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Höhepunkt durch Hochtechnologien

Laviu-Gründerin Julia Ryssel zeigt eines der neuen Liebesspielzeuge aus intelligenten Materialien. Foto. Heiko Weckbrodt

Laviu-Gründerin Julia Ryssel zeigt eines der neuen Liebesspielzeuge aus intelligenten Materialien. Foto. Heiko Weckbrodt

Pulsende Dildos: Junge Dresdner Firma baut mit Materialien aus der Raumfahrt Liebesspielzeuge

Dresden, 4. November 2016. Wenn sich der Liebhaber bewegt wie ein Elektromotor und brummt wie eine Rüttelplatte auf der Baustelle, passt was nicht, ist die erotiktötende Ernüchterung nicht weit. Das muss nicht sein, fanden die Ingenieurin Julia Ryssel und der Designer Martin Cirillo-Schmidt. Sie gründeten am Körnerplatz mit Blick auf das Blaue Wunder in Dresden die Firma Laviu und konstruierten mit intelligenten Supermaterialien den „Laviu One“, das „erste lautlose, pulsierende Love Toy der Welt“, wie Ryssel es formuliert, um derbere Bezeichnungen zu meiden. Profaner ausgedrückt: einen Hochtechnologie-Dildo, der geräuschlos seine Form ändert, wenn sich frau mit ihm vergnügt. Der soll sich im geräuschlosen Einsatz ähnlich „zart und natürlich“ anfühlen wie die Ausrüstung eines menschlichen Liebhabers, verspricht die Ingenieurin.

Strom steuert die Form von intelligenten Werkstoffen

Möglich machen das sogenannte „Smart Materials“, intelligente Werkstoffe, die ihre Form verändern, wenn man Strom anlegt. Verbaut sind solche Materialien sind zum Beispiel in Raumsonden, die damit ihre Sonnensegel ausrichten. „Im Vergleich zu einem Elektromotor sehr präzise und mit weniger Energieverbrauch“, sagt die 29-jährige Diplomingenieurin für Keramik- Glas und Baustoffforschung, die ihren Job an der Bergakademie Freiberg an den Nagel hängte, um sich mit hochtechnologischem Liebesspielzeug selbstständig zu machen.

Werbevideo (Laviu):
 

Business Angel half beim Start

Was sich in der Luft- und Raumfahrt bewährt hat, soll nun für bessere Orgasmen auf Erden sorgen. Um das sexy Design kümmerte sich Martin Cirillo-Schmidt. Den technologischen Part hat Ingenieurin Ryssel übernommen. Dank eines ungenannten Senior-Unternehmers („Business Angel“) bekamen die beiden auch genug Startkapital zusammen, um erste Protoptypen zu bauen und an Freundinnen zur praktischen Probe zu versenden. Die Resonanz sei „sehr positiv“ gewesen, erzählt die Laviu-Chefin.

Serienproduktion übernehmen Auftragsfertiger

Nun ringen die beiden um Geld für eine Serienproduktion. Statt eine eigene Liebesspielzeug-Fabrik in Dresden zu bauen, delegiert Laviu die eigentliche Produktion an Auftragsfertiger. Die nämlich haben Maschinen, mit denen sich bei Bedarf auch Millionen Dildos in Serie herstellen lassen. Doch dafür braucht das junge Unternehmen erst einmal mehr Kapital. Und das soll nun der Internetschwarm zusammenkratzen.

Binnen 24 Stunden 10.000 Euro vom Internetschwarm

Die Idee elektrisierte tatsächlich auch schnell weitere Ladys: Binnen 24 Stunden, nachdem sie am Dienstag das Konzept auf der Schwarmfinanzierungs-Plattform „Indiegogo“ publiziert hatten, bestellten über 100 Frauen (und Männer?) Laviu-Liebesspielzeuge im Gesamtwert von über 10.000 Euro. Unter dem begrüßenswerten Motto „Sex für alle!“ wollen die Ingenieurin und der Designer bis Jahresende mindestens 20.000 Euro über diese „Crowdfunding“-Kampagne einsammeln. Die Lieferung der ersten Liebesspielzeuge versprechen sie für das Frühjahr 2017. Dann soll auch der Internet-Laden online gehen, mit dem Ryssel und Cirillo-Schmidt ihre Liebesspielzeuge zunächst im deutschsprachigen, dann im EU-Raum verticken möchten.

Auch Liebesspielzeuge für Männer geplant

Und das ist erst der Anfang, wenn es nach den beiden kreativen Gründern geht: Sie planen, bis Ende 2017 zehn weitere Mitarbeiter einzustellen und ihr stimulierendes Produkt-Portefeuille deutlich auszubauen. Denn Julia Ryssel ist überzeugt, dass die intelligenten Materialien noch viel mehr Liebesspielzeuge hergeben als bisher bedacht. „Wir haben schon viele neue Produktideen im Kopf, zum Beispiel auch Love Toys für Herren“, sagt sie. „Aber das Konzept verraten wir jetzt noch nicht.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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