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„Die Mühle & das Kreuz“: Faszinierend verfilmtes flämisches Meistergemälde

Rutger Hauer als Pieter Bruguel. Abb.: mm Filmpresse

Rutger Hauer als Pieter Bruguel. Abb.: mm Filmpresse

Lech Majewski hat sich in „Die Mühle & das Kreuz“ an ein seltenes Sujet gewagt: Die Verfilmung eines Bildes. Nicht eines Computerspiels oder eines Romans. Nein: An die Kinoumsetzung von „Die Kreuztragung Christi“ des flämischen Meisters Pieter Bruegel (1525-1569). Der Pole Majewski hat das von Bruegel seinerzeit in einem symbolträchtigen Moment eingefrorene Treiben von 100 niederländischen Bauern, „Ketzern“ und spanischen Söldnern in einem stilistisch beeindruckenden Film- der nun auf DVD erschienen ist – gewissermaßen wiederbelebt, das Woher, Warum und Wohin der Akteure in Szene gesetzt.

Raffinierte Ausleuchtung und dezente Computertricks

Der Zeitenmüller hoch oben. Abb.: mm Filmpresse

Der Zeitenmüller hoch oben. Abb.: mm Filmpresse

Bereits Bruguel hatte das biblische Motiv seinerzeit schon modernisiert und auf die politische und religiöse Unterdrückung der protestantischen Niederländer durch die spanisch-katholische Krone umgemünzt.

Damit aus dem Film zum Bild mehr als eine öde Kunstbetrachtung wird und doch Bruegels Bildsprache gerecht zu werden, hat Majewski mehrere Techniken eingesetzt: Mittels moderner Computertechnik kombiniert zwischendurch immer wieder statische Elemente des Originals mit bewegten Szenen, lässt die Figuren gewissermaßen das Bild beleben. Dazu kommt eine ästhetisch anspruchsvolle Ausleuchtung und Farbwahl, die das Faszinosum der Bruegelschen Bilder einfängt.

Geschichten in der Geschichte erzählt – mit Star-Besetzung

Das eigentliche Sujet sind jedoch die vielen individuellen Geschichten, die der Flame einst im Bild einbaute: Im (maskierten) Zentrum steht der Ketzer, der von den Söldnern zur Hinrichtung geführt wird. Darum gruppieren sich die trauernde Mutter (Charlotte Rampling), das junge Paar, das von den Schergen des Königs auseinandergerissen wird, die Musiker mit ihrer seltsamen Tröte, der entsetzte Kunstfreund Nicolas Jonghelinck (Michael York), der das Gemälde einst in Auftrag gab, der Müller, der in seiner Mühle hoch oben auf dem Fels gottgleich und distanziert auf das Geschehen hinunter blickt – und Bruegel selbst (Rutger Hauer), der gleichermaßen mitsamt Familien Teil der Tragödie ist und auch unsichtbarer Beobachter, der dem Gottesmüller per Wink bittet, die Zeit anzuhalten, um sein Bild malen zu können.

Fazit:

Abb.: Neue Visionen

Abb.: Neue Visionen

Majewski hat sein anspruchsvolles Thema kunstvoll und doch cineastisch in Szene gesetzt, wenngleich auch etwas maniristisch-wortkarg: In der ersten halben Stunde des Filmes wird nicht gesprochen und auch danach sind die Sätze sparsam gestreut. Kurz: ein unorthodoxes, visuell faszinierendes Opus nicht nur für Kunstliebhaber, wenngleich manchmal unnötig artifiziell. Heiko Weckbrodt

Die Mühle & das Kreuz“ (Neue Visionen), Kunstfilm, Polen 2010, Regie: Lech Majewski, mit Rutger Hauer u .a., P 12, DVD 16, Bluray 18 Euro
Und hier noch das Original-Gemälde zum Anglotzen:

 

Pieter Bruegel d. Ä.: Die Kreuztragung Christi, Abb.: Wikipedia

 
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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