Alle Artikel mit dem Schlagwort: Zensur

Vietnam hat die Internetzensur verschärft. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Kritik an EU-„Medienfreiheitsgesetz“: Aus Regulierung entsteht keine Freiheit

Verbände BDZV und MVFP warnen vor Angriff auf Pressefreiheit durch EU-Kommission Berlin/Brüssel, 16. Dezember 2023. Als Schritt hin zu Zensur und weniger Pressefreiheit haben Medienverbände den nun vorgelegten Trilog-Entwurf für ein sogenannte „Medienfreiheitsgesetz“ der EU kritisiert. „Aus Medienregulierung ist noch nie mehr Medienfreiheit entstanden“, warnten der „Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger“ (BDZV) und der „Medienverband der freien Presse“ (MVFP) in Berlin.

Vietnam hat die Internetzensur verschärft. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Vietnam verschärft Internet-Zensur

Nach anti-chinesischen Protesten hat Regierung in Hanoi die Kontrolle wohl zurückgewonnen Hanoi/Saigon, 17. Juni 2018. Nach den wütenden Protesten der vergangenen Tage gegen Sonderwirtschaftszonen und chinesischen Einfluss hat die vietnamesische Regierung anscheinend die Kontrolle wiedererlangt. Sie hat dafür dem Vernehmen nach einerseits die Armee eingesetzt und die Internetzensur verschärft, sich anderseits auch um eine gewisse Deeskalation bemüht. Diese Informationen konnten allerdings nur teilweise überprüft werden.

"Delete" oder "Ignore" - unter großem Zeit- und Erfolgsdruck müssen die Auftrags-Zensoren alias "Content Moderatoren" entscheiden, welches Bild, welches Video rund um den Globus gelöscht wird. Abb.: Gebrüder Beetz Filmproduktion

Doku „The Cleaners“: Die geheimen Zensoren des Internets

Reportage berichtet, wie Facebook & Co. ihre Zensur in die Dritte Welt ausgelagert haben „Eine Zensur findet nicht statt“, versichert das deutsche Grundgesetz in Paragraph 5. Mit der Wirklichkeit hat dieser fromme Wunsch im Internet-Zeitalter nicht viel zu tun: Längst beschäftigt sich eine ganze Schattenwirtschaft mit Tausenden Zensoren – euphemistisch „Content Moderatoren“ genannt – im Auftrag der sogenannten „sozialen“ Netzwerke damit, ununterbrochen „anstößige“ Bilder, Videos und andere Botschaften aus den Posting-Strömen auf Facebook, Youtube, Twitter & Co. zu löschen. Und als anstößig kann vieles gelten: Terror-Videos und Kinder-Pornos genauso wie unliebsame politische Meinungsäußerungen. Die Regisseure Hans Block und Moritz Riesewieck haben eine dieser Auftrags-Zensurfirmen auf den Philippinen ausfindig gemacht und einige Mitarbeiter teils anonym befragen können. Auf dieser Basis entstand ihre brisante und auch visuell eindrucksvolle Dokumentation „The Cleaners“, die nun in den deutschen Kinos angelaufen ist.

Die Neuronen-Netze im Gehirn geben der Wissenschaft immer noch unzählige Rätsel auf: Von einem Gesamtverständnis der komplexen Prozesse im menschlichen Gehirn sind die Forscher noch weit entfernt. Abb.: DARPA

Digitalwirtschaft gegen KI-Zensurfilter im Internet

Offener Brief von Wikipedia, Bitkom & Co. an Regierung Berlin/Brüssel, 28- Februar 2018. Gegen die von der EU-Kommission geplanten automatischen Sende-Zensurfilter im Internet hat sich ein breites Bündnis aus Verbänden der Digitalwirtschaft ausgesprochen. Die europäische Upload-Filter-Regelung fördere eine Zensur der Meinungsfreiheit durch Maschinen und sei für kleinere Plattform-Betreiber eine zu teure Lösung, sind sich der Wikipedia-Verein „Wikimedia“, der Bitkom, Bundesverband IT-Mittelstand, der Chaos Computer Club und weitere Organisationen.

