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Leibniz-Institut IFW Dresden nimmt Energie und Medizin ins Visier

Prof. Jürgen Eckert. Foto: Christan Hüller, IFW

Prof. Jürgen Eckert. Foto: Christan Hüller, IFW

Neuer Direktor Prof. Jürgen Eckert im Oiger-Interview

Dresden, 8. April 2013: Professor Jürgen Eckert ist der neue Direktor des „Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung“ (IFW) Dresden. Der 50-jährige Werkstoffwissenschaftler will an die Arbeit seines Vorgängers Prof. Ludwig Schultz anknüpfen und das IFW stärker zum Beispiel in Richtung Energietechnologien und Medizin profilieren und die Kooperation mit der TU und anderen Instituten ausbauen. Gemeinsam sieht er gute Chancen, dass die IFW-Forschungen an Nanoflusstechniken, körperverträglichen Implantaten und innovativen Magnetwerkstoffen zu neuen Firmenausgründungen führen könnten. Heiko Weckbrodt hat den neuen Instituts-Chef befragt.

Ihr Vorgänger Schultz galt als besonders umtriebiger Institutsvernetzer und populärwissenschaftlicher Organisator– ständig sah man ihn mit seiner Supraleit-Modellbahn auf solchen Veranstaltungen. Ist das nun passé?

Auf keinen Fall. Zum einen leitet Professor Schultz ja sein IFW-Institut (das IFW besteht aus mehreren Teilinstitut, Anm. d. Red.) noch eine Weile weiter. Zum anderen halte auch ich die populärwissenschaftliche Ausstrahlung des Instituts für sehr wichtig. Und die Vernetzung mit der TU sollte noch breiter werden, ich will mehr jüngere Kollegen einbeziehen.

 

„Die Rückgewinnung strategisch wichtiger Rohstoffe gewinnt an Bedeutung.“

 

Was wird sich unter ihrer Führung ändern?

Natürlich werden wir all das, was unser Haus auszeichnet, weiterführen. Aber wir möchten unser Profil auch weiter schärfen und uns neuen Herausforderungen stellen. Es sind einige Megathemen wie Energie und Medizin im Kommen. Wir wollen beispielsweise unsere Arbeit an biokompatiblen Werkstoffen und Implantaten ausbauen, ebenso an der Nanofluidik, die zum Beispiel für Mikro-Laborsysteme wichtig ist, an der Sensorik und magnetischen Werkstoffen.

Auch die Rückgewinnung strategisch wichtiger Rohstoffe gewinnt an Bedeutung – zu diesem Schwerpunkt sind wir jüngst erst eine Kooperation mit Korea eingegangen. Solche Forschungen wollen wir forcieren. Außerdem arbeiten wir gemeinsam mit der TU und den Fraunhofer-Kollegen an Energiespeicher-Systemen, an Batterietechnologien und Superkondensatoren.

 

„Manche Projekte erfordern allerdings einen langen Atem, bis sie zu alltagstauglichen Lösungen werden.“

 

Sollen durch Glaswände hindurch Roboterhände antreiben: Supraleitroboter. Visualisierung: evico

Arbeitet unter anderem an Supraleitrobotern: Die IFW-Ausgründung Evico. Visualisierung: evico

Wird es neue Ausgründungen geben?

Gerade in den genannten Bereichen sehe ich da gute Chancen. Manche Projekte erfordern allerdings einen langen Atem, bis sie zu alltagstauglichen Lösungen werden.

Stehen neue Ausbauten oder Investitionen an?

Voraussichtlich im Spätherbst 2013 wird unser Neubau an der Nöthnitzer Straße fertig, dann haben wir ein neues Technikum und mehr Büros zur Verfügung. Allerdings haben wir jetzt über 600 Mitarbeiter und das ist eine gute Größe.

Ihr Spezialgebiet sind metallische Gläser. Was erwartet uns da in nächster Zeit? Durchsichtiger Stahl?

Nein, metallische Gläser sind Legierungen auf Basis von Titan, Zirkon, Eisen oder Kupfer, die andere Eigenschaften mit Glas gemeinsam haben, vor allem ihre ungeordnete, also amorphe Struktur. Sie sind sehr fest, elastisch, teils magnetisch, können aber teilweise wie Kunststoff geformt werden, also zum Beispiel durch Spritzguss.

Eingesetzt werden metallische Gläser schon heute zum Beispiel in Laptop-Abschirmungen oder in den Diebstahlsicherungen, wie man sie aus Kaufhäusern kennt. Perspektivisch könnte sich die Chance ergeben, aus solchen Materialien selbst komplizierte metallische Bauteile sehr einfach und billig zu formen.

 

Das IFW im Kurzporträt:

Das Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden wurde am 1. Januar 1992 gegründet und übernahm dabei Mitarbeiter des zentralen Materialforschungsinstituts der DDR-Akademie der Wissenschaften. Das IFW beschäftigt sich u. a. mit Supraleitern, Magnetwerkstoffen, Nanostrukturen sowie kristallinen und amorphen Materialien. Thematisch ist es zwischen Grundlagen- und angewandter Forschung angesiedelt, also zwischen Max-Planck- und Fraunhofer-Instituten. Es beschäftigt derzeit 530 feste Mitarbeiter, rund 100 Gastwissenschaftler, 20 Azubis und etwa 150 Doktoranden und Diplomanden.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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