Alle Artikel mit dem Schlagwort: Sci-Fi

Soldatin Hannah Wagner (Julia Franz Richter) hat keine Lust mehr zu dienen: Die Konzerbosse treiben ein falsches Spiel, machen die Erde unbewohnbar und wollen dann als Einzige gerettet werden. Szenenfoto (Plaion) aus: "Rubikon"

„Rubikon“: Konzernokraten verkorksen den Planeten

Moralschweres Weltraumkammerspiel aus Österreich über (Selbst-)Bestrafung für den ökologischen Weltuntergang Dass nichts Gutes herauskommt, wenn Konzerne die Welt regieren, wissen wir bereits aus der kanadischen Sci-Fi-Serie „Continuum“: Unterdrückung, Ungerechtigkeit, das volle Programm eben. Die österreichische Weltraum-Kammerspiel „Rubikon“ spinnt diesen dystopischen Gedanken weiter: Hier führt die Konzernokratie die Erde bewusst in die globale ökologische Katastrophe, der nur ein paar Hundert Firmenchefs und ihre Familie in Schutzbunkern entgehen. Erschienen ist der Weltuntergangs-Film aus unserem Nachbarland dieser Tage fürs deutsche Heimkino.

Das Luxus-Raumschiff "Aniara" startet von der Erde gen Mars. Szenenfoto: Magnolia Pict.

Science-Fiction-DVD „Aniara“: Reise ins Nichts

Schweden haben das dystopische Versepos ihre Nobelpreisträgers Martinson über ein völlig aus der Bahn geratenes Luxus-Raumschiff verfilmt Ein kleines Stück Weltraumschrott verändert das Leben Tausender Menschen: Aufgebrochen waren sie für einen kurzen Trip zum Mars, doch dann wird daraus eine Reise in die Unendlichkeit. Was macht die Gewissheit, die Familie daheim niemals wiederzusehen, nie wieder durch einen Wald zu gehen oder den Wind auf der Haut zu spüren, aus den Menschen? Verzweifeln oder wachsen sie? Der Schwede Harry Martinson schrieb darüber vor über 60 Jahren das Gedicht „Aniara“ – und bekam dafür den Literatur-Nobelpreis. Pella Kågerman und Hugo Lilja machten aus der epischen Geschichte einen anderthalbstündigen Science-Fiction-Film. Das dystopische Werk ist nun in Deutschland fürs Heimkino erschienen.

Die Hülle von "Code 8" Abb.: Koch Film

„Code 8“: Indie-Film über verarme Superhelden

Macher sammelten Geld für ihre Science-Fiction-Parabel über Diskriminierung und Überwachung beim Internetschwarm ein Welche neuen Wege beispielsweise Internet-Finanzierungsmodelle für unabhängige Filmemacher eröffnen, haben bereits vor einiger Zeit die Finnen mit ihrer Mondnazi-Groteske „Iron Sky“ beweisen und jüngst auch Jeff Chan und die Cousins Stephen und Robbie Amell mit ihrem Science-Fiction-Projekt „Code 8“: Sie drehten 2016 zunächst einen Kurzfilm, um ihre Idee zu visualisieren. Und der schlug so gut ein, dass sie bald darauf insgesamt 2,3 Millionen Dollar über diverse Crowdfunding-Plattformen wie „Indiegogo“ vom Internetschwarm einsammeln konnten. Mit dem Geld drehten sie eine anderthalbstündige Landfassung ihrer Parabel um Superkräfte und Diskriminierung – und die ist nun auch in Deutschland fürs Heimkino erschienen.

Ganz allein: Seit Jahrzehnten lebt Helena (Clara Lago) in der Enge eines Raumschiffs, in dem die Sauerstoff-Versorgung immer mehr versagt. Abb.: Koch-Film

DVD „Orbiter 9“: Ein Leben lang allein

Science-Fiction über eine Reise: Nichts ist, was es scheint Mit „Orbiter 9“ hat der Spanier Hatem Khraiche einen Science-Fiction-Film vorgestellt, der trotz vergleichsweise aufwendiger Optik näher an einem Indie-Streifen als an einer Weltraum-Oper à la Starwars ist. Darin jongliert er mit Themen wie Wissenschaftsethik, Umweltkatastrophen und dem Zwiebelmodell: Schale um Schale zeigt sich der Kern hinter dem vermeintlich so glänzenden Griff nach den Sternen.

