Gesundheitsministerin Klepsch winkt mit 28 Millionen Euro für neue Ansätze
Dresden, 18. März 2016. Ohne computergestützte Fernmedizin (Telemedizin) könnte es in Sachsen in Zukunft schwer werden, den medizinischen und Pflegebedarf bis in die ländlichen Gebiete hinein voll zu decken. Das hat die sächsische Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU) heute zur Jahrestagung des „Gesundheitsökonomischen Zentrums“ (GÖZ) der Technischen Universität Dresden prognostiziert. „Digitale Gesundheitsdienste und Assistenzsysteme haben großes Potenzial“, betonte sie vor den Medizinern und Wirtschaftswissenschaftlern. „Nicht nur für die Patienten, sondern auch für eine höhere Effizienz im sächsischen Gesundheitswesen.“
Demografischer Wandel braucht neue medizinische Ideen
Sachsen fördere bis zum Jahr 2020 neue Telemedizin-Ansätze mit über 28 Millionen Euro, sagte Barbara Klepsch. Das Geld stammt aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und soll „innovative Ansätze im Bereich der Gesundheits- und Pflegewirtschaft zur Bewältigung der mit demografischen Wandel verbundenen Herausforderungen“ mitfinanzieren.
Sachsen hofft auf Spitzenstellung im Telemedizin-Markt
Hintergrund: Vor allem in den ländlichen Regionen leben sehr viele Senioren mit hohem Betreuungsbedarf, andererseits herrscht ein Landarztmangel. Medizinische Experten aus der nächsten Großstadt, die bei Bedarf per Internet konsultiert werden, könnten da schon für einige Abhilfe sorgen. Auch untersuchen Forscher zum Beispiel an der TU Dresden Möglichkeiten für Fernoperationen mit Roboterhilfe. Die Sachsen hoffen nicht zuletzt, sich durch Pilotprojekte im Telemedizin-Markt technologisch an die Spitze zu stellen und die Ergebnisse auch wirtschaftlich gut zu vermarkten.
Hohe datenschutzrechliche Hürden
Moderne digitale Medizindienste – und sei es nur der elektronische Versand von Krankenakten oder Röntgenaufnahmen – stehen aber weiter vor vielen Hürden. So weisen mehrere GÖZ-Experten auf die praktischen Probleme des sehr strengen deutschen Datenschutzes hin. Der verlange auch bei Studien enormen Aufwand für die Pseudonymisierung und Anonymisierung von Patientendaten, lasse Fernübertragungen persönlicher medizinischer Daten oft gar nicht zu. „In Dänemark und Österreich ist man da schon viel weiter mit der Digitalisierung“, betonte GÖZ-Vorstand Prof. Alexander Karmann.
Auch Professor Jochen Schmitt vom „Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung“ (ZEGV) des Uniklinikums Dresden sprach in Zusammenhang mit Psychiatrie-Modellversuchen von „hohen datenschutzrechtlichen Hürden“, die in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern zu beachten seien, wolle man Patientendaten nutzen. hw
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