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Vom Obermaat zum Manager im Chipwerk

Verschlungene Karriere: Sebastian Schubert fing bei der Marine an und ist heute Schichtleiter im Dresdner Chipwerk von Globalfoundries. Foto: Heiko Weckbrodt

Verschlungene Karriere: Sebastian Schubert fing bei der Marine an und ist heute Schichtleiter im Dresdner Chipwerk von Globalfoundries. Foto: Heiko Weckbrodt

Globalfoundries-Schichtleiter Sebastian Schubert wechselte von der See in den Reinraum – und machte Karriere

36 Jahre alt ist Sebastian Schubert und hat bereits eine wechselvolle berufliche Reise hinter sich: Vom Seemann zum Manager im Dresdner Chipwerk von Globalfoundries. Oiger-Admin Heiko Weckbrodt hat ihn ausgefragt, wie das kam.
Was haben Sie denn ursprünglich gelernt?

Sebastian Schubert: Radio-Fernseh-Techniker – bei der Bundeswehr. Ich hab bis 2001 auf einem Marineschiff gedient, zuletzt als Obermaat.

Hat Ihnen die See nicht mehr gefallen?

Sebastian Schubert: Die Bundeswehr wollte Personal abbauen und ein Bekannter hat mir einen Tipp gegeben: Werde Techniker, das lohnt sich. Da habe ich abgeheuert und hab mich in Leipzig zum Techniker mit dem Schwerpunkt elektronische Kommunikation ausbilden lassen. Danach habe ich mich hier in Dresden beworben.

Warum gerade hier?

Sebastian Schubert: Ich hatte gehört, dass AMD in Dresden Leute braucht. Die Marke kannte ich, weil ich damals einen Computer mit AMD-Prozessor hatte. So hat sich das eben ergeben. Das Datum weiß ich noch genau: Am 15. Oktober 2002 habe ich hier als Wartungstechniker angefangen.

War doch bestimmt eine Umstellung: Erst die weite See und nun im Reinraum mit seinem ganz eigenen Regime und Mummenschanz?

Sebastian Schubert: Stimmt, der Anfang war nicht einfach: die fremden Begriffe, das Denglisch, die ständigen Nachtschichten, die Overalls, der Reinraum… Aber daran gewöhnt man sich.

Bei der Nachtarbeit ist es aber nicht geblieben?!

Blick in die Lithografie-Abteilung von Globalfoundries Dresden, wo wegen der Lichtempfindlichkeit der Chipscheiben immer Gelblicht herrscht. Foto: Dietrich Flechtner

Blick in die Lithografie-Abteilung von Globalfoundries Dresden, wo wegen der Tageslicht-Eempfindlichkeit der Chipscheiben immer Gelblicht herrscht. Foto: Dietrich Flechtner

Sebastian Schubert: Mein Equipment-Ingenieur hat irgendwann zu mir gesagt: Da ist eine Stelle in der Tagschicht frei. Willst Du nicht? Ich war dann in der Epitaxie-Abteilung mit den Chip-Öfen, hab zwischendurch junge Leute zu Mechatronikern ausgebildet und wurde dann zum Equipment-Verantwortlichen. Da war ich für eine ganze Anlagengruppe verantwortlich. Und das wurden immer mehr und mehr Anlagen, weil das Unternehmen gerade in der Ausbauphase war. Vor zwei Jahren bin ich Schichtleiter in der Wartungstechnik geworden.

Was macht man da so?

Sebastian Schubert: Ich plane die Wartungszyklen für insgesamt 180 Anlagen und koordiniere jetzt 15 Wartungstechniker. Und ich habe so eine Art Sandwich-Funktion, vermittle zwischen Produktion und Entwicklung: Da haben wir auf der einen Seite die Leute mit großem wissenschaftlichen Trieb, die immer was Neues an den Anlagen ausprobieren wollen. Die muss ich immer wieder mal daran erinnern, dass wir hier vor allem ein Produktionsstandort sind…

Angefangen haben Sie als ein Techniker unter vielen, jetzt sind sie selbst Chef. Verändert das das Verhältnis zu den Kollegen? Muss man manchmal auch jemanden zusammenstauchen? Sitzt man in der Kantine plötzlich allein, weil sich niemand mehr zum Chef setzen will?

Sebastian Schubert: Nein (lacht). Man hat vielleicht nicht mehr soviel Smalltalk mit den Kollegen, aber angebrüllt wird hier niemand. Ich versuche immer, meinen Führungsstil so auszurichten, dass keine schlechte Stimmung überhand nimmt.

Wie ist es generell so, in einem derart international ausgerichteten Unternehmen wie Globalfoundries zu arbeiten?

Sebastian Schubert: Faszinierend war und ist gerade der stetige Wandel der Unternehmenskultur: Anfangs war es ein sehr amerikanisch geprägtes Unternehmen, war dann unter einem deutschen Geschäftsführer wieder mehr deutsch geprägt. Als Globalfoundries sind wir jetzt sehr international geprägt ausgerichtet, ich hab hier mit Amerikanern ebenso zu tun wie mit Sachsen oder Kollegen aus Asien – gemeinsam setzt man sich stets mit neuen Technologien auseinander. Ich finde das immer wieder interessant.

Zahlen und Fakten „Globalfoundries Dresden“:

Das Entree zur früheren AMD-Fab 30, heute Globalfoundries Dresden. Abb.: GF

Globalfoundries Dresden. Abb.: GF

-> Das erste Chipwerk an der Wilschdorfer Landstraße wurde 1996 eröffnet und seitdem mehrfach ausgebaut.

-> 2009 gliederte AMD seine Dresdner Fabrik als „Globalfoundries“ (GF) aus.

-> Seit dem ersten Spatenstich haben AMD und GF in Dresden rund 6,5 Milliarden Euro investiert – in Summe die größte ausländische Investition seit der Wende in ganz Ostdeutschland.

-> Globalfoundries beschäftigt heute rund 3700 feste Mitarbeiter und etwa 370 Leiharbeiter. Indirekt hängen rund 6000 weitere Jobs im Großraum Dresden indirekt an diesen Fabriken.

-> Hergestellt werden im Dresdner Werk im Auftrag großer Kundenkonzerne Halbleiterchips, die dann später zum Beispiel in Computertelefonen, Laptops und anderen Hightech-Geräten eingebaut werden.

-> Mehr Infos über Globalfoundries Dresden im Netz: globalfoundries.de, Facebook: facebook.com/GLOBALFOUNDRIES.Dresden, Youtube-Videos: tinyurl.com/kmr4oqy

-> Globalfoundries lädt am 10. Mai zu einem Technikertag ein. Mehr Infos hier.

Programm zur Industrienacht:

Angemeldete Chipwerk-Besucher erhalten einen kurzen Überblick über Europa größte Halbleiterfabrik und im Kurzvortrag „Riesenklein und winzig groß“ Infos über die Nanowelt. Danach können sie das Materialanalyse- und das Automatisierungslabor von Globalfoundries Dresden besichtigen und die „Subfab“ – die riesige Versorgungsfabrik unter dem Reinraum.

Anmeldungen zur Industrienacht sind über diese Adresse möglich. Da die Plätze limitiert sind, entscheidet bei Überbuchung das Los.

 

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