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„Kindle Fire HD im Test“: Top-Tablet zum Sparpreis

Der Startbildschirm des Kindle Fire HD: Oben das Hauptmenüh, in der Mitte das Karussel mit den zuletzt verwendeten Programmen und Büchern. Abb.: Amazon

Der Startbildschirm des Kindle Fire HD: Oben das Hauptmenüh, in der Mitte das Karussel mit den zuletzt verwendeten Programmen und Büchern. Abb.: Amazon

Mit dem „Kindle Fire HD“ hat Amazon nun einen soliden, recht ausgereiften und modernen Tablett-Rechner auf dem deutschen Markt etabliert, der sich hinter der Konkurrenz nicht zu verstecken braucht. Dabei drängt sich der Vergleich zum „iPad Mini“ von Apple auf: Nicht nur funktionell ähneln beide Tablets einander, auch äußerlich. Bezeichnend: In unserem Vergleichstest griffen wir oft genug versehentlich nach dem „falschen“ Gerät, haben beide Tablets doch nahezu gleiche Größe, Farbe und Gewicht.

Amazon-Tablet wurzelt in eBuch-Lesegeräten

Dabei muss man sich wohl vor Augen führen, dass das „Kindle Fire HD“ – anders als die iPad-Linie von Apple – Produkt eines eher evolutionären Prozesses ist. Als Amazon vor fünf Jahren in den USA sein erstes „Kindle“ vorstellte, war dies zunächst ein reiner eReader, um digitale Amazon-Bücher an den Mann und die Frau zu bringen. Sprich: Das erste Kindle konnte in Tempo und Funktionsvielfalt nicht mal annähernd den iPads das Wasser reichen, hatte einen passiven Bildschirm aus elektronischem Papier, ließ keine Apps zu. Im Internet zu surfen war lediglich über eine lahme Beta-Beigabe möglich.

Amazon hat derweil zwar auch diese eReader-Reihe weiterentwickelt (und es vor allem in den USA zu einiger Marktdominanz gebracht), aber parallel dazu auch ein Tablet auf der Basis des Google-Betriebsystems „Android“ entwickelt. In der zweiten Generation mit einem höher auflösendem Bildschirm hat der Internethändler das „Kindle Fire HD“ nun auch in Deutschland im Angebot.

Videoeindrücke (Video: hw):

Sauberes und angenehmes Bild

Noch vor Apple war Amazon so mit einem Tablettrechner auf dem Markt, der zwischen Computertelefon und klassischem Tablet angesiedelt ist – und deutlicher billiger zu haben ist als das „iPad Mini“, mit dem Apple inzwischen nachgezogen hat. Das Kindle HD hat einen 7-Zoll-Bildschirm (knapp A5-Größe) mit einer Auflösung von 1280 mal 800 Bildpunkten, der ein klares und angenehmes Bild produziert. In puncto Sound und WLAN-Verbindung ist das Kindle sogar etwas besser und schneller als die Apple-Konkurrenz. Auch Kamera und Mikro sind an Bord und manches, was man sich auch von Apple wünschen würde, zum Beispiel einen Standard-Mikro-USB-Eingang und einen Mikro-HDMI-Ausgang für externe Bildschirme.

Die Startoberfläche wirkt für meinen Geschmack etwas wuselig, hier setzt Amazon auf „Karussells“ mit Hauptmenüpunkten und zuletzt verwendeten Programmen. Standardmäßig werden hier Lesen, Internet, Spiele, Musik, Videos, Fotos und ein Direktzugriff (Überraschung!) auf Amazons Internetladen angeboten. Bedient wird das Gerät über den berühungssensitiven Bildschirm – an „Hardware“-Tasten hat das Kindle nur den Ein-Aus-Knopf und eine Lautstärke-Wippe.

