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Karriere im Chipwerk: Vom Stift zum Ingenieur

Wafer, Wafer in der Hand... Martin Schulz hat sich im bei Globalfoundries vom Azubi zum Ingenieur hochgearbeitet. Foto: Dietrich Flechter

Wafer, Wafer in der Hand… Martin Schulz hat sich im bei Globalfoundries vom Azubi zum Ingenieur hochgearbeitet. Foto: Dietrich Flechter

Globalfoundries Dresden lädt zur Industrienacht ein und zeigt Karrierewege in den Chipindustrie

Dresden, 3. Mai 2013: Um mehr Jugendliche für eine Laufbahn in der Industrie zu begeistern, laden Industrie- und Handelskammer (IHK), die Stadt Dresden und die Hamburger Agentur „Prima Events“ am 2. Juli 2013 zur „2. Langen Nacht der Industrie in Dresden“ ein. Präsentiert von den DNN öffnen dann 18 Unternehmen aus dem Raum Dresden ihre Werktore – darunter das Mikroelektronik-Unternehmen Globalfoundries (GF).

Hightech und gutes Lehrgeld lockten

Für Martin Schulz war es ein weiter Weg von der Gottleuba in der Sächsischen Schweiz in den Globalfoundries-Reinraum im Dresdner Norden – nicht so sehr geografisch, sondern vielmehr auf der Karriereleiter. Der heute 28-Jährige hat sich in dem international agierenden Computerchip-Auftragsfertiger vom Stift zum Ingenieur hochgearbeitet und dies binnen sieben Jahren. „Einfach war das nicht immer, aber es hat sich gelohnt“, sagt er im Rückblick.

Als der Sohn eines Modellbauers aus Gottleuba nach Abi, Zivildienst beschloss, Mechatroniker zu werden, weil ihm handwerkliche Bastelei und moderne Elektronik interessieren, hatte er rasch gleich mehrere Angebote in der Tasche. „Ich hatte eigentlich schon einen Lehrvertrag mit der ENSO, hab mich dann aber für Globalfoundries entscheiden“, erzählt er. „Ich habe hier mehr Entwicklungs-Chancen gesehen. Und wenn ich ehrlich bin, hat es schon eine Rolle gespielt, dass Globalfoundries etwas mehr zahlt.“

Papier-Plattformen falten für die Traum-Lehrstelle

Martin Schulz koodiniert u. a. die Techniker seiner Abteilung. Aber er wirft sich immer noch auch gern selbst in Reinraum-Schale, um an den Anlagen zu schrauben. Foto: Dietrich Flechtner

Martin Schulz koodiniert u. a. die Techniker seiner Abteilung. Aber er wirft sich immer noch auch gern selbst in Reinraum-Schale, um an den Anlagen zu schrauben. Foto: Dietrich Flechtner

Von Rosen gesäumt war und ist der Weg in die Hightech-Fabrik freilich für keinen angehenden Lehrling: In einem „Assessment-Center“ (eine Art Beurteilungs-Schmiede) musste sich Schulz einen ganzen Tag lang zusammen mit anderen Anwärtern bewähren, seine Deutsch-Kenntnisse unter Beweis stellen, Physik repetieren und Papierplattformen basteln – letzteres in der Gruppe, denn so sollten die Kandidaten zeigen, dass sie „teamfähig“ sind und geometrisches Vorstellungsvermögen haben. „Ich war ganz schön aufgeregt.“

Er muss aber wohl wacker gefaltet haben: Die nächsten dreieinhalb Jahre bildeten ihn die GF-Experten zum Mechatroniker aus. Und auch dabei hat er seine Sache anscheinend gut gemacht, denn im Anschluss unterstützte ihn das Halbleiterunternehmen beim nächsten Schritt, einem Ingenieursstudium an der Berufsakademie. „Ständig zwischen Dresden und Leipzig hin- und herpendeln, keine Semesterferien – das war schon anspruchsvoll“, sagt Schulz. „Aber meine Freundin hat immer hinter mir gestanden, das half.“

Heute ist er Wartungs-Ingenieur in der Ätzabteilung des Mikroelektronik-Herstellers, koordiniert Techniker, kümmert sich um technologischen Nachschub, sorgt dafür, dass die Chipproduktion im Dresdner Norden niemals zum Erliegen kommt. Und sein Karriereweg hat in der Fabrik an der Wilschdorfer Landstraße Schule gemacht: Inzwischen gehen dort mehr und mehr Azubis diesen Weg.

Nachteil: Ständige Arbeit im „Bunny Suit“

Reinraumbrücke bei Globalfoundries Dresden. Abb.: GF

„Bunny Suit“ ist Pflicht – hier eine Reinraumbrücke bei Globalfoundries Dresden. Abb.: GF

Insgesamt nimmt GF Dresden pro Jahr 15 neue Lehrlinge an, die zu Mechatronikern, Mikrotechnologen, Laboranten oder Industriekaufleute geformt werden. „Man muss sich natürlich klar machen, dass das anspruchsvolle Ausbildungen sind, dass man  als Mikrotechnologe oder Mechatroniker im Reinraumanzug, dem ,Bunny Suit’, arbeitet, dass es in einem internationalen Unternehmen ohne Englisch nicht funktioniert“, betont Standort-Sprecherin Karin Raths. Im Gegenzug fördere Globalfoundries aber die Bildungs- und Berufskarriere der Mitarbeiter, biete die Chance, mit Technologien an vorderster Front zu arbeiten und Kollegen von Standorten aus aller Welt kennenzulernen. Allerdings nehme die Begeisterung der nachwachsenden Generationen leider ab, sich in das hineinzudenken, was unsere technisierte Welt im Innersten zusammenhält.

Kaum einer der Generation iPhone will noch Schraubenschlüssel in die Hand nehmen

„iPhone und iPads haben sie alle – aber wer nimmt heute noch einen Schraubenschlüssel in die Hand und nimmt einen Computer auseinander, um ihn zu verstehen?“, bedauert Ausbildungs-Chef Carsten Baude. „Während der Industrienacht wollen wir zeigen, was es hier für schöne und interessante Berufe gibt und welche Möglichkeiten es gibt, sich weiterzuentwickeln.“ Das sieht auch Ingenieur Schulz so: „Ich kann jedem nur empfehlen, die Chancen zu nutzen, die ein Unternehmen wie Globalfoundries einem bietet.“ Heiko Weckbrodt

-> Zur Langen Nacht der Industrie am 2. Juli 2013 bietet Globalfoundries Dresden angemeldeten Besuchern Führungen durch das hochgerüstete Materialanalyse-Labor und durch die „Subfab“, jenes geheimnisvolle Zwischengeschoss, in dem all die Hightech-Anlagen einer Chipfabrik mit Strom, Chemikalien und hochsauberer Luft versorgt werden. Außerdem lernen die Gäste Ausbilder und Azubis kennen, die aus der Praxis berichten. Anmeldungen (Platzzahl ist limitiert!) sind unter dieser Adresse im Internet möglich

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt
Kategorie: Wirtschaft

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Heiko Weckbrodt hat Geschichte studiert, arbeitet jetzt in Dresden als Wirtschafts- und Wissenschaftsjournalist und ist Chefredakteur und Admin des Nachrichtenportals Oiger. Er ist auch auf Facebook, Twitter und Google+ zu finden.

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