Alle Artikel mit dem Schlagwort: Stasi

Constantin Gillies: Altsystem. Abb.: C. Gillies/Eigenverlag, Umschlag: Sebastian Bach und Eike Kreibohm

Verschwörungskrimi „Altsystem“: Schnitzeljagd beginnt mit Robotron-Diskette

Neuer Roman von Constantin Gillies schickt Schröder und Harriet ins Kreuzfeuer von Stasi und CIA Alt-Nerd Schröder und die IT-Forensikerin Harriet ermitteln wieder: Im neuen Krimi „Altsystem“ schickt Autor Constantin Gilies das ungleiche Paar mitten ins Kreuzfeuer zwischen Ex-Stasi-Offizieren und CIA-Agenten, löst beinahe einen Atomkrieg aus und bringt eine schicke Borg-Drohne in Lebensgefahr.

„Versagtes Vertrauen: Wie die Stasi und ihre Komplizen DDR-Wissenschaftler kalt ausgebootet haben

Neues Werk von Reinhard Buthmann skizziert an vielen Beispielen, wie sehr der ostdeutsche Geheimdienst „bürgerlichen“ Forschern misstraute Wie die Staatssicherheit einst „bürgerliche“ Wissenschaftler argwöhnisch beobachtete, oft auch drangsalierte oder gar kalt stellte, hat der Zeithistoriker und ehemalige Kosmosforscher Reinhard Buthmann recherchiert und in seinem Buch „Versagtes Vertrauen. Wissenschaftler der DDR im Visier der Staatssicherheit“ dargestellt. Auf knapp 1200 Seiten spannt er in diesem – im wahrsten Sinne des Wortes – gewichtigen Werk einen weiten Bogen. Der beginnt mit „Wissenschaft von der Tradition zur Moderne“ (Kapitel 3) und erstreckt sich über die Erwartungen und Anmutungen der Staatspartei SED hinweg bis zu der wachsenden Rolle des Geheimdienstes. Letztere analysiert der Autor akribisch am Beispiel der Hochtechnologien Mikroelektronik, Raumforschung, Kerntechnik und Flugzeugbau (Kapitel 4).

Der Politikwissenschaftler Henry Krause ist seit Sommer 2020 Vorsitzender im Trägerverein der Gedenkstätte in der ehemaligen MfS-Bezirksverwaltung Dresden. Foto: Pawel Sosnowski für den Trägerverein

Neue Spitze für Gedenkstätte in Ex-Stasi-Zentrale Dresden

Der Politologe Krause folgt auf Ex-OB Wagner Dresden, 14. Juli 2020. Der Politologe Henry Krause ist neuer Vorsitzender im Trägerverein der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden. Das hat der Verein „Erkenntnis durch Erinnerung“ mitgeteilt. Krause löst den ehemaligen Dresdner Oberbürgermeister Herbert Wagner ab, der nicht mehr kandidieren wollte.

Das rekonstruierte Dienstzimmer von Stasi-General Horst Böhm in der Gedenkstätte Bautzner Straße in Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Rollenspiele in der Zonenstadt Raststatt

Trägerverein will die Gedenkstätte Bautzner Straße modernisieren und vom allzu engen Themenkreis „Stasi“ lösen Dresden, 2. Oktober 2018. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis auch der letzte Ostdeutsche die Nase gestrichen voll hat von der eigenen Vergangenheit, das Kürzel „DDR“ nicht mehr hören kann? Bis jeder Schüler nur noch die Augen verdreht, wenn der Lehrer verkündet: „Und heute gehen wir in den Stasi-Knast“? Herbert Wagner und Uljana Sieber von der „Gedenkstätte Bautzner Straße“ sehen diesen Tag schon kommen. Nachdem sie zuletzt ihre Energie darauf konzentriert hatten, die ehemalige Stasi-Bezirksverwaltung als Museum umzubauen und zu sanieren, steht daher nun eine inhaltliche Modernisierung auf ihrer Agenda.

