Monate: Februar 2016

Virgin Galactic hat ein neues SpaceShipTwo: sie "Unity". Foto: Jack Brockway

Neues Privatraumschiff „Unity“ vorgestellt

Gelähmter Star-Physiker Hawking tauft die Fähre – und hofft auf eigenen Flug ins All Mojave, 20. Februar 2016. Knapp anderthalb Jahre nach dem Absturz des Vorgänger-Modells hat das private Raumflug-Unternehmen „Virgin Galactic“ nun im kalifornischen Mojave ein neues Raumschiff vorgestellt: Der Gleiter „Unity“ („Einheit“) gehört zur SpaceShipTwo-Serie und soll in Zukunft vor allem Touristen in den Erdorbit bringen. Die Schiffstaufe übernahm der gelähmte Physiker Prof. Stephen Hawking, der darauf hofft, mit der „Unity“ ins All reisen zu können. „Wenn Richard mich lässt, wäre ich sehr stolz darauf, mit diesem Raumschiff zu fliegen“, erklärte er anlässlich der Namenstaufe.

Otto Dix: "Abschied von Hamburg", 1921, öl auf Leinwand, Repro: Peter Weckbrodt

Dix-Expresso in Chemnitz

Oigers Wochenendtipp: Museum Gunzenhauser zeigt Expressionisten in teils ungewohnten Facetten Chemnitz, 19. Februar 2016. Die Chemnitzer Kunstsammlungen profilieren sich sichtlich erfolgreich mit exorbitanten Ausstellungen moderner Malerei. Teil dieser Kunstsammlungen ist das Museum Gunzenhauser. Und dort können wir Erstaunliches entdecken, das wir für dieses Wochenende als Ausflugstipp empfehlen: ausdrucksstarke Bilder von Otto Dix (1891-1969), die den Maler nicht nur von seiner expressionistisch-düsteren Seite zeigen, sondern eher romantisch-wehmütig wirken.

Batterieteststand der Fraunhofer-Forscher. Foto: IWS

Bund bezuschusst Solar-Batterien mit 30 Millionen Euro

Förderprogramm soll helfen, Energiespeicher-Lücke zu schließen Berlin, 19. Februar 2016. Das Bundeswirtschaftsministerium legt am 1. März 2016 ein weiteres Förderprogramm auf, das Batterie-Speicher für kleine Solarstrom-Anlagen bezuschusst. Bis 2018 stellt der Bund dafür 30 Millionen Euro zur Verfügung. Dies soll die Wende hin zu erneuerbaren Energien unterstützen und vor allem ein generelles Problem der Energiewende lindern: In Deutschland gibt es zu wenige Energiespeicher, um die Stromerzeugungs-Spitzen von Solar- und Windkraftwerken zu puffern.

Lebt und arbeitet inmitten seiner Segelschiffe: Professor Bernhard Irrgang von der TU Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Der Gedankensegler vom Elbhang

Technikphilosoph & Bastler: TU-Professor Irrgang lebt und arbeitet inmitten Dutzender Segelschiffmodellen, die ein Kapitel Menschheitsgeschichte erzählen Dresden, 19. Februar 2016. Der Dresdner Technikphilosoph Bernhard Irrgang lebt davon zu denken, zu lesen, zu schreiben und auch zu lehren. Besucht man ihn aber daheim, in seiner Bauhaus-Villa am Loschwitzer Elbhang, sieht der Besucher sofort, was sich der Philosoph als Ausgleich für die geistige Arbeit gesucht hat. „Schon als Kind wollte ich Kapitän werden“, sagt er – und die Konsequenz dieser Sehnsucht füllt inzwischen ganze Räume: Die Zimmer sind mit wunderschönen Schiffsmodellen vollgestellt, inmitten derer Irrgang in all seiner unübersehbaren Präsenz wie ein erfolgreicher Reeder thront. Einige sind meterlang, andere kaum größer als Spielzeug. Einige hat Irrgang von Grund auf selber gebaut, andere „nur“ auf eBay als Wracks ersteigert und dann repariert. „Für die größeren Holzmodelle brauch ich gut und gerne 1000 Stunden, um sie zusammenzubauen“, erzählt er.