Komm, böses Alien, es gibt Sauerstoff zum Finale - Jake Gyllenhaal als todesmutiger Astronaut. Foto: Sony Pictures

„Life“: Schleimpilz stürzt Menschen vom Evolution-Thron

Science-Fiction-Horror im Stil von „Alien“ fürs Heimkino Was wäre, wenn der NASA-Roboter „Curiosity“ wirklich Leben auf dem Mars finden und es per Transportsonde gen Erde schicken würde? Sollten wir diese Sonde dann tatsächlich auf unserem Planeten landen lassen oder erst mal auf der Internationalen Raumstation ISS zwischenbunkern – für weitere Untersuchungen? Aus diesen gar nicht so abwegigen Fragen hat Regisseur Daniel Espinosa den klaustrophobischen Horror-Science-Fiction „Life“ gestrickt, der sich sichtlich bei Erfolgsstreifen wie „Alien“ und „Gravity“ bedient hat.

DVD „Total Recall“: Neuverfilmung mit viel Action und wenig Tiefgang

Douglas Quaid (Colin Farrell) sollte mit seinem Los eigentlich zufrieden sein: Er hat eine hübsche Frau (Kate Beckinsale) und einen festen Job in einer Roboterfabrik. Jeden Tag durchquert er mit seinen Schichtkollegen den Erdkern durch den gigantischen Fahrstuhl „The Fall“, um von den „Kolonien“ in die Förderation der Reichen des Planeten zu gelangen. Aber ihn plagen üble Träume und die Vorstellung, er führe vielleicht das „falsche“ Leben. Eines Tages besucht er die Firma „Rekall“, die ihm einen Agentenabenteuer-Urlaub per Gedächtnisimplantat verspricht. Doch dann geht alles schief und aus dem Spiel wird tödlicher Ernst…

„Symbol“: Japanische Groteske verknüpft alles mit allem

„Symbol“ ist – wie es der Filmtitel schon andeutet – symbolaufgeladenes Experimentalkino aus Japan, das Tausende Kilometer voneinander entfernte Ereignisse rund um den Globus auf mysteriöse Art miteinander verknüpft: Einen trashigen Wrestling-Kampf in Mexiko mit einer Wunderkammer im Nirgendwo, einen bellenden Mann in China mit einem Vulkanausbruch im Meer. Die Botschaft „Alles ist mit allem verbunden“ von Regisseur und Hauptdarsteller Hitoshi Matsumoto ist nicht gerade neu, auch artet sein Spiel manchmal in klassisches japanisches Over-Acting aus, dennoch hat „Symbol“ seinen ganz eigenen Reiz.

Wiederentdeckte Ur-Fassung auf DVD: Neuer Blick auf Metropolis

Darauf haben Filmfreunde schon lange gewartet: Die Murnau-Stiftung und Warner haben die kürzlich wiederentdeckte Urfassung von „Metropolis“ restauriert und nun auf DVD veröffentlicht. Die knapp zweieinhalbstündige Neuedition spiegelt den Fritz-Lang-Klassiker nahezu in der Version wieder, die 1927 Premiere hatte, bevor der Film von Paramount und der Ufa auf einen anderthalbstündigen Torso verstümmelt wurde. Die Rekonstruktion zeigt, dass „Metropolis“ ursprünglich mehr war als ein bloßer Science-Fiction-Film nach Golem- und Frankenstein-Muster war, sondern komplexer, thematisch breiter, imposanter aber auch – zumindest im ersten Drittel – kitschiger angelegt war als jene Versionen, die jahrzehntelang in den Kinos und im Fernsehen zu sehen waren. Die jetzt eingesetzten fehlenden Teile waren 2008 in Argentinien wiedergefunden worden.

