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Berechnende Öfen

Ursprünglich woillte Prof. Christof Fetzer von der TU Dresden nur sein Haus effektiv heizen. Entstanden ist daraus ein innovatives Konzept, die Abwärme dezentraler Rechenzentren ökologischer zu nutzen. Foto: Cloud & Heat, Seedmatch

Ursprünglich woillte Prof. Christof Fetzer von der TU Dresden nur sein Haus effektiv heizen. Entstanden ist daraus ein innovatives Konzept, die Abwärme dezentraler Rechenzentren ökologischer zu nutzen. Foto: Cloud & Heat, Seedmatch

Dresdner „Cloud & Heat“ sammelt Geld vom Internetschwarm, um auch US-Eigenheime mit Computern zu beheizen

Dresden, 15. Dezember 2014: Statt Rechenzentren aufwendig herunterzukühlen und die Abwärme unökologisch in die Luft zu pusten, heizt die junge Dresdner Firma „Cloud & Heat“ mit Hochleistungs-Computern ganze Häuser – und vernetzt sie zu virtuellen Rechenzentren. Weil das Konzept ankommt, möchten die Sachsen ihre „grünen“ Rechenwolken nun auch international anbieten, insbesondere in den USA. Das Anschubkapital für diese Expansion wollen sie teilweise online einsammeln – über die Dresdner Internetschwarm-Plattform „Seedmatch“. Mit dem Erlös könne das Unternehmen seine „vielen Ideen sehr schnell umsetzen“, betonte „Cloud&Heat-Gründer und -Chef René Marcel Schretzmann.

Mit diesem Video wirbt "Cloud & Heat" um Kleininvestoren aus dem Netzschwarm:

Unternehmen will bei „Seedmatch“ 5 Millionen Euro für Expansion einwerben

In einer ersten Finanzierungsrunde 2013 hatte das Unternehmen – das damals noch „AoTerra“ hieß – bereits eine Million Euro von insgesamt 883 Kleininvestoren per Internetschwarm-Finanzierung eingesammelt. Damals war das ein Rekordergebnis für das sogenannte „Crowdfunding“ in Deutschland. In der zweiten Runde hofft „Cloud&Heat“ nun auf fünf Millionen Euro vom Internetschwarm. Zusammen mit dem Geld klassischer Risikokapitalisten will Schretzmann diese Mittel einsetzen, um das laut eigenen Angaben patentierte Geschäftsmodell auf den US-Markt zu übertragen und neue Nutzungsmodelle für die heizenden Computer zu finden.

Statt Server-Hitze in die Luft zu pusten, wärmen Dresdner damit Häuser

Die Server der Dresdner sind gleichzeitig Öfen. Foto: Cloud & Heat

Die Server der Dresdner sind gleichzeitig Öfen. Foto: Cloud & Heat

Das Unternehmen entstand im Oktober 2011 als „AoTerra“ aus einem Forschungsprojekt der TU Dresden heraus. Prof. Christof Fetzer hatte sich nämlich an der Uni mit der Energie-Effizienz von Cloud-Rechenzentren beschäftigt. Als er 2009 eine effektive Heizung für sein eigenes Haus suchte, kam er auf die Idee, dafür die Abwärme von Computer zu nutzen. Das Konzept: Während andere Rechenzentren-Betreiber wachsende Mühen haben, ihre Server-Computer kühl zu halten, damit die Prozessoren nicht durchbrennen, stecken die Dresdner ihre Hochleistungscomputer in feuerfesten und abgeschotteten Gehäuse und stellen die dann in Wohn- oder Bürohäuser. Inzwischen haben die Dresdner 100 solcher heißen Rechner aufgestellt.

Feuerfeste Kellercomputer vernetzen sich zu dezentralen Rechenzentren

Mit deren Abwärme im laufenden Betrieb heizen die Server dann die Gebäude beziehungsweise sorgen für warmes Wasser im Hause. Über eigens verlegte schnelle Internetleitungen vernetzen die Dresdner all diese verstreuten „schlauen Öfen“ zu dezentralen Supercomputern. Deren Rechenkraft und Speicher vermieten sie dann an Unternehmen und andere Kunden, die sich keine eigenen Server leisten können oder wollen. Diese Konzept nennt sich „Cloud-Computing“ und kann als Rechnerwolke übersetzt werden.

IT-Abteilungen werden weltweit zugunsten von Cloud-Konzepten wegrationalisiert

Weltweit ist Cloud-Computing im Kommen. Grafik:  "Cloud & Heat"

Weltweit ist Cloud-Computing im Kommen. Grafik: „Cloud & Heat“

Weil die Dresdner international expandieren wollen und damit die beiden Geschäftsfelder „Rechnerwolken“ und „Heizungen“ auch Außenstehenden klarer werde, benannte sich „AoTerra“ im April 2014 in „Cloud & Heat“ um. Beide Firmensäulen erwirtschaften laut Unternehmensangaben inzwischen gleichermaßen sitgnifikante Umsätze.

Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen, das seinen Hauptsitz in der Dresdner „Zeitenströmung“ an der Königsbrücker Straße hat, über 40 Mitarbeiter. Eine wachsende Nachfrage sehen Schretzmann und seine Kollegen vor allem für ihre Cloud-Lösungen. Denn einerseits wollen sich generell weltweit immer mehr Unternehmen keine eigenen Rechenzentren und informationstechnologische („IT“) Abteilungen mehr leisten.

„Cloud & Heat“: Wir sind billiger als Konkurrenz und auch noch öko

Das Team beratschlagt sich in der Dresdner "Zeitenströmung". Foto: BSF/ Cloud & Heat/ Seedmatch

Das Team beratschlagt sich in der Dresdner „Zeitenströmung“. Foto: BSF/ Cloud & Heat/ Seedmatch

Andererseits kann „Cloud & Heat“ seine Miet-Rechnerwolken auch billiger als viele Konkurrenten anbieten. Denn die Dresdner können ihre „Computer-Öfen“ als Heizungen kostenlos in vielen Häusern installieren und müssen nicht in teure Klimaanlagen investieren, damit halbieren sich die Betriebskosten etwa gegenüber klassischen Rechenzentren. „Das Einsparpotenzial ist enorm“, schätzt die Unternehmensleitung ein und setzt auch auf das Öko-Gewissen der Kunden: „Die Nutzer der Immobilie sparen an Heizkosten und verbessern ihre CO2-Bilanz.“

Autor: Heiko Weckbrodt

-> Hier gibts mehr Infos über das neue Internetschwarm-Finanzierungsrunde
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The german start-up „Cloud & Heat“ (Dresden) don’t want to waste the heat of data centers in expensive cooling solutions: Their cloud servers heat houses and help to save energy and protect our environment. The eco cloud concept is already a success. Now the east german engineers want to transfer the idea to the United States. But they need venture capital for this expansion. Now they started a new crowd investment round at “seedmatch”.

 

Zum Weiterlesen:

Im Dresdner Amazon-Entwicklungszentrum schneidern Ex-AMD-Experten Rechnerwolken für Marsreisende

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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