Der provokative Habitus und der anarchistische Gestus der Punker (hier eine spätere, undatiertre Aufnahme einer Punkerin) galt vielen Stasi-Offizieren als einzige Provokation. Foto: Gegenalles, Jay Neill, Wikipedia, CC2-Lizenz

Dekadenter Abfall

Die Stasi wollte den Punk in der DDR zersetzen – und scheiterte letztlich Dresden, 18. Februar 2016. „Auf der Wiese steht die Kuh“, grölt die Punker-Stimme von der Orwo-Kassette. Immer und immer wieder. „Auf der Wiese steht die Kuh.“ Ein anderer Punk-Musikus schreit sich in tiefstem Sächsisch Frust und Lust über „Scheiße, Dreck und Schmutz“ und „totes stumpfes Menschenmeer“ in Leipzig heraus. Nein, so einen „dekadent-feindlichen“ „Abfall“ (so die Einstufungen in den MfS-Akten) wollten die Stasi-Offiziere nicht hören und schon gar nicht der ostdeutschen Jugend zumuten: Wo immer sich in den 1980er Jahren in der DDR Punk-Bands gründeten und gegen Nazis, Staatsmacht und Umweltzerstörung und für die Anarchie sangen, setzte der ostdeutsche Geheimdienst alle Hebel in Bewegung, um diese Unmusik auszumerzen und die Gruppen zu „zersetzen“.

Europas Hightech-Industrie hat sich von der Chipproduktion von Taiwan, Südkorea und den USA abhängig gemacht. Viele der dort konzentrierten Halbleiter-Fabriken liegen aber in Erdbeben- oder potenziellen Krisengebieten. Fotos: Google Earth, Intel, Montage: hw

Risiken für Europas High-Tech-Industrie wachsen

Junghansens Chip-Kolumne: Halbleiter-Nachschub auch durch Naturkatastrophen fragil Dresden, 18. Februar 2016. Immer mehr traditionelle Industriegüter (Telekommunikationsgeräte, Autos, Flugzeuge usw.) benötigen Mikroelektronik der Spitzenklasse. Diese ist aber schon heute nur noch in den USA und Asien zu bekommen. Die europäische Industrie begibt sich also für ihre Spitzenprodukte in eine völlige Abhängigkeit von den Lieferungen aus den drei verbliebenen Unternehmen (INTEL in den USA, SAMSUNG in Korea und TSMC in Taiwan), die diese Technologie beherrschen. Unabhängig von möglichen nationalen Interessenskonflikten bleibt ein hohes Risiko für die Versorgungssicherheit Europas durch terroristische oder natürliche Katastrophen in diesen drei verbliebenen Standorten.

Sachsens Hightech-Gründer leiden unter Risikokapital-Lücken. Foto: Heiko Weckbrodt

5,4 Millionen Euro für Spitzenforscher in Dresden

Europäischer Forschungsrat unterstützt Molekularbiologen und Mathematiker Dresden, 17. Februar 2016. Weil er untersuchen will, wie und warum sich die menschliche Leber entzündet, wenn sie zuviel Fett angelagert hat, bekommt der Dresdner Molekularbiologe Prof. Triantafyllos Chavakis von der Medizinischen Fakultät der TU Dresden nun ein Aufbaustipendium vom Europäischer Forschungsrat (ERC). Dieser „ERC Consolidator Grant“ ist mit 1,9 Millionen Euro dotiert. Und dies ist nicht das erste Mal, dass der ERC als besonders förderwürdigen Spitzenforscher eingestuft hat: Bereits 2011 erhielt er einen „ERC Starting Grant“ 1,5 Millionen Euro für sein Projekt „ENDHOMRET“, in dem er spezielle Sehstörungen von Diabetikern untersuchte. Dies hat heute die TU Dresden mitgeteilt.

