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„Im Westen gibt’s sowas nicht“

Johannes Gregor Zwinge zeigt einen der Bildsensoren, die bei MPD gefertigt werden. Abb.: hw

Johannes Gregor Zwinge zeigt einen der Bildsensoren, die bei MPD gefertigt werden. Abb.: hw

MPD baut Sensoren für Autozulieferer wie Kamera-Produzenten – und fühlt sich gut aufgehoben im sächsischen Hightech-Netzwerk

15 Jahre ist es nun her, da gründete das ZMD seine Chipmontage aus – mit zehn Leuten damals. Heute hat die „Microelectronic Packaging Dresden“ (MPD) 162 Mitarbeiter und gehört zu den angesagtesten Sensor-„Foundries“ in Europa. „Was wir hier anfertigen, ist in Fahrzeugen nahezu jeder europäischen Automobilmarke eingebaut“, sagt Johannes Gregor Zwinge und ist sichtlich stolz darauf.

Blick in den Reinraum von MPD. Abb.: hw

Blick in den Reinraum von MPD. Abb.: hw

Und dafür hat der 46-jährige MPD-Chef auch allen Grund. Denn das Unternehmen ist längst über bloße Chip-Endmontage hinausgewachsen. Für die einstige Mutter ZMD – heute gehört die MPD der Berliner Gruppe „First Sensor“ – zersägt das Unternehmen zwar immer noch Wafer. Doch die eigentliche Spezialität der Dresdner liegt in der Auftragsfertigung von elektronischen „Augen“ und „Ohren“. Dazu gehören Bildsensoren für Profifotoapparate, Drehmoment-Erfasser für die Servolenkung im „Golf“, Bildzeilen, die später die Produktion in großen Flachbildschirm-Fabriken überwachsen oder auch Röntgenauswerter in der Medizintechnik. Und dies sehr flexibel: Die Losgrößen schwanken zwischen einer Einzelanfertigen und Millionen-Stückzahlen

Zwinge: „Wie wir hauchdünne Bonddrähte mit Glas überziehen, das macht uns so schnell keiner nach.“

Sicher, mit den großen Backend-Foundries in Asien könne man quantitativ dennoch nicht konkurrieren, weiß der MPD-Chef. Aber das Alleinstellungsmerkmal der Firma sei nicht Masse oder Billigpreis, sondern Spezialisierung. „Wir verkaufen unsere Leistung über Qualität und Know-How in der Sensorik“, betont Zwinge. „Um nur ein Beispiel zu nennen: Wie wir hauchdünne Bonddrähte mit Glas überziehen, das macht uns so schnell keiner nach.“

Das erfordert besondere Kenntnisse in den Materialwissenschaften. Denn es ist durchaus eine Kunst für sich, Sensoren so zu verkapseln, dass die künstlichen „Augen“ den vollen Durchblick behalten, unter den widrigen Umweltbedingungen zum Beispiel in der Nähe eines heißen Automotors trotzdem zuverlässig funktionieren. „Da muss man wissen, welche Materialien gehen und welche nicht“, sagt der studierte Physiker Zwinge, der sich dafür auch eine eigene Entwicklungsabteilung leistet.

3,5 Millionen Euro Investitionen geplant

In diesem und im kommenden Jahr will er nochmal 3,5 Millionen Euro investieren, um den Anlagenpark in seinen Reinräumen auszubauen, denn die Kundennachfrage steigt. „Die Krise 2008 und 2009 hat uns ganz schön gebeutelt“, räumt Zwinge ein – der Umsatz sank von 18 Millionen auf 14,3 Millionen Euro im Jahr 2009. Erst 2010 war das Vorkrisenniveau wieder erreicht. „Aber jetzt haben sich auch unsere Stammkunden erholt und ordern mehr, außerdem sorgen neue Projekte für Wachstum.“ Für 2011 rechnet Zwinge daher mit 20 bis 22 Millionen Euro Umsatz, das wäre ein Plus um ein Fünftel. Das Personal hat er wegen der guten Auftragslage bereits aufgestockt, von 130 Mitarbeitern zu Jahresbeginn auf derzeit 162. In etwa zwei Jahren will die MPD die 30-Millionen-Umsatzmarke knacken und auf bis zu 200 Mitarbeiter kommen.

Dass er selbst vor drei Jahren vom sicheren Hafen „Bosch“ nach Dresden zur viel kleineren MPD wechselte, hat Zwinge jedenfalls bisher nicht bereut – und das nicht nur, weil man als Chef eines Unternehmens ganz andere Gestaltungsspielräume hat. „Ich denke besonders an das Netzwerk ,Silicon Saxony’“, sagt er. „Wo ich herkomme, im Westen, da habe ich so etwas nirgends gesehen wie hier, dass die Hightech-Unternehmen fachlich und wirtschaftlich so an einem Strang ziehen. Das ist ein echter Wettbewerbsvorteil für den Standort Dresden.“ Heiko Weckbrodt

www.mpd.de

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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