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„Feinmess Dresden“ konstruiert hochpräzise Positioniersysteme mit Granit

Feinmess-Chef Alexander Bromme (Mitte) erläutert Dresdens Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (l.) den Aufbau eines Präzisions-Positioniertischs. Foto: hw

Feinmess-Chef Alexander Bromme (Mitte) erläutert Dresdens Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (l.) den Aufbau eines Präzisions-Positioniertischs. Foto: hw

Dresden, 5. August 2013: Ein Präszisions-Gerätebauer, zu dessen Haupt-Ausgabeposten Granit gehört…? Des Rätsels Lösung liegt in der Genauigkeit des Alters: Die hochpräzisen Positionierungsysteme, die „Feinmess Dresden“ für Siemens, Zeiss, Biotech-Firmen sowie Chip- und Solarfabriken anfertigt, sind auf Stein gebaut: „Dieser Granit aus Südafrika hatte Millionen Jahre Zeit, jede innere Spannung abzubauen“, erklärt Feinmess-Chef Alexander Bromme. Auf solche Platten montiert, können die Dresdner Positioniersysteme in den Fabriken der Kunden genauer arbeiten, stecken kleine Temperaturschwankungen besser weg. Deshalb verwendet „Feinmess“ für viele andere Teile auch das teurere, aber genauere Aluminium statt Stahl.

Wenn es auf den Mikrometer ankommt

Natürlich sei all dieser Aufwand nicht ganz billig, räumt Ingenieur und Geschäftsführer Bromme ein. Aber besonders bei der Entwicklung neuer Geräte komme es in der Hightechindustrie eben auf den Mikrometer an – und da seien die Kunden eben bereit, die Dresdner Preise zu zahlen. In der Serienproduktion rechnen die Kunden dann mit spitzerem Stift, dafür sind ihnen die Dresdner Systeme dann doch oft zu teuer. Aber gerade unter Prototypen-Entwicklern hat sich Feinmess einen guten Ruf erarbeitet.

Video: Montage spezieller Spindelgewinden in Manufakturarbeit (hw):

Wechselnde Eigner von Heyde über Carl Zeiss

Das im Dresdner Osten ansässige Unternehmen gehört insofern zu den „Hidden Champions“, zu den wenig bekannten Weltmarktführern, die nach der politischen Wende in Ostsachsen aus den Trümmern der DDR-Betriebe gewachsen sind. Die Wurzeln von Feinmess reichen über 140 Jahre in die Vergangenheit, bis zu den 1872 gegründeten feinmechanischen Werkstätten von Gustav Heyde. 1948 wurden daraus der VEB Optik Feinmess Dresden, der 1970 dem DDR-Technologiekombinat Carl Zeiss Jena zugeordnet wurde. Standen anfangs Kamera-Objektive im Fokus, verlagerte sich der Schwerpunkt später zu Nivellierungsgeräten, Messsteuerungen für Schleifmaschinen und Laser-Abstandsmessern.

Nach der Wende nur noch eine „1-Euro-Zugabe“

Doch so wichtig der Betrieb auch für die DDR-Industrie war: Nach dem wirtschaftlichen Zusammenbruch wollte kaum einer noch die Dresdner Messgeräte haben, der Personalstamm dezimierte sich von 350 auf 27. Als die süddeutsche Steinmeyer-Gruppe im Jahr 1992 „Feinmess“ übernahm, war der Dresdner Betrieb eigentlich nur eine „1-Euro-Zugabe“ der Treuhandanstalt für den Suhler Feingerätebau., an dem die Albstadter eigentlich interessiert waren. „Wenn wir ehrlich sind, so hatten wir mit unserem Profil damals nicht Tolles zu bieten“, räumt Bromme ein.

Positioniersysteme in Reinräumen, im Vakuum und magnetfreien Zonen im Einsatz

Blick in die entwicklungs- und Prüfabteilung von Feinmess Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Blick in die entwicklungs- und Prüfabteilung von Feinmess Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Das änderte sich durch die Neuprofilierung und die Investitionen in den Folgejahren indes deutlich: In einem ehemaligen Großmarkt nahe der Grenze zu Heidenau entstanden bis heute 3500 Quadratmeter Fertigungsflächen und ein Prüftechnik-Reinraum, die Dresdner spezialisierten sich mehr und mehr auf hochgenaue Positioniersysteme, die zum Beispiel unter Reinraum-Bedingungen, im Hochvakuum und in magnetfeldfreien Zonen eingesetzt werden. Das bescherte den Dresdnern namhafte Kunden im In- und Ausland und ließ die Personalstärke auf nun 130 Mitarbeiter wachsen.

Allerdings hat das Unternehmen durch seine Orientierung auf Einzelanfertigungen auch eine Schwachstelle: Bestellt ein größerer Kunde nicht mehr, macht sich das sofort im Geschäftsvolumen bemerkbar – wie im vergangenen Jahr, als der Umsatz um fünf Prozent auf 10,6 Millionen Euro sank. Diese Abhängigkeit wollen die Feinmess-Ingenieure allerdings nun durch innovative eigene Produkte wie einen jüngst auf Messen umfeierten neuartigen Laserbohrkopf reduzieren.

„Ökoprofit“ senkte Kosten für teure Fabrik-Klimatisierung

Um zudem Kosten zu senken und gleichzeitig etwas für die Umwelt zu tun, beteiligte sich der Technologiebetrieb am Dresdner „Ökoprofit“-Projekt: Weil die hochpräzisen Positioniersysteme in einer klimatisierten Fabrik gefertigt werden, um die Wärmeausdehnung der Werkstücke bei der Produktion zu kontrollieren, „hat unser Stromverbrauch ständig zugenommen“, berichtete Montage-Chef Jörg Lauenstein.

Im Zuge einer Ökoprofit-Analyse zeigte sich, dass 41 Prozent des Energiebedarfs durch die Klimaanlagen verursacht wurden. Durch automatisierte Jalousien, die sich – je nach Sonneneinstrahlung – automatisch öffnen oder schließen, Veränderungen an der Klimaanlage und andere Stellschrauben spart „Feinmess“ nun 7500 Kilowattstunden Energie beziehungsweise über 13 000 Euro im Jahr, wie Lauenstein dem Dresdner Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) bei einem Firmenbesuch berichtete. „Unser nächstes Vorhaben ist es, die Beleuchtung auf LED-Technik umzustellen, auch davon erhoffen wir uns Einsparungen.“ Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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