Drückende Enge: Asimovs „Stahlhöhlen“

In einer gar nicht so weit entfernten Zukunft: Die überbevölkerte Erde trägt acht Milliarden Menschen, die in stählernen, gegen die Außenwelt abgeschotteten Städten leben. Die Luft kommt aus Klimaanlagen, das rationierte Essen aus Hefefabriken. Nur wer beruflich aufsteigt, bekommt eine eigene, winzige Wohnung und muss nicht mehr in den großen Gemeinschaftsunterkünften leben. Die besonders aktiven, mobilen unter den Menschen sind vor der drückenden Enge der Stahlhöhlen in die nahen Sternensysteme umgesiedelt. Sie nennen sich „Spacer“ (Raumleute) und betreiben eine erbarmungslose Zuchtauswahl auf ihren Planeten, um die Massenkultur der Heimat zu überwinden. Robot-Hasser und Robot als Team Am Rande des Molochs New York haben die Spacer eine Botschaftsstadt auf der Erde errichtet. Da wird einer der ihren ermordet. Die Spacer verdächtigen die alten Erdlinge. Ein gemischt spacig-irdisches Duo soll die Tat aufklären: Der Roboter-Hasser  und Cop Elijah Baley bekommt den menschenänlichen Spacer-Roboter R. Daneel Olivaw als Partner. Bald verdächtigt Baley seinen neuen Partner des Mordes – doch eigentlich soll den verkappten Blechkameraden wegen ihrer unabänderlichen inneren Roboter-Gesetze (Du darfst nicht töten) solch eine Tat doch unmöglich …

„Der dunkle Schirm“: Sci-Fi-Buch um ein drogenzerfressenes Hirn

Agent „Fred“ legt sich eine Tarnidentität als Drogenhändler Bob Actor zu. Er will die Quelle der neuen, schizophreniefördernden Superdroge „Substanz T“ finden, die den Markt überschwemmt, Tausende in den Wahnsinn treibt und von der er selbst (auf dienstliches Geheiß) reichlich schluckt. Nach seinem Dealer-Arbeitstag schlüpft er in einen „Jedermann-Anzug“, der ihn durch technische Vorrichtungen unidentifizierbar macht – selbst für seinen Chef bei der Drogenpolizei. Der beauftragt „Fred“ eines Tages, einen Dealer namens Bob Actor zu observieren – und eine bizarre Bewusstseinsspaltung nimmt ihren fatalen Lauf… US-Autor und Ex-Junkie Philip K. Dick (er lieferte u. a. die Vorlage für den Kult-Film „Blade Runner“) setzte in „Der dunkle Schirm“ seinen drogenruinierten Freunden ein Denkmal und attackiert den Überwachungsstaat der Ära Nixon. Traurig, faszinierend, mit Bukowski-artigen Dialogen. Und aktueller denn je, wenn man an die „Badesalze“-Paranoiadrogen denkt, die derzeit in den USA die Ärzte verzweifeln lassen. Heiko Weckbrodt Philip K. Dick: „Der dunkle Schirm“, 1977, Heyne-Verlag, ISBN 3453873688, 9,95 Euro -> Eine Leseprobe -> Die originelle Verfilmung von Richard Linklater (2006)

„Der dunkle Schirm“ – die psychodelische Verfilmung

Philip K. Dicks Romane gehören zu den deprimierendsten, aber auch besten Werken der amerikanischen Science-Fiction-Literatur: In ihren Dialogen erinnern sie an Bukowski, in ihrem Fokus auf das „dem System“ ausgelieferten und seelisch verkrüppelten Individuum an Kafka. Und sie gehören erstaunlicherweise zu den (postum) meistverfilmten Sci-Fi-Büchern. „Erstaunlich“, da kaum eine Leinwand-Umsetzung bisher ohne tiefe Änderungen des Original-Plots auskam – man denke nur an Ridley Scotts ganz eigene Interpretation von „Träumen Andrioden von elektrischen Schafen?“ als „Blade Runner“. Der Grund liegt auf der Hand: Dicks Stories spielen sich eher im Innern seiner Protagonisten ab. Dies gilt ganz besonders für „Der dunkle Schirm“, jene Geschichte um einen Drogenagenten namens „Fred“, der sich so vollkifft, dass er schließlich beginnt, sich selbst als einen Verdächtigen zu sehen, sich zu überwachen wie einen Fremden. Dies adäquat zu verfilmen, ohne Dicks Drogendrama auf die äußere Handlung zu reduzieren, ist schwierig. Richard Linklater hat sich 30 Jahre danach dennoch daran gewagt – und dies mit einer auch wieder freien und originellen Interpretation gemeistert. Um das Psychodelisch-Surreale der Vorlage zu spiegeln, setzte er das Rotoskopie-Verfahren …