Dresden-Lokales

Welcome-App für Flüchtlinge in Dresden entwickelt

 

Saxonia Systems und HeiRes haben eine Welcome-App für Flüchtlinge in Dresden entwicklelt. Das Willkommens-Programm ist bereits für Windows-Smartphones verfügbar, Versionen für Android und Apple sollen folgen.  Fotos: hw, Saxonia Systems, HeiRes, Montage. hw

Saxonia Systems und HeiRes haben eine Welcome-App für Flüchtlinge in Dresden entwickelt. Das Willkommens-Programm ist bereits für Windows-Smartphones verfügbar, Versionen für Android und Apple sollen folgen. Fotos: hw, Saxonia Systems, HeiRes, Montage. hw

Auch als Antwort auf Pegida haben zwei Dresdner Unternehmerinnen praktisch-digitale Hilfe für Asylbewerber initiiert

Dresden, 21. Juli 2015. Damit sich Flüchtlinge aus dem Ausland in Dresden willkommen fühlen und nicht nur die Pegida-Demonstrationen vor Augen haben, haben die Dresdner Software-Schmieden „Saxonia Systems“ und „HeiRes“ eine Welcome-App entwickelt. Mit dem mehrsprachigen Service-Programm für Computertelefone (Smartphones) können sich Asylbewerber zum Beispiel über für sie wichtige Beratungsstellen, Ämter und Hilfeangebote in Dresden erkundigen, bekommen aber auch ganz generelle Informationen etwa über das deutsche Asylrecht – damit sie schon in der Heimat abschätzen können, welche Chancen ihr Antrag in der Bundesrepublik wohl haben wird.

Smartphone ist für Flüchtlinge auch ein Nabel zur Heimat

Viola Klein. Foto: Mutschke, Saxonia Systems

Viola Klein. Foto: Mutschke, Saxonia Systems

Nicht nur über eine Willkommenskultur in Dresden zu reden, sondern dafür auch etwas ganz Praktisches zu tun, etwas, was den Flüchtlingen wirklich hilft, sei der wohl wichtigste Ansporn für die App-Entwicklung gewesen, erzählt Saxonia-Systems-Chefin Viola Klein. „Wir gehen davon aus, dass etwa 80 Prozent aller Flüchtlinge ein Smartphone haben“, schätzt sie. „Und das sollte man nicht als Luxus sehen, als Anzeichen dafür, dass es diesen Menschen doch viel zu gut geht, wie dann manche schnell behaupten. Für die Flüchtlinge ist das Smartphone ihre Verbindung zur Heimat, ihr wichtigste Mittel, um an Informationen zu gelangen.“

Windows-Version ist fertig, Apps für Android und Apple folgen

Eine Version für Windows-Smartphones hat die Dresdner „HeiRes“ inzwischen bereits fertig, sie steht seit Ende Juni zum kostenlosen Download bereit. Versionen für Android- und Apple-Telefone sollen demnächst folgen. In fünf Sprachen – Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch und teils auch Arabisch – soll die bebilderte App den Ankömmlingen aus Bürgerkriegs-Gebieten einen kompakten Überblick liefern, damit sie sich in Dresden zurechtfinden: Eine Stadtkarte und allgemeine Dresden-Infos gehören dazu, aber vor allem praktische Tipps: Wo zum Beispiel finde ich einen Arzt, mit dem ich mich auf Arabisch verständigen kann? Wo gibt es Sprachkurse? Wie funktioniert das mit Bussen und Bahnen in Sachsen? Wer kann mir mit Ratschlägen helfen, wenn ich gar nicht mehr weiter weiß?

Willkommens-App soll in Sachsen Schule machen

„Unser Ziel ist es, da nicht mit Dresden aufzuhören“, betonte HeiRes-Chefin Peggy Reuter-Heinrich. „Wir wollen, dass das Schule macht und die Welcome-App auch mit Informationen über andere Städte verfügbar wird, dass sie sachsenweite, vielleicht sogar deutschlandweite Verbreitung findet.“

Flüchtlinge kommen vor allem aus Nahost, Nordafrika und Balkan

In Deutschland hatten laut Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im Jahr 2014 rund 200.000 Menschen Asyl gesucht, für dieses Jahr rechnet die Behörde mit zirka 450.000 Asylanträgen. Vor allem der Bürgerkrieg in Syrien, die teils Unruhen in den nordafrikanischen Ländern seit dem „Arabischen Frühling“ und die Flüchtlingsströme, die die Feldzüge des IS ausgelöst hatten, aber auch neuere Wanderungsbewegungen aus dem Balkan gen Westen sorgen seit einiger Zeit für diese Zuwächse. Laut der jüngsten BAMF-Statistik kamen die meisten Antragsteller aus Syrien, dem Kosovo, Albanien, Serbien, dem Irak und Afghanistan.

Margit Schönhöfer war früher Deutschlehrerin - jetzt bringt sie ehrenamtlich im Gemeidnesdaal der Versöhnungskirche Dresden-Striesen Flüchtlingen Deutsch-Grundkenntnisse. Zu ihren Schülern gehört auch der Sysrer Mazlum Baker, der auf ein sicheres Leben in Deutschland gehofft hatte - nun droht ihm die Abschiebung. Foto: Peter Weckbrodt

Margit Schönhöfer war früher Deutschlehrerin – jetzt bringt sie ehrenamtlich im Gemeidnesdaal der Versöhnungskirche Dresden-Striesen Flüchtlingen Deutsch-Grundkenntnisse. Zu ihren Schülern gehört auch der Sysrer Mazlum Baker, der auf ein sicheres Leben in Deutschland gehofft hatte. Foto: Peter Weckbrodt

Auch Sprachkurse für Flüchtlinge organisiert

In Dresden leben derzeit zirka 2300 Asylbewerber, die Stadt rechnet mit weiter steigenden Zahlen. Die asyl- und islamkritischen Pegida-Kundgebungen in Dresden hatten in Sachsen eine Diskussion über eine neue „Willkommenskultur“ für die Flüchtlinge ausgelöst. Inzwischen engagieren sich zahlreiche Dresdner, teils auch in Kirchgemeinden, für solche Hilfsprojekte für Asylbewerber. Auch Saxonia Systems war da vorangegangen und hatte im Unternehmen Sprachkurse für Flüchtlinge organisiert. Am Freitag wird bereits der zweite Kursdurchgang mit elf Teilnehmern abgeschlossen. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt