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Alles kalter Kaffee?

In den USA gilt Coldbrewed Coffee (Kaltgebrühter Kaffee) als Trend - wir haben diese Kaffeevariante nun selbst zubereitet und gekostet. Foto: Sven Germeroth

In den USA gilt Coldbrewed Coffee (Kaltgebrühter Kaffee) als Trend. Wir haben diese Kaffeevariante nun selbst zubereitet und gekostet. Foto: Sven Germeroth

Amerikaner schwören auf Coldbrewed Coffee – wir haben das selbst getestet

Dresden, 3. März 2016. Vor einigen Tagen las ich einen Bericht über eine Kaffeemaschine, welche Kaffee kalt extrahiert. Dieses Verfahren bot laut Artikel diverse Vorteile gegenüber herkömmlicher Kaffeeaufbereitung. Als Kaffeeliebhaber und -vieltrinker hat mich das Thema sofort angesprochen, und ich wollte mehr wissen. Was hat es mit dem sogenannten Coldbrewed Coffee auf sich und wie schmeckt er?

Der Trend kommt wie so oft aus Übersee, aus den Tempeln der Kaffegourmets – immer auf der Suche nach einer neuen Geschmacksnote. Mittlerweile gibt es in den Staaten diese Variante sogar schon fertig extrahiert im Supermarkt zu kaufen.

Versprochene Vorteile: mild und bekömmlich

Der mittels Kaltextraktion gewonnene Kaffee ist mild und soll mit 90 % weniger Bitterstoffen auch für den empfindlichsten Magen bekömmlich sein. Dabei enthält der Kaffee durch diese Zubereitungsmethode angeblich sogar 10 % mehr Koffein.

In unserem Test haben wir u.a. auch eine hochwertige Espresso-Sorte und einen Supermarkt-Kaffee kalt gebrüht. Foto: Sven Germeroth

In unserem Test haben wir u.a. auch eine hochwertige Espresso-Sorte und einen Supermarkt-Kaffee kalt gebrüht. Foto: Sven Germeroth

Die Zubereitung:

Die Zubereitung ist dabei sehr einfach: Man nimmt 200 Gramm grob gemahlenen Kaffee und 1 Liter kaltes Wasser, gibt beides in ein Gefäß, rührt gut um und lässt es mit Aluminiumfolie abgedeckt 12 Stunden ziehen.

Anschließend muss dieser Aufguss lediglich gefiltert werden, je nach Mahlgrad in einem ersten Durchlauf eventuell durch ein grobes Sieb. Das so gewonnene flüssige Konzentrat (der Kaffeesatz kann entsorgt werden) wird zum Verzehr in einem Mischungsverhältnis von 1:3 bzw. für stärkeren Kaffee 1:2 mit heißem Wasser verdünnt.

Die Zubereitung dauert 12 Stunden. Danach haben wir aber ein Konzentrat im Kühlschrank, aus dem sich ruckzuck ein Kaffee machen lässt. Foto: Sven Germeroth

Die Zubereitung dauert 12 Stunden. Danach haben wir aber ein Konzentrat im Kühlschrank, aus dem sich ruckzuck ein Kaffee machen lässt. Foto: Sven Germeroth

12 h Zubereitungszeit – aber dann hat man immer schnell Kaffee zur Hand

12 Stunden?! Diese Frage stellt sich im Gespräch meist als Erstes. Das klingt erst mal sehr zeitaufwändig. Allerdings ist das so gewonnene Kaffeekonzentrat im Kühlschrank bis zu 4 Wochen haltbar. Beachtet man den Aromaverlust, sollten es höchstens 2 Wochen sein. Trotzdem hat man, das Konzentrat einmal im Kühlschrank, immer schnell einen Kaffee zur Hand. Der lässt sich sehr gut dosieren und eignet sich sowohl für die schnelle Tasse Kaffee am Morgen als auch die nächste große Feier. Nicht zu vergessen: In den heißen Sommermonaten lässt sich so auch schnell mal ein Eiskaffee zaubern.

Butterkaffee: Würgreiz statt Konzentration

Bleibt die alles entscheidende Frage: Wie schmeckt Coldbrewed Coffee?

Dazu muss ich vielleicht noch erwähnen, dass ich mein letztes Kaffeeexperiment vor einiger Zeit mit „Bulletproof Coffee“ (Kaffee mit Butter) unternommen hatte. Die dadurch versprochene Steigerung des Konzentrationsvermögens konnte ich nicht bestätigen. Falls es eine gab, habe ich sämtliche gewonnene Energie dafür aufgebraucht, den Brechreiz zu unterdrücken, den der Butterkaffee bei mir auslöste.

Testfazit: Weicher Kaffee, Biss fehlt aber

Coldbrewed Coffee (oder auch Cold Drip) ist in dieser Hinsicht erfreulicherweise anders. Er hält, was er verspricht: Er ist angenehm weich und schmeckt wider Erwarten weder nach löslichem, noch nach kaltem Kaffee. Einen Nachteil hat er dennoch: Durch die fehlenden Bitterstoffe fehlt ihm auch der Biss!

Kein Ersatz, eher Ergänzung

Wenn ich mich früh zur Arbeit quäle, ist der erste Gang der zur Kaffeemaschine. Da Koffein erst später wirkt, sind es wohl die Bitterstoffe, die jeden Morgen aufs Neue den Motor anwerfen und mich mit einem kleinen tritt in den Allerwertesten wohlbehütet in den Alltag befördern.

Dieser Start in den Tag bleibt einem mit Coldbrewed Coffee leider nicht vergönnt. Deshalb kommt er für mich als Filterkaffee-Ersatz auch nicht in Frage. Trotzdem bietet er interessante Möglichkeiten und wird in Zukunft bestimmt öfter mal angesetzt: Neben Eiskaffee und Partyaufguss kann man ihn als „Weichmacher“ mit herkömmlichen Kaffee mischen. Oder man genießt ihn einfach als Alternative zum Kantinenkaffee, von dem man sich bis zum Nachmittag vielleicht schon einen halben Liter hinter die Binde gekippt hat.

Autor: Sven Germeroth

Unser Autor Sven Germeroth ist Entwickler in der Multimedia-Softwareschmiede „Magix“, lebt in Dresden und ist Metal-Fan.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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