Der Dresdner Stasi-General Horst Böhm bei einer Schul-Weihung. Repro: Heiko Weckbrodt

Sachsen will Stasiarchiv-Außenstellen erhalten

Freistaat plant Bundesratsinitiative Dresden, 29. November 2016. Die sächsische Regierung hat eine Bundesratsinitiative angekündigt, die darauf zielt, die sächsischen Standorte der Stasi-Unterlagen-Behörde (BStU) langfristig zu erhalten. Die Außenstellen seien wichtig, damit ehemalige DDR-Bürger weiter wohnortnah ihre Stasi-Akten einsehen können. Außerdem verweisen die Sachsen darauf, welche wichtige Bildungarbeit für die Spätergeborenen die Außenstellen leisten.

Ein Barkss - mutmaßlich ein Gefangenentransporter - bei der Einfahrt in die Bezirksverwaltung Dresden des MfS. Das Bild wurde für Stasi-Schulungszwecke gestellt. Abb. aus: Heiko Neumann: Und die hatten dann irgendwie meinen Willen gebrochen

Stasi-U-Haft Dresden: Suizidversuch mit dem Plaste-Messer

Historiker beleuchtet in Buch den Gefängnis-Alltag an der Bautzner Straße Ein bedrückendes Kapitel Dresdner Diktatur-Geschichte hat der Historiker Heiko Neumann als Master-Abschlussarbeit an der TU Dresden aufgearbeitet: Anhand bisher unveröffentlichter Interviews mit Häftlingen, aber auch mit Hilfe von Stasi-Akten hat er das Haftregime und die Vernehmungspraxis in der Dresdner Untersuchungs-Haftanstalt der Stasi untersucht. Unter dem Titel „Und die hatten dann irgendwie meinen Willen gebrochen“ hat er die Ergebnisse nun als Publikation der „Gedenkstätte Bautzner Straße“ veröffentlicht.

Klaus Sörgel scannt den Äther ab. Foto: Heiko Weckbrodt

„This is DL2DVL calling“

Seit 60 Jahren senden und horchen die Amateurfunker der TU Dresden in alle Welt Dresden, 9. August 2016. Sie haben Nothilfe für gestrandete Wüstenexpeditionen herangefunkt, sich mit Partei-Funktionären jahrelang ein Katz-und-Maus-Spiel geliefert und in den 1990ern geholfen, die inzwischen so renommierte Hochfrequenz-Forschung an der Uni wieder aufzubauen: Seit 60 Jahren vernetzen sich die Amateur-Funker der TU Dresden mit der Welt. Was mit sieben Studenten im März 1956 begann, ist heute mit 90 Mitgliedern der größte Amateurfunk-Klub in Sachsen. Smartphones und Internet machen den Funkern allerdings den studentischen Nachwuchs abspenstig.

Der provokative Habitus und der anarchistische Gestus der Punker (hier eine spätere, undatiertre Aufnahme einer Punkerin) galt vielen Stasi-Offizieren als einzige Provokation. Foto: Gegenalles, Jay Neill, Wikipedia, CC2-Lizenz

Dekadenter Abfall

Die Stasi wollte den Punk in der DDR zersetzen – und scheiterte letztlich Dresden, 18. Februar 2016. „Auf der Wiese steht die Kuh“, grölt die Punker-Stimme von der Orwo-Kassette. Immer und immer wieder. „Auf der Wiese steht die Kuh.“ Ein anderer Punk-Musikus schreit sich in tiefstem Sächsisch Frust und Lust über „Scheiße, Dreck und Schmutz“ und „totes stumpfes Menschenmeer“ in Leipzig heraus. Nein, so einen „dekadent-feindlichen“ „Abfall“ (so die Einstufungen in den MfS-Akten) wollten die Stasi-Offiziere nicht hören und schon gar nicht der ostdeutschen Jugend zumuten: Wo immer sich in den 1980er Jahren in der DDR Punk-Bands gründeten und gegen Nazis, Staatsmacht und Umweltzerstörung und für die Anarchie sangen, setzte der ostdeutsche Geheimdienst alle Hebel in Bewegung, um diese Unmusik auszumerzen und die Gruppen zu „zersetzen“.

