30-Meter-Hybride soll Lücke zwischen Stadtbus und Straßenbahn füllen
In Dresden steht morgen eine Technologiepremiere an: Fraunhofer-Forscher und Projektpartner aus der Wirtschaft wollen der Öffentlichkeit den – nach eigenen Angaben – mit über 30 Metern längsten Bus der Welt vorstellen. Mit ihrer großen Passagierkapazität von bis zu 256 Fahrgästen könne die neue „Autotram Extra Grand“ die Lücke zwischen Stadtbussen und Straßenbahnen schließen, schätzte Dr. Matthias Klingner ein, der Leiter des Fraunhofer-Instituts für Verkehrs- und Infrastruktursysteme (IVI) ein, unter deren Federführung das Hybrid-Fahrzeug entwickelt wurde.
„Autotram Extra Grand“ mit Supercaps, Akkus und anderer Technik ausgestattet
Die „Autotram Extra Grand“ ist eine Weiterentwicklung eines kleineren „Autotram“-Prototypen des IVI und wurde mit zukunftsweisenden und ökologisch wichtigen Technologien „Made in Saxony“ ausgestattet. Dazu gehören innovative Lenksysteme für den überlangen Bus, Superkondensatoren, um Bremsenergie als Strom zurückzugewinnen, neuartige Nachladesysteme, verbesserte Lithium-Ionen-Akkus und ein Hybridantrieb aus Diesel- und Elektromotoren.
Die „Autotram Extra Grand“ sei in den Anschaffungs- und Betriebskosten deutlich günstiger als eine Straßenbahn, könne aber vergleichbar viele Passagiere befördern und sei dabei nicht auf Gleise angewiesen, also flexibel einsetzbar wie ein Stadtbus, betonte Klingner. Eine besondere Herausforderung sei es für die Entwickler gewesen, „dass die Autotram nach den Zulassungsverordnungen einen Wenderadius von 12,5 Meter garantiert und nicht nur vorwärts, sondern auch rückwärts gefahren werden kann“, sagte er. „Wenn alles gut läuft, werden die Dresdner Verkehrsbetriebe die ,Autotram Extra Grand‘ im Herbst in Dresden über einige Wochen auf einer Linie im Pilotbetrieb einsetzen.“
Verkehrsbetriebe: Noch langer Weg bis zum Praxiseinsatz
„Wir sind aufgeschlossen für neue Konzepte wie die Autotram“, erklärte Verkehrsbetriebe-Sprecher Falk Lösch. Daher habe werde man sich im Herbst auch mit Testfahrten auf Dresdner Straßen beteiligen. Allerdings sei noch einiges an Entwicklungsarbeit und Zulassungs-Procedere notwendig, bis man an einen Praxiseinsatz der Autotram denken könne.
Die Dresdner haben bereits morgen vorab eine Chance, die Autotram kennenzulernen: Nachdem Bundesforschungsminsterin Annette Schavan und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (beide CDU) den neuen Superbahnbus begutachtet haben, führen die Fraunhofer-Forscher die „Autotram Extra Grand“ ab 16 Uhr auf dem Theaterplatz der Öffentlichkeit vor. „Wenn der Andrang nicht zu groß ist, können die Besucher auch eine Runde mitfahren“, verspracht IVI-Chef Klingner.
Fraunhofer baut IVI Dresden für 3,4 Millionen € aus
Ansonsten dreht die Autotram nur auf dem DEKRA-Testgelände in Klettwitz bei Senftenberg seine Runden, um die Straßenzulassung vorzubereiten. Um diese und weitere Forschungsprojekte – unter anderem zur Elektrifzierung von Erntemaschinen – zu befördern, baut das IVI derzeit seinen Standort nahe der Dresdner Südhöhe aus: Hier entstehen bis zum Jahresende für 3,4 Millionen Euro ein Testoval für innovative Fahrzeuge und ein Technikum. Derzeit sind im IVI rund 90 Mitarbeiter beschäftigt, nach dem Ausbau soll Platz für rund 100 sein. Heiko Weckbrodt
Stichwort „Autotram Extra Grand“
–        Zwischenform aus Straßenbahn und Bus –        30,7 Meter lang –        Diesel-Elektro-Antrieb mit acht bis zehn Kilometern Reichweite bei rein elektrischem Antrieb, dieselelektrischer „Range Extender“ lädt Akkus an Haltestellen wieder auf –        Gefördert vom Budesforschungsministerium, haben sich für das Projekt Partner aus Forschung und Industrie zusammengetan, u. a. IVI (Federführung, Mehrachslenkung, Stromspeichersystem), Göppel Bus GmbH Nobitz (Fahrzeugbau), TU Dresden/ Fa. Wittur Dresden (Antriebe), M & P Dresden (Superkondensatoren), Li-Tec Kamenz (Akkus), DVB (Praxisbegleitung)Ihre Unterstützung für Oiger.de!
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