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Den Finger hat jeder am Abzug

Der Zuschauer wird in "Situation Room" zum Akteuer: Staatliche Terroristenjagd als interaktives Videospieltheater in Dresden. Foto: Staatsschauspiel Dresden

„Situation Room“ in Dresden inszeniert Jagd auf bin Laden als Multiplayer-Videospieltheater – und der Zuschauer wird zum Akteur

Dresden, 7. März 2015: Auf eine eher ungewöhnliche Art nähert sich ein interaktives Stück in Dresden den Themen Anti-Terror-Krieg und Menschenjagd: „Situation Rooms“ verknüpft das Regiekollektiv „Rimini Protokoll“ Elemente von Theater und Vidospiel, um das tödliche Finale der Jagd auf den Top-Terroristen Osama bin Laden aus verschiedenen Perspektiven aufzurollen. Zu erleben ist es ab Mitte März im „Militärhistorischen Museum der Bundeswehr“ in Dresden.

Alle Stränge kreuzen sich im Weißen Haus

Ausgangspunkt für die Inszenierung war ein Foto, das im Mai 2011 um die Welt ging: Die Kamera hält hinein in den „Situation Room“, das Lagezentrum im Weißen Haus. Gespannt, triumphierend, entsetzt, abschätzend schauen US-Präsident Barack Obama, Außenministerin Hillary Clinton und andere Politiker und Militärs aus dem engsten Führungsstab auf eine Monitorwand, auf der der Sturm von US-Spezialeinheiten auf die letzte Zuflucht von bin Laden – vermutlich live – zu sehen ist.

US-Präsident Barack Obama (2. v. l.) und sein Führungszirkel schauen live zu, wie Terrorist Osama bin Laden auf ihren Befehl hin getötet wird. Foto: Pete Souza, US-Regierung, Wikipeia, public domain

Mai 2011: US-Präsident Barack Obama (2. v. l.) und sein Führungszirkel schauen live zu, wie Terrorist Osama bin Laden auf ihren Befehl hin getötet wird. Foto: Pete Souza, US-Regierung, Wikipedia, public domain

Beobachter wird zum Rüstungsmanager, zum Feldarzt, zum Kämpfer

Die Geschichte und Geschichten dahinter versucht das nun neue Stück aus verschiedenen Perspektiven nachzuvollziehen: Die Zuschauer bekommen Tablett-Rechner und Kopfhöhrer in die Hand gedrückt und tauchen ab in 17 verschiedene Handlungsstränge, deren Ende sich im Weißen Haus kreuzen werden: Als Rüstungsmanager plant ein Teilnehmer seine nächsten Waffen-Investitionen, nebenan sortiert ein anderer als Pressefotograf Fotos eines Bundeswehreinsatzes, ein anderer amputiert als Arzt in Sierra Leone Kriegsverletzte…

Die „hochaktuelle und eindrückliche Produktion“ – so die Einschätzung des Militärhistorischen Museums – gastiert auf Einladung des Museums und des Staatsschauspiels ab 12. bis 29. März 2015 in Dresden.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt