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Dix: Da geh ich lieber in den Puff

Im Geiste von Dix: Clemens Gröszer (1951-2014): Fetzen (1994). Repro: Peter Weckbrodt

Im Geiste von Dix: Clemens Gröszer (1951-2014): Fetzen (1994). Repro: Peter Weckbrodt

Sonderausstellung „Dix im Sinn“ zum 125-jährigen Jubiläum des Künstlers auf Schloss Burgk

Freital, 6. September 2016. Wenn jemand sagt, es sei für ihn Liebe auf den ersten Blick gewesen, so spricht er vielleicht von der Begegnung mit den deutschen Romantikern oder den französischen Impressionisten. Für nicht Wenige unter uns fand die Erstbegegnung mit Otto Dix vor dessen Triptychon „Krieg“ statt und war prägend, weil als zu düster und absolut hoffnungslos empfunden. Tatsächlich erfordert es schon Anstrengung und guten Willen, sich mit dem künstlerischen Schaffen dieses deutschen Malers zu arrangieren. Die nun im Schloss Burgk der Städtischen Sammlungen Freital eröffnete Sonderausstellung „Dix im Sinn – Zum 125. Geburtstag von Otto Dix“ gibt hierzu Gelegenheit.

In den Fußstapfen von Dix: Ewald Schönberg: geb. 1882-1949) Der Säufer. Repro: Peter Weckbrodt

In den Fußstapfen von Dix: Ewald Schönberg: geb. 1882-1949) Der Säufer. Repro: Peter Weckbrodt

Gleich vorab: Es ist nicht DIE Dix-Ausstellung, die wäre unbezahlbar. Vorgestellt werden 9 Gemälde und ebenso viele aus dem grafischen Schaffen des Künstlers, sämtlich aus dem Eigenbestand der Städtischen Sammlungen Freital. Diese werden nicht als Komplex geboten, sondern „eingebettet“ in Werken der Zeitgenossen und der Schüler Otto Dix’, die zeitlebens „Dix im Sinn“ hatten oder sogar noch haben.

Frappierend unverblümt zu Zeitgenossen

Zeitlich gesehen bilden die sieben Jahre Lehrtätigkeit des Kunstakademie-Professors in Dresden den Mittelpunkt der Ausstellungskonzeption. Der Umgang mit Dix gestaltete sich an der Kunstakademie für Lehrende wie Lernende zweifellos bestimmt nicht einfach. Da war die geradezu übermächtige künstlerische Ausstrahlung von Dix, die nicht wenigen seiner Zeitgenossen Angst bereitet haben soll. Dix wird aber auch eine frappierende Unverblümtheit in der Pflege der zwischenmenschlichen Beziehungen nachgesagt.

Edel: Otto Dix (1891-1969): Portrait Heinar Schilling (1922). Repro: Peter Weckbrodt

„Ich gehe lieber in den Puff“

Natürlich haben die Kriegs-Erlebnisse Dix stark geprägt. Das Triptychon ist dafür nur der exponierteste Ausdruck. „Man muss den Menschen in diesem entfesselten Zustand erlebt haben, um den Menschen zu verstehen.“, soll er seine Kriegserfahrungen auf den Punkt gebracht haben. In seiner Laudatio zur Vernissage erinnerte Museumsdirektor Rolf Günther an die Erfahrungen des jungen Otto Dix mit dem Krieg und den Menschen mit Zitaten wie: „Lass mich mit dem Blödsinn Politik, ich gehe lieber in den Puff.“

Die Hure, der Landstreicher, der Alte

Wie nicht anders zu erwarten, zeigen viele Bilder Randexistenzen der Gesellschaft jener Zeit. Die Hure, der Landstreicher, der alte Mann zogen geradezu magisch Dix in ihren Bann. Aber wir sehen von ihm auch fast edel zu nennende Bilder.

Otto Dix: Alter Arbeiter in Dachkammer 1920. Repro: Peter Weckbrodt

Otto Dix: Alter Arbeiter in Dachkammer 1920. Repro: Peter Weckbrodt

Und Dix strahlte auch aus auf all jene Studenten, die zwischen 1927 und 1933 seine Klasse in der Dresdner Kunstakademie frequentierten. Zu den bekanntesten zählen Rudolf Bergander, Ernst Busche, Curt Querner, Otto Westphal-Rudolstadt, Hans Theo Richter, Roland Hettner, Olga Hayduk oder Willy Wolf.

Spuren in Dresden und Leipzig

Nach der Entfernung von Dix aus dem Lehramt durch die Nationalsozialisten war eine direkte Nachfolge ausgeschlossen. Diese entwickelte sich fast vier Jahrzehnte später in Dresden, aber wesentlich stärker in Leipzig. Junge Künstler wie Hubertus Giebe, Herta Günther, Volker Stelzmann oder der Berliner Clemens Gröszer, hatten wieder „Dix im Sinn“.

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Die Exposition unternimmt es, anhand qualitätsvoller seltener Exponate, den Spuren des Jahrhundertkünstlers Dix in der Kunst des 20. Jahrhunderts nachzuspüren. Zahlreiche Museen, Galerien (darunter die Städtischen Museen Meißen und Dresden), die Hochschule für Bildende Künste Dresden, aber auch Privatpersonen unterstützten das Vorhaben.

Das malerische Schloss Burgk beherbergt auch das Bergbaumuseum. Foto: Peter Weckbrodt

Das malerische Schloss Burgk. Foto: Peter Weckbrodt

Informationen für Besucher:

Was?

Sonderausstellung „Dix im Herzen – Zum 125. Geburtstag von Otto Dix“

Öffnungszeiten:

Vom 4. September bis 23. Oktober 2016, jeweils Di bis Frei 13-16, Sa u. So 10-17 Uhr

Eintrittspreise:

Erwachsene vier Euro, Familien zehn Euro.

Wo?

Städtische Sammlungen Freital auf Schloss Burgk, Altburgk 61, 01705 Freital

Weitere Infos:

Hier im Internet

Anfahrt:

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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