
Elisabeth Häger-Weigel leitet die Kunstbibliothek Dresden im Residenzschloss. Sie sieht die Zukunft in einer digitalen Bestands-Erweiterung. Foto: Carola Fritzsche
Buchbestände wachsen künftig vor allem virtuell
Inhalt
- 0.1 Buchbestände wachsen künftig vor allem virtuell
- 0.2 Trend zu elektronischer Publikation auch bei Geisteswissenschaftlern
- 0.3 Karteikarten weniger gefragt
- 0.4 Digitaler Katalog für Mathesalon
- 0.5 Kunstschätze digital zugänglich machen
- 0.6 Enorme virtuelle Bestandserweiterung möglich
- 0.7 Vom Bücherhort zum Lerntreff
- 0.8 Besucherzahlen steigen stark
- 1 Zahlen und Fakten:
- 2 Ähnliche Beiträge
Dresden, 10. März 2014: Die Kunstbibliothekare im Residenzschloss wollen ihre Literatur, aber auch einen Teil der Dresdner Kunstschätze künftig den Kulturfreunden digital zugänglich machen. Das hat Dr. Elisabeth Häger-Weigel, die Leiterin der Kunstbibliothek, angekündigt.
Trend zu elektronischer Publikation auch bei Geisteswissenschaftlern
Außerdem wolle sie in Zukunft die Dresdner Kunstwissenschaftler dabei unterstützen, ihre Arbeiten gleich von vornherein elektronisch zu publizieren. „Unter Naturwissenschaftlern ist die digitale Publikationsform bereits weit verbreitet“, sagte Häger-Weigel. Diese moderne Form, neueste Forschungserkenntnisse schnell einem breiten Publikum zugänglich zu machen, wolle die Kunstbibliothek gemeinsam mit Partnern auch für Geisteswissenschaftler eröffnen.
Karteikarten weniger gefragt
Generell sei beim Kernpublikum der Kunstbibliothek der Trend hin zu einer digitalen Nutzung von Literatur, Bildbänden und anderen Medien unübersehbar: Sowohl die Wissenschaftler der Kunstsammlungen wie auch Gymnasiasten und Kunstfreunde greifen immer seltener auf Papierkataloge zurück, sondern nutzen vor allem den in den vergangenen Jahren aufgebauten elektronischen Katalog, den OPAC („Online Public Access Catalogue“).
Digitaler Katalog für Mathesalon

Exponat des Mathematisch-Physikalischen Salons: Ein um 1750) konstruiertes Fernrohr Foto: SKD
Deshalb werde die Kunstbibliothek nach und nach auch ältere Bestände über die digitalen Kataloge auffindbar machen, ebenso Bücher und andere Medien der nun eingegliederten ethnologischen Bibliotheken Klotzsche und Leipzig. Damit sich die Leser auch Kunstliteratur und Quellen erschließen können, die außerhalb des Residenzschlosses verwahrt sind, will Häger-Weigel auf Wunsch die Verzeichnisse externer Partner digital einpflegen. Als Test wird der – durch intensive Nutzung bereits in Mitleidenschaft gezogene – Bestandskatalog des Mathematisch-Physikalischen Salons eingescannt. „Unser OPAC soll zum zentralen Nachschlagwerk für kunstwissenschaftliche Bestände werden, unabhängig davon, ob sie bei uns im Regal stehen oder woanders.“
Kunstschätze digital zugänglich machen

Scan-Roboter der SLUB. Abb.: SLUB
Perspektivisch will die Leiterin die Bücher der Kunstbibliothek, aber auch virtuelle Modelle von Dresdner Kunstschätzen digital und im Volltext den Nutzern zugänglich machen. Dies sei freilich eine langfristige Aufgabe, die nur zusammen mit erfahrenen Partnern wie der Sächsischen Landes- und Uni-Bibliothek SLUB – die eines der größten Digitalisierungszentren Deutschlands besitzt – realisierbar, betonte Häger-Weigel.
Enorme virtuelle Bestandserweiterung möglich
So möchte sie in Absprache mit anderen Bibliotheken frei zugängliche kunstwissenschaftliche digitale Medien in ein künftiges Internetportal der Kunstbibliothek einspiegeln. Diese eBücher lagern dann zwar physisch auf den Computern der Partnerinstitutionen, sind aber über das Kunstbibliothek-Portal direkt lesbar. „Ich sehe das als neuen Entwicklungsschritt der Kunstbibliothek“, sagte Häger-Weigel. „Dies könnte uns eine enorme virtuelle Bestandserweiterung ermöglichen.“
Vom Bücherhort zum Lerntreff

Seit dem Umzug der Kunstbibibliothek ins Residenzschloss Dresden haben sich die Besucherzahlen verzehnfacht. Foto: Frank Exß, Mediaserver Dresden
Freilich werde dadurch eine physische Kunstbibliothek nicht überflüssig, sondern verändere ihre Funktion: Ähnlich wie die SLUB oder die Städtischen Bibliotheken wandele sich das Haus vom simplen Bücherhort zum Lern- und Diskussionsort, an dem die Besucher in Ruhe studieren oder sich über Fachthemen austauschen können.
Besucherzahlen steigen stark
Diese Akzeptanz als Begegnungsort spiegelt sich auch in den Besucherzahlen. Die haben sich seit dem Umzug der Kunstbibliothek vom maroden Standort an der Güntzstraße ins Residenzschloss vor zehn Jahren auf rund 5000 jährlich mehr als verzehnfacht– darunter Forscher ebenso wie Schüler und Studenten, die inmitten der Bücherregale ihre Seminare abhalten. Autor: Heiko Weckbrodt
Zahlen und Fakten:
– Die Kunstbibliothek Dresden gehört zu den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
– Zu finden ist sie im Residenzschloss Dresden, Taschenberg 2
– Ihr Bestand umfasst rund 260.000 Bände vor allem mit kunstwissenschaftlicher Literatur, Bildbänden und anderen Medien von der Antike bis in die Gegenwart.
– Bis 2004 fristete sie ein Mauerblümchen-Dasein an der Dresdner Güntzstraße. Nach dem Umzug ins Residenzschloss entwickelte sie sich von einer nur in Fachkreisen bekannten Präsenzbibliothek zu einer Freihand-Bibliothek.