Justin Wolfram (links) als Stasi-Offizier Wolf und Mike Imre als verhafteter Bergmann im Kammerspiel "Das Verhör", das gestern Abend im Stasi-Hafthaus an der Bautzner Straße in Dresden premiere hatte. Foto (bearbeitet): Heiko Weckbrodt

Staatsfeind oder Stasi-Mann

Projekt „Angeeckt“: Dresdner Schüler verarbeiten ihre zeitgeschichtlichen Recherchen zu Kammerspiel, Film, Hörbüchern und Zeichnungen Dresden, 18. Dezember 2015. In einem Theaterstück, einem Kurzfilm, Zeichnungen und Zeitzeugen-Interviews haben über 40 junge Dresdner ihre zeitgeschichtlichen Recherchen in der ehemaligen Stasi-Bezirkszentrale verarbeitet. Die Ergebnisse ihres dreimonatigen Projektes „Angeeckt“ haben die 13- bis 18-Jährigen gestern Abend in der Gedenkstätte an der Bautzner Straße in Dresden präsentiert…

Seit Jahrzehnten ohne Publikumsverkehr: der Dresdner Fernsehtum. Foto: Förderverein Fernsehturm

DDR-Terroristen wollten West-Fernsehen erzwingen

Gruppe „Volkszorn“ drohte im Sommer 84, Fernsehturm Dresden zu sprengen Dresden, 27. Juli 2015. Wenn es um Westfernsehen ging, kannten manche Dresdner zu DDR-Zeiten kein Halten mehr: Die Bastler unter ihnen konstruierten aufwendige Antennenanlagen, um doch ein Fünkchen ARD, ZDF & Co. auf die Mattscheibe zu zaubern, auf der im Dresdner Elbtal sonst nur DDR-Sender und im besten Falle tschechisches TV oder der Fernsehsender der sowjetischen Besatzungstruppen zu sehen waren. Andere waren da radikaler: Die selbsternannte Gruppe „Volkszorn“ drohte im Juli 1984 in anonymen Briefen mit drastischem Terror, wenn die Staatsmacht nicht endlich für Westfernseh-Empfang sorge: Sie kündigten an, den Fernsehturm in Dresden-Wachwitz zu sprengen, außerdem den UKW-Sender in Löbau, die Dresdner Intershops, das Lenin-Denkmal auf der Prager Straße und/oder das Luxushotel „Bellevue“.

Gegen den "aggressiven BRD-Imperalismus" richtete sich dieses Propaganda-Poster aus dem MfS-Tafelwerk. Repro: BStU

„Im Kampfe geboren!“

Sonderschau in Dresden zeigt Stasi-Propaganda Dresden, 30. April 2015. „Im Kampfe geboren! Der Partei treu ergeben! … Kompromißlos gegen den Feind!“ Was sich in diesen markigen Ausrufen spiegelt, gehörte zum ureigensten Selbstverständnis der Stasi in der DDR, die sich in einer Traditionslinie-Linie mit dem Geheimdienst der Bolschewisten, der Tscheka, verstand. Eine Auswahl dieser „Corporate Identity“ der Stasi, wie man heute neudeutsch vielleicht sagen würde, zeigt ab heute eine neue Sonderschau in der Stasi-Unterlagenbehörde in Dresden: Die Ausstellung „Stasi-Propaganda-Plakate – Eine Selbstinszenierung“ in der Dresdner Außenstelle des Bundesbeauftragten für Stasi-Unterlagen (BStU) zeigt eine Auswahl propagandistischer Poster, die das Ministerium für Staatssicherheit vor dem Zusammenbruch der DDR in Traditionskabinetten nur den eigenen Leuten oder hochrangigen Parteifunktionären vorführte.

Das ehemalige Dienstzimmer von General Böhm wurde komplett entkernt und das Hellerau-Interieur in die Gedenkstätte verlagert. Foto: Peter Weckbrodt

Stasi-Zentrale Dresden mutiert zur Wohnanlage

Schwaben bauen MfS-Komplex an Bautzner Straße um Dresden, 19. März 2015: Wo bis zum Herbst 1989 Stasioffiziere über noch erfolgreichere Lauschangriffe grübelten, wo sie sich in der noch vorhandenen Turnhalle für den Kampf mit Sinnesgenossen des Klassenfeindes fit machten, dort wird schon bald stinknormales gutbürgerliches Leben Einzug halten: Die Böblinger Ventar Immobilien AG baut große Teile der ehemaligen Stasi-Bezirksverwaltung an der Bautzner Straße in Dresden in einen Wohnungskomplex mit einem Aufwand von 18 Millionen Euro um.

