Dresden/Sunnyvale, 29.9.2011: Der US-Prozessorkonzern AMD (Sunnyvale) hat heute seine Geschäftserwartungen heruntergeschraubt – und dafür vor allem Globalfoundries (GF) Dresden verantwortlich gemacht: Die Ausbeute des Auftragsfertigers (Foundry) an neuen 32-Nanometer-Chips, aber selbst auch in der älteren 45-nm-Technik liege unter den Erwartungen, kritisierte AMD.
Laut der Mitteilung aus Sunnyvale wird der AMD-Umsatz im dritten Quartal 2011, das am Sonnabend endet, nur um fünf bis sechs Prozent steigen. Erwartet hatte das Unternehmen aber ein acht- bis zwölfprozentiges Wachstum. Die AMD-Aktien rauschten daraufhin im Xetra-Börsenhandel um über 13 Prozent ab.
Der Umsatz liege wegen Produktionsproblemen bei GF Dresden unter den Erwartungen, hieß es von AMD. So habe Dresden zu wenig „Llano“-Prozessoren für Notebooks und Billig-PCs geliefert, auch die neuen „Interlago“-Chips für Proficomputer haben sich verspätet. Man arbeite mit dem Partner GF eng zusammen, um die Ausbeuteprobleme zu lösen.
AMD sprach mit seiner GF-Kritik jetzt offen aus, was gerüchteweise bereits durchgesickert war. Es gibt auch Vermutungen, dass die frühere Dresdner GF-Chefin Elke Eckstein eben wegen der geringen Ausbeute in der 32-nm-Linie ihren Posten verloren habe.
„Wir arbeiten sehr hart an der Ausbeute und erste Verbesserungen sind schon sichtbar“, kommentierte die Dresdner GF-Sprecherin Karin Raths die AMD-Kritik. „Uns ist klar, dass wir noch besser werden müssen. Aber es handelt sich hier eben um eine neue und sehr komplexe Technologie, an der noch keine andere Foundry arbeitet.“ Denn GF Dresden verkleinert derzeit nicht nur die Chipstrukturen von 45 auf 32 nm, sondern führt dabei auch neue Materialien wie die „High-K Gate Metal“-Werkstoffe ein, die die Schaltgeschwindigkeit der Prozessoren erhöhen soll, den Produktionsprozess allerdings auch komplexer macht. Intel beherrscht diese Technologie bereits, aber neben GF kein anderer Auftragsfertiger.
Für GF Dresden ist die Kritik der ehemaligen Mutter AMD zweifach misslich: Zum einen galten die Dresdner Werke früher, als sie noch in AMD-Regie betrieben wurden, als weltweit vorbildlich, die mahnenden öffentlichen Worte aus Sunnyvale sind da nicht gut für den Ruf. Zum anderen hatten AMD und GF vereinbart, dass der Auftragsfertiger künftig nicht mehr nach Festpreisen bezahlt wird, sondern erfolgsabhängig je nach Ausbeute. Diese Prämien könnten jetzt futsch sein.
Inzwischen hat GF Dresden rund 200 weitere Ingenieure und Techniker eingestellt, weitere 200 sollen bis zum Jahresende folgen. Mittlerweile ist etwa jeder dritte Mitarbeiter im Dresdner Chipwerk ein Ingenieur (1100 von derzeit 3200 Mitarbeitern). Außerdem ist laut Raths jetzt auch die Werkerweiterung, der sogenannte „Annex“ fertig, der teilweise bereits zur Produktion beitrage. GF baut sein Dresdner Werk seit diesem Jahr für rund zwei Milliarden Euro aus, um es zur größten und modernsten Chipfabrik in Europa zu machen.
Heiko Weckbrodt
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