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Apokalypse bis zum Abwinken

Die extrem hilfreiche iPhone-App "2012" zählt die Apocalypse herbei und liefert Hotel-Werbung. Abb.: hw

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Internet und Populärkultur sind voll von „Maya-Prophezeiungen“

Apokalyptische Propheten konnten sich in der Menschheitsgeschichte schon immer großer Resonanz gewiss sein. Im Informationszeitalter freilich nimmt dieses Sehertum epidemische Züge an. Und so sind das Internet und die Populärkultur derzeit voll von Portalen, Programmen, Büchern und Filmen, die für den 21. Dezember 2012 den Weltuntergang, die große Weltenwende vorhersagen und sich dabei auf den Maya-Kalender berufen. Die Suchmaschine Google wirft auf die Stichwörter „Maya Apokalypse 2012“ allein über zwei Millionen Treffer aus.

So strickt zum Beispiel die Internetseite www.21dezember2012.org Prophezeiungen der Maya, der Hopi-Indianer, der Zulu, der Bibel und des Nostradamus zu einem schrecklichen Endzeitszenario zusammen: 2012 werde es Meteoriten auf die Erde regnen, atomare Terroranschläge, globale Kriege und Erdbeben machen große Teile des Planeten unbewohnbar. In eine ähnliche Kerbe haute Regisseur Roland Emmerich bereits vor zwei Jahren mit seinem Endzeitstreifen „2012“, in dem er die Erdkruste zerplatzen und die Menschheit in Archen zu ihrer „Wiege“ Afrika zurückkehren lässt.

Andere „Experten“ ziehen mit Blick auf den nahenden Untergang die gute alte Alien-Karte: “Damit tritt unser Planet in seine nächste evolutionäre Phase ein und sichert sich seinen Platz als neues Mitglied der Galaktischen Gemeinschaft“, sagt etwa die Seite www.future-watch.org voraus. Und die „Bild“-Zeitung zitiert den Ufologen Walter-Jörg Langbein als „Fachautor“, der uns auffordert, rechtzeitig in Raumschiffen vor dem Untergang zu fliehen.

 

Andere wie etwa clearharmony.net gehen die vermeintliche Maya-Prophezeiung esoterischer an: Deren Autoren lesen für den 21. Dezember 2012 „das Ende dieser menschlichen Zivilisation“ heraus, meinen aber: „Der letzte Tag bedeutet nicht den Eintritt irgendeines großen Unglücks. Stattdessen beinhaltet es ein vollständig neues kosmisches Bewusstsein und einen spirituellen Übergang zur neuen Zivilisation hin.“ Bei der Gelegenheit muss auch die bereits von Dan Brown und anderen Verschwörungstheoretikern bemühte Ein-Dollar-Note mit dem allsehenden Auge herhalten, mit der die Freimauer und Illuminaten (wer sonst) ja eine „neue Weltordnung“ vorhergesagt hätten.

Mittlerweile hat sich in gewissen Kreisen im Netz die Vorstellung der bevorstehenden Maya-Apokalypse bereits so verfestigt, dass man gerüstet sein will: Auf vielen Seiten zählt der Countdown zum 21. Dezember 2012 sekundengenau herunter und wer noch keinen Apokalypse-Warner auf seiner Homepage hat, kann sich ein entsprechendes Widget bei www.weltuntergang-2012.de herunterladen. Dort darf man sich übrigens noch an einem großen „Apokalypse-Voting“ beteiligen – ob man dabei auch Preise wie eine Seelenrettung gewinnen kann, bleibt leider unklar.

Abb.: Ninja Soft

Abb.: Ninja Soft

Da freilich keiner sicher sein kann, gerade am PC zu sitzen, wenn die Götterdämmerung naht, gibt es mittlerweile auch Apps wie „2012“ für das iPhone: In dem Handy-Programm für unterwegs rotiert ein Maya-Siegel und zählt Sekunde für Sekunde den Weltuntergang herbei – etwas Hotel-Werbung gibt es gratis dazu. Wem das zu fatalistisch ist, kann sich alternativ in Apples Internetladen die App „2012Armageddon“ herunterladen, in der der Spieler den Weltuntergang abwehrt.

Heiko Weckbrodt

Zum Weiterlesen:

Dresdner Maya-Kodex übersetzt: Apokalypse fällt aus

Kommentar „Endzeitstimmung liegt immer im Trend“

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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