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Verluste: Solarfirma „Roth“ & Rau“ setzt 15 Prozent der Mitarbeiter vor die Tür

Aufnahmen aus sonnigeren Tagen: Das Hauptquartier der angeschlagegen "Roth & Rau". Abb.: Roth & Rau

Aufnahmen aus sonnigeren Tagen: Das Hauptquartier der angeschlagegen "Roth & Rau" in Hohenstein-Ernstthal. Abb.: Roth & Rau

Hohenstein-Ernstthal/Dresden, 6.2.2012: Wegen anhaltender Verluste wird das sächsische Solarunternehmen „Roth & Rau“ fast jeden sechsten Mitarbeiter vor die Tür setzen. Von den derzeit 1350 Beschäftigten sollen laut einer heute gefassten Aufsichtsrats-Entscheidung über 200 gehen. Außerdem werden 14 der 26 Tochtergesellschaften geschlossen – vor allem in Asien.

Sprecher Mario Schubert. Abb.: Roth & Rau

Sprecher Mario Schubert. Abb.: Roth & Rau

„Der Vorstand bedauert diese Maßnahmen außerordentlich, hält diese aber für unausweichlich, um die Wettbewerbsfähigkeit in einem immer härteren Marktumfeld sicherzustellen“, hieß es heute von Roth & Rau. Der Standort Dresden werde aber von dem neuen Restrukturierungsprogramm nicht betroffen sein, versicherte Roth & Rau“-Sprecher Mario Schubert. In der Landeshauptstadt gehören die AIS Automation (Automatisierungs-Computerprogramme) und die Ortner GmbH (Reinraumlösungen) zur Unternehmensgruppe. „Gerade AIS hat im vergangenen Jahr ein gutes Ergebnis erzielt“, sagte Schubert.

Roth & Rau als Anlagenhersteller für Solarzellenwerke kämpft bereits seit etwa zwei Jahren mit der weltweiten Photovoltaik-Krise. Der Versuch, sich zum Komplettanbieter schlüsselfertiger Solarfabriken zu profilieren, geriet zum Desaster, wegen der internationalen Überkapazitäten stornierten viele „Roth & Rau“-Kunden ihre Aufträge. Inzwischen befindet sich das sächsische Unternehmen mitten in einem Übernahmeprozess durch die Schweizer Meyer-Burger-Gruppe.

Die Sina-Solarbeschichter gelten als technisch top - doch finanziell steht die Firma an der Wand. Abb.: Roth & Rau

Die Sina-Solarbeschichter gelten als technisch top - doch finanziell steht die Firma an der Wand. Abb.: Roth & Rau

Die Krise hat sich derweil fortgesetzt: Im vergangenen Geschäftsjahr brach der Umsatz von „Roth & Rau“ um 27 Prozent auf 208 Millionen Euro ein, teilte die Gesellschaft heute in einer vorläufigen Bilanz mit. Der Verlust erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr von minus 25,8 auf minus 123 Millionen Euro. Unternehmenssprecher Schubert machte dafür vor allem weitere Stornierungen – vor allem von Kunden aus China und anderen asiatischen Ländern – verantwortlich. „Im vergangenen Jahr wurden weltweit Solarmodule mit einer Gesamtleistung um die 25 Gigawatt installiert“, erklärte er. „Die globalen Produktionskapazitäten liegen aber inzwischen schon bei zirka 40 Gigawatt – da hat sich mancher seine Ausbaupläne noch mal überlegt.“

Da „Roth & Rau“ durch seine Verluste mehr und mehr Eigenkapital aufzehrt, hat die künftige Muttergesellschaft „Meyer Burger Technology AG“ den Sachsen nun die eigenen Kreditlinien zur Verfügung gestellt und eine Bürgschaft für einen 50-Millionen-Euro-Kreditrahmen abgegeben.

Im Gegenzug müssen „Roth & Rau“ weiter ihre Kosten drücken: Geschlossen werden vor allem Vertriebstöchter in Ländern wie Indien oder China, in denen die Schweizer bereits vertreten sind. Außerdem werden am Produktionshauptstandort in Hohenstein-Ernstthal 15 Prozent der bisher rund 420 Stellen gestrichen. „Das Unternehmen hat allen Mitarbeitern jetzt ein Abfindungsangebot unterbreitet, das bis zum 29. Februar gilt“, teilte Schubert mit. Wenn dadurch nicht die Zielvorgabe erreicht werde, seien Entlassungen nicht auszuschließen. Von der Solarkrise sind derzeit zahlreiche Unternehmen in Ostdeutschland betroffen. Heiko Weckbrodt

Roth & Rau im Netz

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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