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Dresdner TU-Ingenieure tüfteln am O-Bus 2.0

So etwa soll der Elektrobus aussehen, der in Dresden ab 2015 in den linienbetrieb geht - nur eben mit Stromabnehmern für die Straßenbahn-Oberleitungen. Foto: Solaris

So etwa soll der Elektrobus aussehen, der in Dresden ab 2015 in den linienbetrieb geht – nur eben mit Stromabnehmern für die Straßenbahn-Oberleitungen. Foto: Solaris

Automobil-Institut erhält 24 Millionen Euro teures Prüfzentrum

Dresden, 4. August 2014. Die TU Dresden erhält derzeit eines der modernsten Fahrzeugprüfzentren Europas. Die Fundamente für die aufwendigen Prüfstände sind an der August-Bebel-Straße nun gegossen, wie sich der Geldgeber, Sachsens Finanzminister Georg Unland (CDU) heute bei einem Baustellenrundgang überzeugte. Im Endausbau soll dem „Institut für Automobiltechnik Dresden“ (IAD) dort 15 Prüfstände, vier Labore und eine Simulationshalle zur Verfügung stehen, in denen neueste Automobile, Elektrobusse und andere Fahrzeuge getestet werden.

Ziel: 0 Tote durch Verkehrsunfälle

Sachsens Finanzminister Georg Unland begutachtet die Fundamente, in die "sein" Geld geflossen ist, Foto: Heiko Weckbrodt

Sachsens Finanzminister Georg Unland begutachtet die Fundamente, in die „sein“ Geld geflossen ist, Foto: Heiko Weckbrodt

Zu den Anlagen, die dort installiert werden, gehört ein dynamischer Chassis-Simulator, wie es ihn weltweit sonst nur noch in Japan gibt. An ihm wollen die Forscher mittels hydraulischer Rüttelzylinder simulieren, wie beherrschbar neue Autos auf Holperpisten und steilen Abfahrten bleiben, erklärte Kraftfahrzeugtechnik-Professor Günther Prokop. Andere Projekte widmen sich dem ehrgeizigen Ziel, dass kein Mensch mehr durch Verkehrsunfälle sterben soll. „Weltweit kommen jährlich rund 1,2 Millionen Menschen so zu Tode“, sagte Prokop. „Wir wollen auf 0 Tote kommen.“

Elektrobus mit Superakku zapft Strom von Straßenbahn-Leitung ab

Ein anderer Schwerpunkt ist die Elektromobilität. In diesem Sektor arbeitet das IAD mit den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) zusammen, um die geplante Elektrobus-Linie 79 vorzubereiten, berichtete Instituts-Direktor Bernard Bäker. Die DVB schaffen dafür einen zwölf Meter langen, rein elektrisch betriebenen Stadtbus an, der die Diesellinie 79 ersetzen soll. An einem der neuen Teststände wollen die TU-Ingenieure ein Schnellladesystem austesten, mit dem der E-Bus imstande sein soll, am Endpunkt Mickten seine neuartigen Spezial-Akkus binnen vier Minuten an den Straßenbahn-Oberleitungen „nachzutanken“.

E-Linienbetrieb ab 2015 im Mickten

Gekauft sei der Bus bereits, geliefert werde er von Solaris wohl Anfang 2015, sagte DVB-Sprecher Falk Lösch. Der zunächst fahrgastlose Testbetrieb soll im ersten Quartal beginnen, der reguläre Linienbetrieb im Laufe der Jahres 2015.

VW und BMW wollen kooperieren

Intelligente Ladesäule für Elektroautos, die von der TU-Ausgründung EA EnergieArchitektur entwickelt wurde. Foto: hw

Intelligente Ladesäule für Elektroautos, die von der TU-Ausgründung EA EnergieArchitektur entwickelt wurde. Foto: hw

„Mit der Realisierung dieser Baumaßnahme wird ein weiterer Meilenstein für wissenschaftliches Arbeiten in der Fahrzeugtechnik in Dresden geschaffen“, betonte Minister Unland. Und obwohl gerade erst einer von insgesamt drei Bauabschnitten im Werden ist, erntet das IAD bereits jetzt erste Früchte der Landesinvestitionen: Namhafte Autohersteller wie VW, BMW und Audi haben Interesse an einer engen Zusammenarbeit mit den Dresdnern angemeldet, ein namhafter Prüfstand-Hersteller möchte hier ein Entwicklungszentrum etablieren und es hat aus dem IAD eine Ausgründung gegeben: Die Firma „Energiearchitektur Dresden“ bietet intelligente Ladesäulen für E-Autos an. Diese Säulen können zum Beispiel so eingestellt werden, dass sie möglichst viel Öko-Strom nutzen oder möglichst preisgünstigen Strom laden.

Hofrat Scheit gründete Königliche Testanstalt

Automobilforschung hat in Dresden eine lange Tradition: Um 1900 gründete Hofrat Prof. Hermann Scheit in Dresden die „Königlich Sächsische Mechanisch-Technische Versuchsanstalt“, die bald auch Kraftfahrzeuge prüfte, und letztlich zum IAD führte. Das ist derzeit auf viele Standorte in der ganzen Stadt verteilt und soll nun auf dem Campus an der August-Bebel-Straße zusammengezogen werden.

Land kauft Panzergaragen vom Bund

Der Freistaat hatte dafür im Herbst 2013 rund 14 500 Quadratmeter ehemaliges Militärgelände samt Panzerwerkstätten gekauft. Momentan werden die Hallen 125 und 127 saniert und für die Prüfstände und deren Elektroversorgung umgebaut. Dieser erste Bauabschnitt kostet 6,4 Millionen Euro und soll Ende 2014 fertig sein. Dann folgt die 18 Millionen Euro teure Ausrüstung der Hallen. Noch nicht durchfinanziert ist das dritte geplante Projekt – eine neue Simulationshalle. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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