Per Einstell-Option öffnet sich bunte Welt der Android-Programme

Eine Leselampe braucht man nicht mehr, wenn man mit einem Tablet eBücher liest - hier das Kindle Fire HD mit "Aldiko"-App, die dem Kindle das ePub-Buchformat beibringt. Foto: hw

Eine Leselampe braucht man nicht mehr, wenn man mit einem Tablet eBücher liest – hier das Kindle Fire HD mit „Aldiko“-App, die dem Kindle das ePub-Buchformat beibringt. Foto: hw

Unter der Haube werkelt ein modifiziertes Android-Betriebssystem. Vorteil: Über das vom Startbildschirm herunterziehbare Einstell-Menü („Mehr“ -> „Gerät“ -> Installation von Fremdanwendungen zulassen) kann man das Kindle dazu bringen, auch Mini-Programme (Apps) aus dem schier unerschöpflichen Fundus der Android-Welt zu installieren.

Diese Option hebelt einen alten Kindle-Nachteil aus: Waren die ersten eReader aus der Reihe noch stark auf Amazons Spezialformat AZW für elektronische Bücher fixiert, konnten aber nichts mit ePub-Bücher anfangen, ermöglichen nun Gratis-Apps wie der „Aldiko“-Reader, auf dem Amazon-Tablet solche Standard-eBooks zu lesen.

Ausdauernder Akku: 9 h

Auch Tempo und Bedienkomfort haben gegenüber den reinen Kindle-eReadern gewonnen: Die üblichen Fingergesten funktionieren sehr geschmeidig, es sind keine Verzögerungen spürbar. Der eingebaute Prozessor bringt das Tablet messbar auf gutes Tempo: Im plattform-übergreifenden Browser-Benchmark „Peacekeeper“ von Futuremark kam das Kindle Fire in unserem Tests auf bis zu 513 Punkte – damit legt es nur leicht unter den „iPad Mini“-Werten. Überlegen zeigte sich der Akku, der in unseren Tests (Lesen, gelegentliches Nachschlagen im Internet) rund neun Stunden durchhielt (Amazon-Angabe: bis zu elf Stunden) – dagegen kam unser iPad-Mini-Vergleichsgerät nur auf 7:45 h (Apple-Versprechen: bis zu zehn Stunden).

Fazit:

Das Kindle Fire HD folgt einem schlüssigen Konzept, ist angemessen schnell und einfach bedienbar. Um eBücher zu lesen, ist es ein sinnvolles Gerät, soweit man mit aktiv beleuchteten Bildschirmen klar kommt – bekanntermaßen da gibt es unterschiedliche Meinungen. Man merkt dem Amazon-Gerät zwar noch seine Herkunft aus dem eBuch-Lager an, es bietet aber de facto die volle Funktionalität eines Tablettrechners von Spielen über Anwendungs-Apps bis hin zum Fernseh- und Videogucken. Und per App-Aufrüstung kann man sich auch von den Fesseln der Amazon-Bindung weitgehend befreien.

Allerdings fehlt es noch hier und da am Finish. Es sind aber eher kleine Details, die das konkurrierende „iPad Mini“ immer noch einen Tick schicker und ausgereifter wirken lassen. Ob dies allerdings den erheblichen Preisunterschied wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Mit einem Startpreis von 199 Euro bekommt man jedenfalls mit dem Kindle Fire HD ein schönes und leistungsfähiges Tablet im Jackettaschenformat, an dem Amazon nach Expertenmeinung kaum etwas verdient – die Profite verspricht sich das Unternehmen durch die damit generierten Buch-, Musik- und Videoverkäufe. Heiko Weckbrodt

Kindle Fire HD“ (Amazon), Tablet im 7“-Format, ab 199 Euro

 

Zum Weiterlesen:

„iPad Mini im Oiger-Test“

 

Technische Daten Kindle Fire HD:

Abmessungen: 193 * 137 * 10,3 mm

Masse: 395 Gramm

Display: 7 Zoll, 1280*800 Pixel

Prozessor: Dual Core OMAP 1,2 GHz

Speicher: 16 bis 32 Gigabyte Flash

Internetverbindung: WLAN

Akku-Laufzeit (unsere Messung): 9 h (Amazon-Versprechen: 11 h)

Tempo (gemessen mit „Peacekeeper“): 513 Punkte

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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