Im Mai 2016 entfesselt ein neues "Doom" wieder die Kreaturen der Hölle. Abb.: ZeniMax

Doom kommt unzensiert

Frankfurt/Main, 24. Februar 2016. Der 3D-Shooter „Doom“ wird auch in Deutschland in einer unzensierten, ungeschnittenen Version am 13. Mai 2016 veröffentlicht. Das kündigten das Spieleunternehmen Bethesda und Zenimax heute an. Das Spiel habe von der USK (Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle) ein „USK 18“-Alterskennzeichen bekommen („Keine Jugendfreigabe gemäß § 14 JuSchG.“). Wenn die bundesprüfstelle nicht noch dazwischenfunkt, kann das Spiel damit unzensiert erscheinen. Das ist alles andere als selbstverständlich: Die Egoshooter der „Doom“- und der verwandten „Wolfenstein“-Reihe landeten seit den 1990ern in Deutschland wiederholt auf dem Index.

Der provokative Habitus und der anarchistische Gestus der Punker (hier eine spätere, undatiertre Aufnahme einer Punkerin) galt vielen Stasi-Offizieren als einzige Provokation. Foto: Gegenalles, Jay Neill, Wikipedia, CC2-Lizenz

Dekadenter Abfall

Die Stasi wollte den Punk in der DDR zersetzen – und scheiterte letztlich Dresden, 18. Februar 2016. „Auf der Wiese steht die Kuh“, grölt die Punker-Stimme von der Orwo-Kassette. Immer und immer wieder. „Auf der Wiese steht die Kuh.“ Ein anderer Punk-Musikus schreit sich in tiefstem Sächsisch Frust und Lust über „Scheiße, Dreck und Schmutz“ und „totes stumpfes Menschenmeer“ in Leipzig heraus. Nein, so einen „dekadent-feindlichen“ „Abfall“ (so die Einstufungen in den MfS-Akten) wollten die Stasi-Offiziere nicht hören und schon gar nicht der ostdeutschen Jugend zumuten: Wo immer sich in den 1980er Jahren in der DDR Punk-Bands gründeten und gegen Nazis, Staatsmacht und Umweltzerstörung und für die Anarchie sangen, setzte der ostdeutsche Geheimdienst alle Hebel in Bewegung, um diese Unmusik auszumerzen und die Gruppen zu „zersetzen“.

Abb.: Amazon (bearbeitet: hw)

Internet-Buchläden deaktivieren Hunderte eBook-Titel auf eReadern in Deutschland

Zu versaut: Senatsausschuss dringt auf „Bereinigung“ anstößiger Passagen Berlin, 1. April 2014: Nicht schlecht gestaunt haben heute Tausende eBuch-Leser in Deutschland, als sie auf ihren eReadern und iPads weiterschmökern wollten: In den virtuellen Regalen der Nutzer waren teils Dutzende Buchtitel grau hinterlegt und nicht mehr zu öffnen. Insgesamt haben die vor allem in den USA ansässigen eBuch-Portale laut Schätzungen des deutschen Hightech-Verbandes „Bizkom“ und des Con-Computer-Clubs (CCC) über Nacht anscheinend mehrere Tausend eBuch-Titel zurückgerufen, teils auch von den Lesegeräten der Nutzer per Ferndiagnose gelöscht. Grund: Auf Anweisung des US-Senatsausschusses für unamerikanische Literatur müssen nun sämtliche Bücher zunächst auf anstößige erotische Passagen und unflätige Ausdrucksweise durchforstet und bereinigt werden, bis sie wieder freigegeben werden können.

