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Jeder Uni-Prof wirbt im Schnitt 255.000 Euro Drittmittel ein

Sachsens Hightech-Gründer leiden unter Risikokapital-Lücken. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto (bearb.): Heiko Weckbrodt

Drei Unis aus Sachsen in Top 10

Wiesbaden, 11. November 2015. Rechnet man den Sonderfall „medizinische Einrichtungen“ heraus, hat jeder deutsche Universitäts-Professor im Jahr 2013 durchschnittlich 255.000 Euro Drittmittel aus der Industrie oder anderen Quellen eingeworben. Das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Dies hat das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden heute mitgeteilt.

TU Dresden auf Rang 8

Demnach haben die Universitäten in Deutschland insgesamt im Jahr 2013 über 7,1 Milliarden Euro zusätzlich zu ihrer staatlichen Grundfinanzierung durch Drittmittel eingenommen. Bemerkenswert gut können sich in wachsendem Maße die Sachsen positionieren: Mit der Bergakademie Freiberg (Rang 3), der TU Chemnitz (Rang 7) und der TU Dresden (Rang 8) reihten sich drei sächsische Unis in der Top 10 der Drittmittel-Einwerber ein. Ganz vorne platzierten sich indes die Uni Stuttgart und die Technische Hochschule Aachen. Zu beachten ist, dass die Unis ihre Drittmittel-Einnahmen inzwischen weiter gesteigert haben, aber noch keine gesamtdeutschen Vergleichsrechnungen vom Destatis vorliegen.

Universitäten (ohne Medizin) mit den höchsten Drittmitteleinnahmen je Professor/-in 2013
Hochschule Drittmitteleinnahmen
je Professor/-in1
Drittmitteleinnahmen
insgesamt 2013
2013 2012
1 000 Euro
1In Vollzeitäquivalenten (VzÄ); ohne drittmittelfinanzierte und ohne nebenberufliche Professorinnen/Professoren. Quelle: Destatis
TU Stuttgart 744,0 678,7 178 569
TH Aachen 731,8 790,8 260 891
TU Bergakademie Freiberg 716,9 643,3 55 921
TU München 687,7 695,8 246 860
Karlsruher Institut für Technologie (KIT) – Bereich Hochschule 574,2 586,4 163 359
TU Berlin 552,8 453,0 174 948
TU Chemnitz 525,8 426,4 74 923
TU Dresden 506,1 469,2 216 084
TU Darmstadt 470,3 429,7 127 917
TU Clausthal 459,1 378,6 36 269

Ingenieure und Mediziner nehmen besonders viel ein

Dass die sächsischen Hochschulen inzwischen so viele Drittmittel abräumen, hängt freilich auch mit ihrer eher technischen Ausrichtung zusammen. Denn vergleicht man die Akquise-Erfolge der einzelnen Fachrichtungen an deutschen Unis, so sind die hohen Differenzen unübersehbar: Während Professoren aus geisteswissenschaftlichen Fächern wie Sprach- und Kulturwissenschaften im Schnitt nur 116.800 Euro Drittmittel an Land zogen, waren es in den Ingenieurwissenschaften immerhin 639.800 Euro und in der Humanmedizin und den Gesundheitswissenschaften 539.900 Euro – hier sind eben eher Industriepartner zu finden als etwa für einen Historiker.

Drittmittel-Orientierung ist umstritten

Auch ist zu bedenken, dass die starke Orientierung vieler Unis auf die Drittmittel-Akquise umstritten ist. Kritiker warnen einerseits vor einer zu starken Industrie-Abhängigkeit der Hochschulen und einer Vernachlässigung der Lehre. Andererseits fließen Drittmittel in aller Regel nur für befristete Projekte. Die damit finanzierten Mitarbeiter haben daher oft auch nur Stellen auf Zeit. Und solche befristeten beruflichen Aussichten für junge Wissenschaftler drohen immer mehr zu einem Dauerzustand an den Unis zu werden.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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