedeutende, eine technisierte Umwelt.“ resümierte Zuse 1984 in seiner Autobiografie. „Nicht weit von der Stadt lagen moderne einzigartige Braunkohlenwerke und das bekannte, der Aluminium-Gewinnung dienende Lautawerk. Die großen Abraumförderbänder gaben mir eine erste Vorstellung von einem automatisierten, technischen Zeitalter. Mit Begeisterung versuchte ich, diese Giganten mit meinem Stabilbaukasten nachzubauen.“
Zuse agierte auch als Künstler
Bereits in der Schule zeigte Zuse auch sein künstlerisches Talent in zahlreichen Aquarellen, Zeichnungen und Karikaturen. Ab 1930 war er als Werbegrafiker für die Autoindustrie tätig. Letztlich behielt der Ingenieur bei ihm die Oberhand. Die Kunst jedoch ließ ihn nicht los. Er hatte zeitlebens ein Atelier. In der Ausstellung stehen wir staunend vor Kostproben seines künstlerischen Schaffens.
Rechenmaschine „nicht patentwürdig“
Über 50 Patentanmeldungen vom Automaten bis zur Programmiersprache zeugen von Zuses Erfindungsgeist. Die Wichtigste sollte jedoch erfolglos bleiben: Nach 26 Jahren eines Urheberrechtsstreites entschied 1967 ein Gericht, dass Zuses Rechenmaschinen keine „patentwürdigen Erfindungen“ seien.
Konrad Zuse starb am 18. Dezember 1995 im hessischen Hünfeld. Die Stadt hat zu seinem Gedenken ebenfalls ein Zusemuseum eingerichtet. Zuse-Rechner sind auch im Deutschen Technikmuseum Berlin sowie im Deutschren Museum München aufgestellt.
Das Museum im Ãœberblick
Die neue Dauerausstellung des Zuse-Computer-Museums gliedert sich in mehrere Themenfelder, welche uns jeweils einen Einblick in die vielschichtige Geschichte der Rechentechnik und der Datenverarbeitung vermitteln. Die Struktur kann mit der eines Dreiecks verglichen werden. Die erste Ebene, INTERFACE benannt, betrachtet das große Ganze, also die weltumspannende Bedeutung der Rechentechnik. Sie ermöglicht dem Besucher auch die Einordnung der deutsch-deutschen Rechentechnik.
In der MAINBORD benannten Ebene zwei wird die Entwicklung in der BRD und in der DDR tiefer ausgeleuchtet. Diese Entwicklung hat gemeinsame Wurzeln, das sind Zuses Z1 und Z3. Auf dieser Ebene liegt der Fokus der Präsentation eindeutig auf dem VEB Robotron. In der dritten Ebene – Home, Creative Suite und Off – können sich die Besucher in die sie speziell interessierenden Themen vertiefen. Die Besucher werden zur Diskussion mit dem Museum, aber auch der Besucher untereinander angeregt.
Herausragende Exponate:
- Die Rechenmaschinen Z!!, Z22, Z23 und Z25 von Konrad Zuse
- die ersten deutschen Plotter Z60 und Z64
- Rechensysteme aus der DDR
- Computer von Apple, Siemens und Nixdorf
- eine Lochkartenstrecke von IBM
- originales Schriftgut, Kunstwerke von Konrad Zuse
- aktuelle Entwicklungen.
Das Museum bietet regelmäßige Führungen, Themenführungen, museumspädagogische Programme für verschiedene Altersklassen, Audioguide, Kinderaktivitäten, Nutzung der Fachbibliothek, Workshops, Projekttage, Raumvermietung für Firmenveranstaltungen, Tagungen und Symposien an.
Autor: Peter Weckbrodt
Besucherinformationen:
Was?
ZCOM Zuse-Computer-Museum
Wo?
Dietrich-Bonhoefer-Straße 1-3, 02977 Hoyerswerda
Kontaktinfos:
Telefon: 03571-2096 080
Facebook: ZCOM Zuse-Computer-Museum
Internetseite hier
Öffnungszeiten:
Di-So 10 bis 17 Uhr
Eintrittspreise:
Erw. 6 Euro, Erm. 4 Euro; Familien 15 Euro; Führungen 30 Euro zzgl. Eintritt;
Parkmöglichkeiten
bestehen direkt am Museum, der Zugang ist barrierefrei.
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