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Chipmesse SEMICON tingelt ab 2014 zwischen Dresden und Grenoble

Blick in den Reinraum des Chipmasken-Entwicklungszentrums. Abb.: AMTC

Noch ist der Halbleiter-Standort Dresden – hier ein Blick ins Chipmaskenzentrum AMTC – führend. Eine Schwerpunktverschiebung der Branche nach Grenoble ist indes nicht ausgeschlossen. Abb.: AMTC

Branche reagiert auf verstärktes Chip-Engagement der Franzosen

SEMI-Präsident Dennis P. McGuirk. Foto: SEMI

SEMI-Präsident Dennis P. McGuirk. Foto: SEMI

Dresden/Grenoble, 9. September 2013: Europas größte Halbleiter-Messe „Semicon Europe“ wird ab 2013 jährlich wechselnd in Dresden und im französischen Grenoble stattfinden. Das kündigte Denny Mc Guirk, Präsident des Ausrichters „SEMI International“, heute mit. Die Messe wird erstmals im Jahr 2014 in Grenoble abgehalten. Offiziell begrüßten sowohl sächsische wie französische Politiker diese Entscheidung. Tatsächlich aber ist dies ein Verlust für Dresden, das in den vergangenen fünf Jahren Gastgeber der Branchen-Leitmesse war und zuletzt rund 8000 internationale Besucher dabei empfangen hatte.

Im geplanten jährlichen Ortswechsel dürfte sich zudem die Vermutung der Branche spiegeln, dass sich durch das stärkere Engagement der Franzosen im Zuge der neuen milliardenschweren EU-Chip-Strategie der Schwerpunkt der europäischen Mikro- und Nanoelektronik weg Dresden in Richtung Grenoble verschieben könnte. Darauf deutet auch die Begründung des neuen Modus’ durch Mc Guirk hin: „Die aktuellen industriepolitischen Weichenstellungen der Europäischen Union zur Stärkung der europäischen Chip-Branche sowie das Feedback unserer Mitglieder und Kunden sind in die Neuausrichtung eingeflossen“, erklärte er.

Sachsen setzen auf europäische Kooperation

Sabine v. Schorlemer. Abb.: Land Sachsen

Sabine v. Schorlemer. Abb.: Land Sachsen

Nach außen setzen die Sachsen eine gute Mine auf: „Die Entscheidung von SEMI ist nun ein weiterer Schritt zur Stärkung des Gedankens für eine wettbewerbsfähige europäische Halbleiterindustrie“, erklärte Vorstand Heinz Martin Esser vom sächsischen Hightech-Verband „Silicon Saxony“. Und Dresdens Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert meinte: Aus dem Nebeneinander der europäischen Halbleiterstandorte wird immer mehr ein Miteinander“.

Die sächsische Forschungsministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) verwies auf die wachsende Vernetzung der europäische Chip-Standorte: „Wir arbeiten derzeit auch intensiv an einem Modell für eine internationale Forschungskooperation am Standort Dresden.“ Dies dürfte wohl vor allem auf die Bemühungen der Sachsen gemünzt sein, Forschungs-Außenstellen der Halbleiterzentren „IMEC“ (Belgien) und LETI (Grenoble) in Dresden sowie einen Chip-Botschafter zwischen Dresden und dem aufstrebenden Elektronikstandort Albany bei New York zu etablieren.

Milliarden-Investitionen in Frankreichs Halbleiterbranche

Das IMEC im belgischen Löwen ist Europas größtes Mikroelektronik-Forschungsinstitut. Foto: IMEC

Das IMEC im belgischen Löwen ist Europas größtes Mikroelektronik-Forschungsinstitut. Foto: IMEC

Durch die großen Chipwerke von Globalfoundries, Infineon und X-Fab und sein breites Zulieferer- und Forschungsumfeld gilt Dresden derzeit – zusammen mit den Intel-Werken im irischen Leixlip – als wichtigster Chip-Produktionsstandort in Europa und konnte dadurch auch die SEMICON akquirieren.

Grenoble gilt demgegenüber als eher forschungslastig, dort sitzt unter anderem das Chip-Forschungszentrum LETI. Im Juli 2013 hatte die französische Regierung allerdings milliardenschwere Mikroelekronik-Investitionen im Zuge der neuen EU-Förderstrategie angekündigt, diese sollen vor allem dem französischen Chipunternehmen „ST Microelectronics“ und dem LETI zu Gute kommen.

Dresden staubte zuletzt nur wenig EU-Chipförderung ab

In Dresden scheiterte die Akquise wesentliche EU-Fördermittel aus dem neuen Programm laut Angaben von sächsischen Politikern bisher hingegen an der zögerlichen Ko-Finanzierung durch die Bundesregierung. Damit könnte perspektivisch Frankreich den Sachsen den Rang als Nanoelektronik-Hochburg Nummer 1 in Europa ablaufen.

Allerdings bemühen sich Vertreter der großen Hightech-Kerne Dresden, Löwen und Grenoble bereits seit geraumer Zeit, ihre Kräfte im Konkurrenzkampf mit Taiwan, Südkorea und den USA zu bündeln. Dazu schmiedeten sie im Oktober 2012 die Cluster-Allianz „Silicon Europe“. In diese Vernetzungstrategie passt insofern der jährliche Wechsel der „Semicon Europe“. Heiko Weckbrodt

Semicon Europe 2013: 8.-10. Oktober 2013 in der Messe Dresden, gekoppelt mit der „Plastic Electronics“, Semicon Europe 2014: 7. bis 10. Oktober 2014 in Grenoble
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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