Ritter oder Cowboy? Der entmenschlichte Polizist Murphy räumt als "Robocop" auf. Foto: Fox

„Robocop“ stapft wieder ungeschnitten durch Detroit

Zensurfreies Original veröffentlicht Pünktlich zum Kinostart des „Robocop“-Remakes hat Fox das Original von Paul Verhoeven neu auf Bluray veröffentlicht – und zwar ungeschnitten und neu abgetastet. Auf Antrag des Filmverleihs hatte die Bundesprüfstelle den umstrittenen Science-Fiction-Streifen zuvor vom Index genommen. „Ich liebe Gewalt in Filmen“, bekennt der holländische Star-Regisseur („Fleisch und Blut“, „Starship Troopers“) in den Bonus-Dokus der neuen Videoscheibe – und das sieht man dem „Directors Cut“ auch an.

„Robocop“ vom Index gestrichen

Fox kündigt ungeschnittene Bluray für Ende Januar an Frankfurt am Main, 10. Januar 2013: Die „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien“ hat die ungeschnittene Version von Paul Verhoevens dystopischen Klassiker „Robocop“ 27 Jahre nach dessen Produktion vom Index gestrichen. Das teilte die deutsche Video-Niederlassung des Filmstudio „Twentieth Century Fox“, die diesen Schritt beantragt hatte, heute mit. Fox kündigte an, am 31. Januar einen „Directors Cut“ von Robocop auf einer Bluray mit FSK-18-Freigabe zu veröffentlichen. Die neue Ausgabe soll in 4k-Bildqualität und mit neuem Bonusmaterial erscheinen.

Bitkom zur US-Internetpolitik: Netzsperren sind unangemessen

Berlin/Washington, 18.1.2012: Der deutsche Hightech-Verband „Bitkom“ hat sich gegen die Internetpolitik der USA gewandt: Die geplanten Netzsperren seien „unangemessen und überzogen“, erklärte Bitkom-Präsident Dieter Kempf mit Blick auf die heutige Protestaktion der „Wikipedia“ und die jüngst unterbrochenen Beratungen über restriktivere Netzgesetze im US-Repräsentantenhaus.

Protest: Englische Wikipedia schaltet morgen ab, deutsche Wiki mit Anti-Zensur-Banner

Berlin, 17.1.2012: Aus Protest gegen die geplanten US-Gesetze Stop Online Piracy Act und PROTECT IP Act wird die englischsprachige Ausgabe des freien Internetlexikons „Wikipedia“ morgen für 24 Stunden abgeschaltet. Die deutsche Wikipedia soll zwar nicht vom Netz gehen, wird aber mit Protestbannern auf die Aktion hinweisen, um damit gegen Internet-Zensur zu demonstrieren. Das teilte der Verein „Wikimedia Deutschland“ mit.

USK-Kriterien veröffentlicht: Schleichen okay, zivile Opfer tabu

Mehrstufiges Prüfsystem in Deutschland Berlin, 5.8.2011: Warum wird das eine Videospiel de facto verboten, das andere für Jugendliche freigegeben? In Deutschland gibt es für die Alterseinstufung und Zensur von Spielen ein mehrstufiges – und seit jeher umstrittenes – System: Alle Titel werden von der „Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle“ (USK) in Berlin begutachtet. Dabei handelt es sich um ein (als eher liberal geltendes) Gremium, in dem Vertreter der Jugendbehörden, Jugendhelfer, Journalisten, Politiker und der Software-Branche sitzen. Lehnt die USK eine Alterseinstufung wegen schwerer Bedenken ab oder wird dies von einem Jugendamt gefordert, schaltet sich die  Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM) ein, die ein Spiel als jugendgefährdend einstufen kann und damit den öffentlichen Verkauf de fato unterbindet. In Ausnahmefällen wird auch die Staatsanwaltschaft tätig, wenn ein Spiel zum Beispiel so drastische Szenen enthält, dass eine Gesetzesüberschreitung vermutet wird. Leitkriteren nun im Internet abrufbar All diese Zensur- und Einstufungsverfahren sind auch deshalb immer wieder angegriffen worden (von liberaler wie konservativer Seite), da die Gutachtergremien in der Regel geheim tagen und die Kriterien kaum in der Öffentlichkeit erklärt werden. Dieses Problem ist …