Vor der neuen Dialysator-Fabrik will B-Braun einen Entwässerungsgraben zu einem künstlichen See mit Wasserfällen anstauen. Entwurf: Architekturbüro „Neugebauer & Rösch“.

Baustart für Europas modernste Blutfilter-Fabrik

B. Braun investiert Millionen in Wilsdruff Wilsdruff, 17. Februar 2016. Um seinen Weltmarktanteil für künstliche Nierenfilter auf zehn Prozent zu erhöhen, hat „B. Braun“ heute mit dem Bau von Europas modernster Blutfilter-Fabrik im sächsischen Wilsdruff bei Dresden begonnen. Das deutsche Medizintechnik-Unternehmen investiert einen „hohen zweistelligen Millionenbetrag“ in das neue Werk. Allein die Anlagen kosten über 40 Millionen Euro.

Akademiker-Alltagsfreuden in der DDR: Das Kollektiv hat ein eigenes Elektronen-Mikroskop! Autor Gerhard Barkleit ist auf dieser Aufnahme in der Mitte im Pullover zu sehen. Foto (bearbeitet): Dr. Gabriele Barkleit

„DDR wurde vom Mittelmaß regiert“

Der Dresdner Publizist und Physiker Gerhard Barkleit setzt dem „verklärten Tunnelblick“ auf den SED-Staat sein autobiografisches Buch „EinBlick“ entgegen Ist die DDR vor allem an der bloßen Durchschnittlichkeit ihrer Regierung, ihrer Elite, ihrer Fühungskader zu Grunde gegangen? Dies legt jedenfalls „EinBlick in zwei Welten“ nahe – eine autobiografische Abrechnung von Gerhard Barkleit mit dem System DDR. Die Summe seiner Erfahrungen mit diesem System lasse sich „zu der Einsicht verdichten, dass die DDR vom absoluten Mittelmaß regiert werde“, schreibt der Dresdner Physiker und Publizist. Und: „Mich stört die als ,DDR-Nostalgie’ zu beobachtende Verklärung des SED-Staates, als individuelle Ruckschau mit Tunnelblick daherkommend, der negative Erfahrungen einfach ausblendet.“ Der Untertitel spiegelt bereits den Tenor im Buch: „Das Ende der DDR als Glücksfall der Geschichte“.

Wie hier in China mögen die Bombardier-Züge auf der Schiene schnell sein - die Konzernspitze ist mit der Geschäftslage nicht zufrieden und will nun Tausende Jobs streichen. Foto: Bombardier

Bombardier will 7000 Jobs streichen

1430 Stellen in Sachsen und Brandenburg in Gefahr – Gewerkschaften kündigen Widerstand an Montréal/Bautzen, 17. Februar 2016. Um rentabler zu werden, will die Führung des kanadischen Fahrzeugkonzern Bombardier in den nächsten zwei Jahren weltweit rund 7000 Jobs streichen. In Gefahr sind nun auch 1430 der rund 5800 Arbeitsplätze an den deutschen Bombardier-Standorten Görlitz, Bautzen und Hennigsdorf. Das geht aus Mitteilungen des Konzerns hervor, die Bombardier heute in Montreal vorstellte, sowie aus Informationen der IG-Metall-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg-Sachsen. Die Gewerkschaft kündigte Widerstand gegen die Abbaupläne an.

Immer mehr Menschen teilen Online-Nachrichten über Facebook, dagegen hat Twitter fast ganz an Bedeutung verloren, haben Professor Thorsten Strufe von der TU Dresden und seine Dormunder Kollegen ermittelt. Foto: Heiko Weckbrodt

Tenor im Netz wird ernster, Facebook dominierender

Langzeitstudie: der TU Dresden und TU Darmstadt: Facebook baut Marktdominanz bei Weiterverbreitung von Nachrichten aus Dresden/Darmstadt, 17. Februar 2016. Um aktuelle Nachrichten im Internet weiter zu verbreiten, hat Twitter fast jede Bedeutung verloren, Facebook ist hier zum Platzhirsch geworden. Das geht aus einer gemeinsamen Studienreihe der Technischen Universität Dresden (TUD) und der TU Darmstadt hervor. „Während früher zum Beispiel viele Techniknachrichten über Twitter verbreitet wurden, ist dieses Netzwerk auf dem deutschen Markt heute nahezu irrelevant““, schätzte Studien-Mitautor Prof. Thorsten Strufe von der TUD auf Oiger-Anfrage ein. „Facebook beansprucht da immer erfolgreicher den ganzen Nachrichtenmarkt für sich.“

