Sächsische Technik ermöglicht bis zu Tempo 225 Mbs
Dresden, 15. November 2013: Die sächsische Landeshauptstadt baut ihren Ruf als Handyfunk-Hauptstadt aus: Damit die Dresdner künftig noch schneller unterwegs ins Internet gehen können, hat Vodafone heute erstmals in Deutschland in der Südvorstadt und in Striesen Sender für den neuen Standard „LTE Advanced“ freigeschaltet, der zu wesentlichen Teilen auch in Dresden entwickelt worden ist. Damit können sich die Nutzer in Zukunft Videos, Spiele, Internet-Fernsehen und andere Dateiströme mit bis zu 225 Megabit je Sekunde (Mbs) aus dem Netz saugen – bisher lag das Limit per Handy-Funk etwa bei der Hälfte.
Auch O2 schaltet LTE-A-Mast in München frei
Bereits gestern hatte zwar auch O2 einen einzelnen Sendemast mit LTE 225 in München freigeschaltet. Experten bezweifeln allerdings, dass der O2-Mast viel mehr als ein Laborversuch ist.
Prof. Fettweis: „Für einen Ingenieur ein wunderbares Gefühl“
Ein Dresdner, der heute bei der Vodafone-Testfahrt für LTE-225 in Sachsen auch dabei war, freut sich ganz besonders über den technologischen Fortschritt: Professor Gerhard Fettweis hatte ab 2001 am Vodafone-Lehrstuhl der TU Dresden den Handyfunk-Standard „Long Term Evolution“ und dessen Nachfolger LTE Advanced wesentlich mitentwickelt (Projekt „Easy-C“). Nun, zwölf Jahre ist es endlich soweit, dass seine Forschungen in den praktischen Einsatz münden. „Für einen Ingenieur ist solch ein Schritt natürlich immer ein wunderbares Gefühl“, sagte er.
Kanäle gebündelt
Um die höheren Ladegeschwindigkeiten per Äther zu ermöglichen, ohne den Energieverbrauch der Handy-Netze ins Unermessliche zu steigern, hatten er und seine Mitstreiter auf eine geschickte Kanalbündelung der Frequenzen von 800 und 2600 Megahertz gesetzt, dabei den Datenverkehr durch neue Kompressionsverfahren dichter gepackt und feinmaschigere Sendezellen als früher verwendet.
Breite LTE-Szene in Dresden
Auch diverse TU-Ausgründungen sind wesentlich an der LTE-Entwicklung beteiligt: Die Firma Signalion entwirft dafür Testgeräte, die inzwischen von Intel übernommene „Blue Wonder“ konzipiert LTE-Empfänger-Chips – die unter anderem von Globalfoundries Dresden gefertigt werden. Die werden als LTE-Empfänger zum Beispiel im Samsung-Tablettcomputer „Galaxy Tab“ verbaut – in dessen organischem Bildschirm übrigens wiederum Technologie der Dresdner OLED-Firma „Novaled“ steckt. „Radio Opt“ schreibt Miniprogramme (Apps) für LTE-Tempomessungen und erst jüngst hat die TU mit „Airrays“ ein Unternehmen gegründet, das Geräte für kleine Sendezellen konstruiert.
Vodafone rechnet mit Datenhunger durch IP-TV und Videodienste
Nun hat Vodafone das Dresdner LTE-A-Verfahren erstmals in seinem Netz eingesetzt. Zunächst wird es rund um den Fritz-Foerster-Platz, den Wormser Platz und die Dornblüthstraße anliegen. Nach und nach will der britische Telekommunikations-Konzern diesen schnelleren Datenfunk in weiteren Teilen Dresdens und anderen deutschen Großstädten freischalten.
„Wir rechnen mit einem weiter rasch steigenden Bedarf der Kunden nach immer höheren Bandbreiten“, betonte Jörg Titz, der Niederlassungsleiter der Vodafone-Niederlassung Ost. Die Zahl der verkauften LTE-Computertelefone sei in jüngster Zeit sprunghaft angestiegen. Und da immer mehr Kunden Videodienste, internetgestütztes Fernsehen (IP-TV) und ähnliche „Datenfresser“ unterwegs nutzen wollen, steige auch der Tempohunger.
Endgeräte erst 2014 verfügbar
Allerdings gibt es noch einige Haken: So werden für LTE Advanced gerüstete Computertelefone und USB-Modems erst ab Anfang 2014 verfügbar sein, auch dürften die praktischen Ladegeschwindigkeiten wohl deutlich unter den maximal verfügbaren 225 Mbs liegen, zudem drosseln Vodafone und andere Anbieter das Ladetempo ab einem bestimmten Monatsverbrauch herunter. Autor: Heiko Weckbrodt
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