Der Bahnsteig A des Bahnhofs Friedrichstraße war ab dem Mauerbau für DDR-Bürger tabu. Foto: Lisa Lorenz, Michaela Caspar, aus: "Bahnhof der Tränen", Repro: hw

„Bahnhof der Tränen“: kafkaeskes Labyrinth im Herzen Berlins

Der Historiker Philipp Springer hat das Grenzregime und Leid am Bahnhof Friedrichstraße in einem reich illustrierten Sachbuch aufgearbeitet Er war fast drei Jahrzehnte lang der bizarrste, der traurigste Bahnhof Europas: Zwischen Mauerbau 1961 und Mauerfall 1989 ließen Reichsbahn, Stasi und Grenztruppen den S-und Fernbahnhof Friedrichstraße immer und immer wieder um, verwandelten ihn absichtlich in ein kafkaeskes Labyrinth, das kurze Verkehrswege nicht etwa fördern, sondern behindern sollte. Der Historiker Dr. Philipp Springer hat die verwundene Geschichte dieses Grenzbahnhofs an der Nahtstelle zwischen Ost und West recherchiert und in dem reich bebilderten und bemerkenswerten Band „Bahnhof der Tränen“ veröffentlicht.

Am Ende flog Doppelagent Felten auf, er landete im Spezialtrakt des Bautzner Knasts - hier die Schleusentür zum Isolationstrakt von Bautzen II. Foto: Gedenkstätte Bautzen

„Doppelagent im Kalten Krieg“: Welch fatale Selbstüberschätzung

Der Westdeutsche Peter Felten arbeitete für zwei Geheimdienste, landete im Knast in Bautzen – und schrieb nun ein Buch darüber Fünf Jahre lang arbeitete der westdeutsche Journalist Peter Felten als Doppelagent für den bundesdeutschen Verfassungsschutz und den Geheimdienst des ostdeutschen Militärs. 1979 wurde er durch Spione des DDR-Auslandsgeheimdienstes enttarnt, in Ostberlin verhaftet und zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt – kam allerdings nach anderthalb Jahren im Zuge eines Agentenaustauschs aus dem Knast in Bautzen wieder frei. Über 30 Jahre danach hat er seine Erlebnisse als Spion und Gefangener in einem Buch „Doppelagent im Kalten Krieg“ niedergeschrieben.

Semperoper Dresden heute. Foto: Heiko Weckbrodt

Stasi-Aktion „Semperoper“: Am Mittwoch wird gezündet!

Vor 30 Jahren weihte Honecker die wiederaufgebaute Semperoper in Dresden ein – und im Vorfeld kam der Geheimdienst schwer ins Rotieren Dresden, 13. Februar 1985. Abgeschirmt von Tausenden Stasi-Leuten, Polizisten und Paramilitärs weihte der Staatsratsvorsitzende und SED-Parteichef Erich Honecker vor 30 Jahren, am 13. Februar 1985, die damals gerade neuerbaute Semperoper in Dresden ein. Rund 265 Millionen Mark hatte sich die DDR den Wiederaufbau der kriegszerstörten Oper kosten lassen und nun wollte sich Honecker in diesem Aufbauerfolg vor den ausländischen Gästen sonnen – ungestört von Misstönen durch Ausreisewillige, unzufriedene DDR-Bürger oder Systemkritiker. Auch das Datum für die Wiedereröffnung war mit Bedacht gewählt. Genau 40 Jahre zuvor war das prachtvolle Opernhaus während des alliierten Luftangriffs auf Dresden zerstört worden. Durch „angloamerikanische Terror-Bomber“, wie man damals zumindest SED-intern als Seitenhieb auf den „Klassenfeind“ noch gern formulierte.