Es ist schon – gelinde formuliert – interessant, zu welchen Mitteln GfK-Konsumforscher und Filmförderanstalt (FFA) greifen, um ihre Argumentearsenal gegen Filmpiraterie aufzumunitionieren: Da werden 15.000 Haushalte in Deutschland so verkabelt, dass damit vollständige Bewegungsprofile im Internet erstellt werden können. Also eben das, wogegen Datenschützer derzeit mit Vehemenz anrennen, wenn dies durch „Facebook“ – ein paar Nummern simpler – getan wird.
Nun könnte man zu Gunsten der GfK argumentieren, dass die Panel-Haushalte ihr Einverständnis zur Überwachungsbox am PC und Notebook gegeben haben und die TV-Reichenweiten-Ermittlung schon seit vielen Jahren so abläuft. Aber: Es ist doch ein Unterschied, ob gespeichert wird, welche dämlichen Reality-Shows man anguckt oder was der Einzelne im Internet tut. Denn das Netz ist längst zu einem zentralen Kommunikationskanal geworden, aus dessen Nutzung sich persönliche Vorlieben, ja gar intime Präferenzen des Surfers ableitbar sind.
Da wird sicher das Gegenargument kommen: Ja, aber wir speichern ja keine Individualdaten. Aber angesichts der Brisanz dieser Überwachung – und sei sie auch vertraglich vereinbart – tut da eine gründliche Kontrolle not. Zudem werden hier offensichtlich auch die Internetgewohnheiten von Kindern überwacht – das Panel erfasst ausdrücklich „Menschen ab 6 Jahre“. Also ich als Sohn oder Tochter wäre alles andere begeistert, wenn Mama und Papa solch eine Big-Brother-Box am Computer zulassen. Und was bitte geht es die GfK oder die FFA an, ob ich mir Schweinkram im Netz anschaue? Ganz abgesehen von der Frage danach, ob den Eltern wirklich die Tragweite ihrer Entscheidung, in dem Panel mitzumachen, wirklich bewusst ist.
Man darf da gespannt sein, wie wohl die Datenschützer auf diese „neuen technischen Messmethoden“, die „viel objektiver als Umfragen“ seien, und für die sich die FFA so feiert, reagieren werden. Heiko Weckbrodt
Kommentar zum Artikel: GfK hört mit: Hälfte aller Deutschen surft auf illegalen Filmseiten und Pornoportalen
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!