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Doku „Der zerbrochene Klang“: Zigeuner und Klezmer auf musikalischer Spurensuche

Daheim ein Major, ander Fiedel ein leidenschaftlicher Roma-Musiker: Marin Bunea. Abb.: Ton Maas

Daheim ein Major, an der Fiedel ein leidenschaftlicher Roma-Musiker: Marin Bunea. Abb.: Ton Maas

Vielen wird es wohl schon aufgefallen sein: Klezmer und die Zigeunermusik Südosteuropas ähneln einander – auch wenn die jüdische Spielart etwas feierlicher, durchgeistigter sein mag, die Roma-Weise kecker. Warum das so ist und was man daraus machen kann, wollten 14 Musiker aus Ungarn, Moldawien, den USA, Deutschland und anderen Ländern herausfinden und gingen – gefördert von der EU – auf eine Explorationsreise in das frühere Bessarabien. Was sie dort fanden (oder auch nicht), erzählt der Doku-Film „Der zerbrochene Klang“, der gerade auch für Musik-Laien interessant ist, erklären die Musiker bei ihren Diskussionen ganz en passant die ideellen Hintergründe, die Instrumentenrollen und Themen von Roma- und jüdischen Musikstilen.

Auf ihrer Reise stießen die musischen Erkunder auf Hinweise, dass viele Klezmer und Lautari-Bands früher oft zusammen auftraten, bis der Weltkrieg diese Tradition zerbrach. Und sie entdeckten alte Tonaufnahmen von Klezmer-Gruppen der 1920er und 30er Jahre – leider aber nichts dergleichen von damaligen Zigeuner-Musikern. Um den alten Lautari-Stil wiederzufinden, spielten die Roma bekannte Stücke nach Art ihrer Väter und Großväter, schließlich trieben sie in Rumänien sogar eine Band auf, die die alten Weisen noch spielten.

All dies kombinierten jüdische und Roma-Musiker zu einer ganz eigen Stilform, die sie bei diversen Auftritten dem heutigen Publikum zu Gehör brachten – und viel Beifall ernteten.

Die daraus entstandene Doku bietet nicht nur dem historisch Interessierten Futter, sondern lebt auch von seiner faszinierten Musik, die Roma- und jüdische Weisen fusioniert. Zu sehen ist Streifen ab heute in ausgewählten Programmkinos, unter anderem im „Kino im Dach“ (KiD, 18 Uhr) in Dresden, Schandauer Straße 64. Ein echter Geheimtipp. Heiko Weckbrodt

Der zerbrochene Klang“ (1meter60), Musik-Doku, Regie: Yvonne und Wolfgang Andrä, Deutschland 2011, 122 min., OmU

-> Musikbeispiel hier: erst Klezmer, nach einer Minute wird zur Roma-Band übergeblendet

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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