Forschung

Pegida-Debatte: Arnhold-Institut in Dresden geplant

Namensgeber für das neue TU-Institut soll Henry Arnhold sein. Foto: Dresden Summer School

Namensgeber für das neue TU-Institut soll Henry Arnhold sein. Foto: Dresden Summer School

Ministerin Stange reagiert auf Vorstoß von Konkurrent Ulbig

Eva-Maria_Stange. Foto: privat

Eva-Maria Stange. Foto: privat

Dresden, 17. April 2015: Sachsens Wissenschafts-Ministerin Eva Maria Stange (SPD) versucht ihrem Konkurrenten um den Oberbürgermeister-Sessel im Dresdner Rathaus, Innenminister Markus Ulbig (CDU), den Wind aus den Segeln zu nehmen: Einen Tag, nachdem Ulbig auf einer CDU-Veranstaltung vorgeschlagen hatte, in Dresden ein Institut zu gründen, das die Hintergründe der asylkritischen „Pegida“-Bewegung erforschen soll (Der Oiger berichtete), kündigte Stange ein neues geisteswissenschaftliches Institut an der TU Dresden an: ein „Henry-Arnhold-Institut für Integration und gesellschaftlichen Zusammenhalt“. Was genau die Forscher dann dort treiben, stufte die Ministerin als Sache der Wissenschaftsfreiheit ein – stellte das Projekt aber ausdrücklich in den Kontext von Pegida.

Vorschlag kam von TU-Rektor Steinhagen

Der Vorschlag kam laut Stange aber nicht vor ihr selbst, sondern bereits im Dezember 2014 – als die Pegida-Demos noch Montag für Montag mehr Zulauf fanden – von TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen. „Ich habe das sehr begrüßt und zusätzliche finanzielle Unterstützung zugesagt“, erklärte Stange. Seit dem 24. März 2015 liege dem Ministerium nun auch ein konkretes Konzept vor, das nun geprüft werde.

Personalstärke und Kosten werden noch geprüft

Ein solches Institut könne auf die bereits erfolgten Forschungen der TU-Politologen Prof. Werner Patzelt und Prof. Hans Vorländer aufbauen, erklärte Ministeriums-Sprecher Andreas Friedrich auf Anfrage. Die finanzielle, organisatorische und personelle Ausstattung müsse auch zunächst noch geklärt werden.

Pegida-Demo auf der "Cockerwiese". Foto: Peter Weckbrodt

Pegida-Demo auf der „Cockerwiese“. Foto: Peter Weckbrodt

Eines ist aber wohl absehbar: Obwohl das geplante Arnhold-Institut kein „Pegida-Institut“ im enegeren Sinne sein soll, steht hinter der Initiative offensichtlich der Wunsch, die Hintergründe der umstrittenen Pegida-Bewegung gründlicher als bisher zu untersuchen: Warum beispielsweise ausgerechnet in einer Stadt wie Dresden, die in ihrer Geschichte so stark von internationalen künstlerischen Impulsen mitgeprägt wurde, die heute so stolz auf Institute und Hightech-Unternehmen ist, die ganz stark von Forschern und Ingenieuren aus aller Welt geprägt werden, eine Bewegung so großen Zulauf finden konnte, die Zuwanderung vehement in Frage stellt. Oder wie es kommen konnte, dass der Streit über den Umgang mit Pegida die Stadtgesellschaft über Monate hinweg so stark spaltete – bis in die Arbeitsstätten und Familien hinein.

Namensgeber Arnhold entstammt Dresdner Bankiers- und Mäzenaten-Familie

Namensgeber für das Institut soll Henry Arnhold sein. Der inzwischen 93 Jahre alte Bankier und Mäzen engagiert sich seit Jahren für Kunst und Völkerverständigung. In Dresden unterstützte er beispielsweise den Wiederaufbau der Frauenkirche und den Bau der Neuen Synagoge. Henry Arnhold entstammt der Dresdner Bankiers-Familie Arnhold, die in der sächsischen Landeshauptstadt unter anderem das Georg-Arnhold-Bad finanzierte. Noch zu klären sein wird nun auch, ob auch Henry Arnhold  selbst mit der Instituts-Benennung einverstanden ist. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt