Forschung

Zwanzig20: Sachsen hofft auf Gründerwelle

Model Cara Julienne führt ein Kleid vor, das aus dem neuen, karbonverstärkten Beton gefertigt wurde - um zu veranschaulichen, wie leicht das neue Baumaterial ist. Foto: Heiko Weckbrodt

Model Cara Julienne führt ein Kleid vor, das aus dem karbonverstärkten Beton gefertigt wurde – um zu veranschaulichen, wie leicht das neue Baumaterial ist. Foto: Heiko Weckbrodt

Millionenschwere Bundesförderung soll zu bahnbrechenden Innovationen führen

Dresden, 4. Mai 2015: Auf eine neue Welle von Firmen-Gründungen hofft Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) durch die Federführung sächsischer Institute am Bundesforschungsprogramm „Zwanzig20“. „Innovationen und Kooperationen sind die einzige Chance, unsere Größennachteile auszugleichen“, betonte er mit Blick auf die eher kleinteilige Wirtschaft im Freistaat. Und auf eben diesen interdisziplinären Ansatz und auf bahnbrechende Erfindungen sei „Zwanzig20“ auch ausgerichtet, sagte er, bevor er eine Ausstellung mit den Konzepten der sächsischen Konsortialführer neben dem Fraunhofer-Institut IWU in Dresden eröffnete.

Kurzvideo: Formgedächtnis-Blumen

Vom Betonkleid bis zur Formgedächtnis-Blumen

Zu sehen sind dort fünf Projekte, die für Architektur, Elektrotechnik, Mobilfunk und Textilindustrie in der Tat zu Durchbrüchen führen könnten: Das Konzept „C3“ unter Leitung der TU Dresden zum Beispiel soll superleichten Beton zur Serienreife führen, der mit Karbonfasern statt Stahl verstärkt wird. Dies soll einerseits eine „neue Art des Bauens“, nämlich sehr filigrane Architekturen, ermöglichen. Andererseits haben pfiffige Designerinnen wie Beatrix Krause, Laura Krettek oder Ariane Königshof das neue Material auch schon eingesetzt, um daraus leichte Betonkleider zu kreieren. „Das Kleid ist gar nicht schwer, es wiegt etwa zwei Kilogramm“, beteuerte Model Cara Julienne, als sie das ungewöhnliche Stück vorführte. „Und damit fällt man auf jeden Fall auf.“

Diese Kunstblumen an der Ausstellungswand zeigen, wozu Formgedächtnis-Legierungen gut sein können: zum Beispiel, um bei Wärmeeinstrahlung eine Fassade automatisch zu verschatten. Foto: Heiko Weckbrodt

Diese Kunstblumen an der Ausstellungswand zeigen, wozu Formgedächtnis-Legierungen gut sein können: zum Beispiel, um bei Wärmeeinstrahlung eine Fassade automatisch zu verschatten. Foto: Heiko Weckbrodt

In einem anderen Teil der Ausstellung (Nöthnitzer Straße 44) haben Smart3-Ingenieure unter Konsortialführung der IWU-Außenstelle Dresden eine Fassade mit Kunstblumen garniert, die ihre Blütenblätter entfalten, wenn sie heiß werden. Damit könnten sich Häuserwände künftig selbstständig vor einer Überhitzung schützen. Möglich machen dies Formgedächtnis-Drähte, die einmal Elektromotoren in Flugzeugen und anderen Maschinen ersetzen sollen – und dabei viel platzsparender und stromgenügsamer sind.

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Weitere sächsische „Zwanzig20“-Projekte sind „FAST“ (Echtzeitvernetzung von Sensoren per 5G-Mobilfunk, TU Dresden), „futureTex“ (Textilfabrik der Zukunft, STFI Chemnitz) und „Agent 3D“ (3D-Superdrucker für die Industrie, Fraunhofer IWS Dresden).

Millionen-Gelder gab’s nur unter einer Bedingung: Kooperation

Insgesamt hat der Bund für das „Zwanzig20“-Programm rund eine halbe Milliarde Euro für ostdeutsche Forschungsprojekte bis 2020 versprochen. Die Hälfte der Leitprojekte steht unter sächsischer Führung. Allerdings hatte der Bund zur Bedingung gemacht, dass die ostdeutschen Institute die Gelder nicht allein einheimsen, sondern zahlreiche Partner aus Forschung und Industrie in ganz Deutschland mit ins Boot holen – dies soll nicht nur eine Neiddebatte abbiegen, sondern auch die Vernetzungsbereitschaft der Ostdeutschen fördern.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt