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„Anno Online“: Gratis-Aufstieg zum Stadtmagnet

Die Wirtschaftssimulation "Anno" gibt es nun als Gratisspiel im Internet. Abb.: Ubisoft

Die Wirtschaftssimulation „Anno“ gibt es nun als Gratisspiel im Internet. Abb.: Ubisoft

Ubisoft transformiert Wirtschaftssimulation in kostenloses Internet-Spiel

Nach „Siedler“ und „Silent Hunter“ hat Ubisoft ein weiteres ehemaliges Vollpreis-Spiel in ein Internet-Gratisspiel transformiert: Die Aufbausimulation „Anno Online“ basiert auf „Anno 1404“ und macht uns zu einem Abenteuerkaufmann im Spätmittelalter, der auf fernen Inseln Städte aufbaut, Wirtschaftskreisläufe in Gang bringt und profitable Handelswege installiert. Die Grundversion ist kostenlos über einen Browser wie „Firefox“ oder „Internet Explorer“ spielbar, eine Installation ist nicht notwendig. Der französische Konzern folgt damit dem Trend zu Kostenlos- und Niedrigpreis-Spielen im Internet und auf Tablettrechnern, die auf Umsatzerlöse durch Kleinverkäufe aus dem Spiel heraus generieren.

Da „Anno Online“ als offene Beta gestartet – ähnlich wie zum Beispiel inzwischen „Silent Hunter Online“. Für das man noch eine Einladung braucht-, kann jeder sofort mitmachen, der die Anno-Seite besucht: Entweder ein passwortgeschütztes Anno-Konto anlegen oder sich über ein vorhandenes Ubisoft-Konto einwählen und los geht’s.

Werbevideo (Ubisoft):

Tutorial für Einsteiger

Zum Start gibt es ein Tutorial, in dem ein Berater zeigt, wie der frischgebackene Stadtherr in spe einen Marktplatz und Häuser darum baut, Wege anlegt, erste Holzfäller- und Fischerhütten anlegt, für die rechte Balance zwischen Bevölkerung, Nahrungsgenese, Steuern und Überschussproduktion für den Handel sorgt und so nach und nach den Status seine Kommune steigert.

Unterschiede zu Vollpreis-Version marginal

Spielemechanik, Ressourcenverwaltung und bedienung ähnelt den "Anno"-Vollpreisspielen. Abb.: Ubisoft

Spielemechanik, Ressourcenverwaltung und bedienung ähnelt den „Anno“-Vollpreisspielen. Abb.: Ubisoft

Wer schon mal ein klassisches Anno-Spiel gezockt hat, wird sich sofort wie zu Hause fühlen: Bedienung, Spieleoptik und Verwaltung funktionieren ganz ähnlich. Die Browser-Version erzwingt da kaum Kompromisse: Die Grafik ist nur auf den zweiten Blick als 2D erkennbar (wenngleich die optischen Raffinessen installierter Vollpreisspiele natürlich fehlen) und sogar Zoom-Funktionen sind eingebaut.

Was aber fehlt, ist die Zeitraffer-Funktion früherer Anno-Titel. Und da es eine Weile dauern kann, bis sich neueingerichtete Wirtschaftskreisläufe eingependelt und neue Stadtbewohner ihre lahmen Hintern in die für sie hingestellten Eigenheime bewegen, frisst „Anno Online“ mehr Zeit als seine Vollpreis-Pendants. Würde mich aber nicht wundern, wenn Ubisoft gegen Bares solch eine Funktion noch freischaltet.

Franzosen hoffen auf Umsätze durch Mini-Käufe

Womit wir beim Geschäftsmodell wären: Da „Anno Online“ – anders als das gescheiterte „Age of Empires Online“ von Microsoft – keine Startzukäufe erfordert, kann Ubisoft im Wesentlichen nur durch Mini-Verkäufe im Spiel Kohle machen (Werbung haben wir in unserem Test nicht gesichtet). Ähnlich wie bei „Siedler Online“ kann man gegen echte Euros in einem integrierten Shop rote Diamanten kaufen und diese Spielwährung wiederum einsetzen, um zum Beispiel eine große Ladung Holz oder andere Ressourcen ins heimische Kontor zu holen, wenn die Anno-Untergebenen wieder mal nicht schnell genug rackern.

Abb.: Ubisoft

Abb.: Ubisoft

Fazit:

Grafisch wie spieletechnisch ist „Anno Online“ den vielen kleinen Browser-Spielen, die man auf diversen Internetseiten gratis findet, meilenweit überlegen. Die Unterschiede zu installierten Vollpreis-Programmen fallen kaum noch ins Gewicht – was allerdings nicht für alle Spiele-Genres gleichermaßen machbar ist. Weiterer Vorteile: Durch die langjährigen Erfahrungen mit Wirtschaftssimulationen haben die Macher einfach den Dreh raus, wie man Spieler fesselt. Zudem kann man „Anno Online“ auch mit und gegen Freunde spielen, was zwar prinzipiell auch bei den jüngeren Anno-Vollpreisversionen ging, aber dann musste man den besagten Freund eben erst überreden, „Anno“ zu kaufen – dieses argumentative Problem fällt bei einem Gratisspiel weg. Ob das Konzept betriebswirtschaftlich funktioniert, Spiele-Flaggschiffe als Kostenlosvarianten in der Hoffnung auf genug „In-App-Verkäufe“ zu „verrammschen“, bleibt abzuwarten – soll aber erst mal Ubisofts Problem sein, nicht unseres. Heiko Weckbrodt

Anno Online“ (Ubisoft), Aufbausimulation als Internetspiel (derzeit offene Betaphase), Grundversion gratis, USK: noch nicht klassifiziert (aber m. E. etwa ab 12 Jahre geeignet)
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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