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IfW: Schweden gelingt Spagat zwischen Wachstum und Wohlfahrt am Besten

Sachsens Hightech-Gründer leiden unter Risikokapital-Lücken. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Studie sieht Deutschland im Mittelfeld, Südeuropa ganz hinten

Kiel, 3. Juni 2015. Den Skandinaviern gelingt es im europäischen Vergleich am Besten, den Wunsch nach möglichst gleichmäßiger Einkommensverteilung und Wirtschaftskraft unter einen Hut zu bekommen. Das geht aus einer Studie „How to Deal with Inequality“ hervor, in der Forscher des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel die Wohlfahrtssysteme in Europa miteinander verglichen hatten. Demnach sorgt das angloamerikanische Wirtschaftssystem à la Großbritannien, das auf den freien Markt setzt, sorgt zwar für Wirtschaftswachstum, aber auch für große Einkommensunterschiede in der Bevölkerung. Ganz schlecht schneiden in der Studie die südeuropäischen Modelle ab, die die IfW-Forscher am Beispiel Italien untersucht hatten. Dort seien die Sozialsysteme unzureichend, die Jugendarbeitslosigkeit hoch, gleichzeitig aber schwächele auch die Wirtschaft. Deutschland und Frankreich stuften die Autoren im Mittelfeld ein.

Schweden: Hohe Steuern und hoher Beschäftigungsgrad finanziert auch teure Sozialsysteme

Der Schlüssel zum Erfolg des schwedischen Modells sei, dass der Staat für möglichst viel Beschäftigung sorge, auch die Berufstätigkeit von Frauen fördere und anderseits die Schweden auch hohe Steuern akzeptieren. Dadurch hat der Staat recht hohe Steuereinnahmen und kann auch teure Sozialsysteme finanzieren. Im Vergleich habe Schweden trotz umfangreicher Sozialleistungen das höchste Wirtschaftswachstum nach Großbritannien erreicht. Die traditionelle Annahme, Verteilungsgerechtigkeit und Wirtschaftswachstum schlössen einander aus, sei damit nicht mehr haltbar.

Italien: Privilegierte Gruppen verteidigen Einkommensschere

In Italien wiederum würden stark privilegierte Bevölkerungsgruppen wie Staatsbedienstete, Unternehmer und die Mittelschicht ihre Position zu Lasten der nicht privilegierten verteidigen und den Zugang von jungen Arbeitnehmern und Frauen zum Arbeitsmarkt erschweren. Dabei habe Italien habe das geringste Wirtschaftswachstum, die zweithöchste Arbeitslosenquote nach Frankreich, das niedrigste Beschäftigungsniveau und die höchste Staatsschuldenquote im Ländervergleich.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt