Science-Fiction-Fans treffen sich zur „Penta-Con“ in Dresden
Dresden, 8. November 2013: Sex in der Schwerelosigkeit, außerirdischer Besuch in Dresden und uranidische Dichtkunst? Dahinter können nur Science-Fiction-Fans stehen und die treffen sich auf Einladung des Dresdner Urania-Clubs „TERRAsse“ ab morgen bis zum Sonntag im Palitzschhof in Prohlis. Die sternensüchtigen Terraner erwarten Besucher aus der ganzen Bundesrepublik, wird auf ihrem achten „Penta-Con“ – abgeleitet vom früheren Austragungsort im Pentacon-Kulturhaus und der amerikanischen Bezeichnung „Convent“ für Fan-Treffen – doch auch der deutsche Kurd-Laßwitz-Preis an die besten SciFi-Autoren des Jahres vergeben. Auf dem Programm stehen unter anderem Rezitationen utopischer Poeme, Lesungen von Kurzgeschichten, ein Vortrag über Porno-Einflüsse in der Science Fiction und eine Präsentation von Sci-Fi-Kleinverlagen.
Weißhaar-Fraktion dominiert mehr und mehr
Klein ist auch die Szene geworden – und sichtlich in die Jahre gekommen. „Wir haben auch Fans und Autoren zwischen 30 und 40, aber das Gros ist älter – die Jugend interessiert sich anscheinend nicht mehr so recht dafür“, sinniert der 76-jährige Dresdner Urania-Chef und „Spiritus Rector“ des Dresdner „TERRAsse“-Klubs. Das mag zunächst verwundern, ziehen doch Sci-Fi-Filme aus Hollywood immer noch ein Massenpublikum in die Kinos und in die Saugstuben im Internet. Doch Form und Inhalt von Science Fiction haben sich seit DDR-Zeiten, als Autoren ihre „utopischen Romane“ noch zu Hunderttausenden, teils in Millionen-Auflagen verkauften, eben gründlich gewandelt: Statt technik- und zukunftsbegeisterter Utopie wie in sozialistischen Zeiten liegt längst die pessimistische Dystopie im Trend: „Wenn man an die jüngsten Schnüffelaffären um die NSA denkt, wundert es kaum, dass dieser Faden einer düsteren Überwachungs-Zukunft immer weiter gesponnen wird“, meint auch Krämer.
Sci-Fi als Buch hat’s inzwischen schwer
Ohnehin ist Sci-Fi in literarischer Form zum Ladenhüter geworden. Wenn sich die jüngere Generation in diese Abteilung in den Buchgeschäften verirrt, greift sie eher zu den benachbarten Fantasie- und Vampir-Geschichten. Zudem wird Sci-Fi heute vorzugsweise als Comic oder Film konsumiert, kaum noch als Buch. „Selbst beliebte DDR-Autoren können heute froh sein, wenn sie ihre neuen Science-Fiction-Erzählungen noch bei einem ehrenamtlich betriebenen Kleinverlag unterbringen“, erzählt der Urania-Chef.
In Raumfahrt-Ära schienen die Sterne noch nahe
Das war in den 1960er und 70er Jahren noch ganz anders: Nach Gagarin-Flug und Mondlandung schienen vielen Menschen die Sterne greifbar nahe. Als Krämer 1969 einen Stanislaw-Lem-Club gründete, benannt nach dem polnischen Sci-Fi-Autor, dessen Bücher von Tarkowski und Defa wie auch von Hollywood verfilmt wurden, da scharten sich schnell über 150 Mitglieder um ihn. Nach dem Sturz des technikverliebten DDR-Chefs Walter Ulbricht wehte indes ein anderer Wind, der Dresdner Lem-Club kollabierte 1973 – auch in Folge staatlicher Restriktionen gegen dessen Mitglieder.
Euphorie verflogen
Zwar galt und gilt Dresden weiter als eine Hochburg der ostdeutschen Fans von „echter“ Science-Fiction-Literatur, ist auch Heimat mehrerer Autoren. Doch der Neustart des Lem-Clubs 1994 als „TERRAsse“ unter dem Dach der Urania kam über ein Dutzend Mitglieder nie hinaus, Jugendliche sind gar nicht darunter. Der Enthusiasmus der Raumfahrt-Ära, so diagnostiziert Krämer, der sei offensichtlich verflogen. Autor: Heiko Weckbrodt
„Penta Con“, Science-Fiction-Treffen, Palitzschhof Proglis, Gamigstraße 24, Programm ist hier im Netz zu findenZum Weiterlesen:
Debatte um Science Fiction und Porno
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