Die Abbrucharbeiten am Straßenbahnhof haben das Volkshaus erreicht. Foto: Peter Weckbrodt

Die Badewannen sind weg

Lost Places: Das alte Volksbad und die Straßenbahn-Werkstatt in Dresden-Tolkewitz verwittern seit Jahren Dresden, 16. Februar 2016. Nicht weit vom historischen Krematorium Dresden-Tolkewitz liegt die Schlömilchstraße: ein langer Streifen aus durchlöchertem Asphalt, schiefen Pflastersteinen und alten Straßenbahnschienen, die ins Nichts führen. Umsäumt wird sie gen Westen durch ein verwaistes Industriebau-Ensemble im Jugendstil: Die Stadtvilla an der Ecke zur Wehlener Straße, das verfallene Volksbad Tolkewitz und eine große Werkstatthalle dümpeln seit Jahren im Dornröschenschlaf vor sich hin. Viele Scheiben sind eingeschlagen, die Wände schmutzig und voller Graffiti – verlorene Orte eben, die wir heute im Zuge unserer Serie über „Lost Places“ besucht haben…

SIB-Geschäftsführer Christian Müller. Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsens Firmenchefs ticken sozialer

Sparkassen-Tochter SIB muss immer öfter bei Unternehmens-Nachfolgen helfen Dresden, 16. Februar 2016. In Sachsen gibt es auffällig viele Unternehmer, für die nicht so sehr Profitmaximierung und starkes Wachstum im Mittelpunkt ihres Handelns stehen, sondern der Erhalt von Arbeitsplätzen und das Wohl der Mitarbeiter. Das hat heute Christian Müller, der Geschäftsführer der Sparkassentochter „SIB Innovations- und Beteiligungsgesellschaft mbH“, in seiner Jahresbilanz in Dresden eingeschätzt. Und der gebürtige Bayer vermag sehr wohl zu vergleichen: Bevor er den Chefsessel im Tochterunternehmen der Ostsächsischen Sparkasse Dresden einnahm, hatte er jahrelang ähnliche Beteiligungsgesellschaften und Unternehmen in Bayern geleitet. „In Sachsen gibt es viele tolle Geschäftsführer, die darauf achten, dass es auch ihren Leuten gut geht“, meint der SIB-Chef.

Designer, Technologie-Guru und Mitgründer von Holy Trinity: Matthias Pinkert neben einer seiner LED-Leuchten. Foto. Heiko Weckbrodt

Dresdner Licht gegen Winter-Melancholie

„Holy Trinity“ will vom Internetschwarm 190.000 Euro für smartphone-gesteuerte Designer-LED-Lampen einsammeln – „Kickstarter“-Kampagne gestartet Dresden, 16. Februar 2016. Sind Herbst-Depressionen und winterliche Morgen-Melancholien bald nur noch Gespenster der Vergangenheit? Ein intelligentes Lichtkonzept der Dresdner Designerlampen-Schmiede „Holy Trinity“ könnte sie womöglich verjagen: Ihr System „Vara“ ist ein Verbund interaktiver, miteinander kombinierbarer LED-Leuchtleisten, die per WLAN- und Blutooth-Funk mit dem Smartphone gesteuert werden – und gegenüber herkömmlichen Leuchten bis zu 80 % Energie sparen soll. Die „Holy Trinity“-Chefs Matthias Pinkert und Karsten Reichel haben heute eine Kampagne auf der US-amerikanischen Spenderplattform „Kickstarter“ eröffnet, um mindestens 190.000 Euro für eine Serienproduktion vom Internetschwarm einzusammeln.