Halle, 29. Juni 2015. Der Verhandlungsabbruch zwischen Griechenland und der Euro-Gruppe um Reformen und neue Notkredite wird für die Griechen – insbesondere die Ärmeren – katastrophale Folgen haben, den Euro-Raum aber eher stärken. Das hat Reint E. Gropp eingeschätzt, der Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (IWH) in Halle.
DAX stürzt ab, erholt sich aber bereits wieder
Die Börsianer sahen dies aber offensichtlich anders: Der deutsche Aktienindex DAX stürzte nach Handelsbeginn am Montag um über vier Prozent ab – erholte sich dann allerdings im Tagesverlauf wieder etwas. IWH-Präsident warnte derweil davor, solche „kurzfristigen Unruhen an den Märkten“ überzubewerten oder gar die Reformforderungen an Griechenland aufzugeben: Die würde „die Glaubwürdigkeit der Regeln, die der Euroraum sich gegeben hat, nachhaltig unterminierem und damit das gesamte Konzept der gemeinsamen Währung mittelfristig infrage“ stellen.
IWH-Präsident hält Parallelwährung mit Schuldscheinen in Griechenland für denkbar
Die Europäische Zentralbank (EZB) habe inzwischen genug Möglichkeiten, Dominoeffekte auf andere schwächere Euroländer zu verhindern, argumentierte der IWH-Präsident. Für die Griechen sieht er indes schwarz: Zwar könne Hellas nicht aus dem Euro-Raum ausgeschlossen werden, dies sei nur auf eigenen Wunsch denkbar.
Allerdings könne die griechische Regierung eine de facto Parallel-Währung schaffen, auch ohne vom Euro wieder auf die Drachme umzusteigen: indem sie zum Beispiel handelbare Schuldscheine ausgebe, um Staatsdiener und Rentner auszuzahlen. Jedoch werde solch ein Schritt die griechische Bevölkerung spalten: In jene, die durch Geschäftsbeziehungen weiter Zugang zum Euro als Zahlungsmittel haben, und solche wie eben Rentner, Angestellte und Kleinunternehmer, die dann mit solch einer (abgewerteten) Parallelwährung leben müssen. Insofern habe die Links-Rechts-Regierung in Athen dann genau das Gegenteil von dem erreicht, was sie anstrebte, nämlich mehr sozialen Ausgleich.
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